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    Smart Investor Weekly 29/2011  1931  0 Kommentare Fünf vor zwölft – bei der US-Schuldenuhr - Seite 2

    Was wäre die Alternative?
    Bestünde für die Obama-Regierung keine Möglichkeit, die die Verschuldung auszuweiten, so müssten drastische Ausgabenkürzungen (in Verbindung mit Einnahmenerhöhungen) durchgesetzt werden (vergleichbar zu Griechenland), was das Land unweigerlich in die wirtschaftliche Rezession führen würde. Die Folge wäre, dass die Theorie vom Crack-up-Boom zu den Akten zu legen wäre. Aber für wie wahrscheinlich wir diese Möglichkeit halten, haben wir ja oben schon ausgeführt.

    Musterdepot
    Zumindest kursmäßig kam in den vergangenen, von der Unternehmensseite eher ruhigen Wochen ordentlich Bewegung in unser Musterdepot. Mit der wieder aufgeflammten Nervosität an den Märkten stieg auch die Volatilität vieler Titel. Meist ging es dabei abwärts, so wie im Fall des Schnurlostelefonherstellers Gigaset* (WKN: 515 600). Auf der Suche nach Antworten, die den auch zum Gesamtmarkt überproportionalen Einbruch erklären könnten, drängt sich die Vermutung auf, dass der Kursrückgang mit der vorzeitigen Wandlung der 2010 ausgegebenen Wandelanleihe zusammenhängt. Gigaset übte wie erwartet diese Option zum frühestmöglichen Zeitpunkt Ende Juni aus. Für je eine Teilschuldverschreibung erhielten die Zeichner nun 0,87 Gigaset-Aktien. Dadurch stieg die Gesamtzahl der Aktien auf einen Schlag um gut 10 Mio. auf 50 Mio. Anteile. Nicht jeder Anleiheinvestor dürfte in diesen wieder zunehmend unsicheren Zeiten auch Gigaset-Aktionär sein wollen – zumal das Investment bereits einen ordentlichen Gewinn abwarf –, und so wird er sich über die Börse von seinen Anteilen getrennt haben. Dies erklärt den doch deutlich spürbaren Verkaufsdruck. Wir gehen operativ davon aus, dass sich das Unternehmen weiterhin auf Kurs befindet, seine Ziele für das Gesamtjahr (Umsatz 540 Mio. EUR, EBITDA mindestens 57 Mio. EUR) zu erreichen.

    Beim „Skandalpapier“ Sino-Forest (WKN: 899 033) deutet sich indes eine Bodenbildung auf zugegeben sehr niedrigem Niveau an. Nach dem jähen Absturz im Zuge der vom Researchhaus Muddy Waters erhobenen Betrugsvorwürfe tendierte das Papier zuletzt seitwärts. Uns erreichen immer wieder Gerüchte, wonach die Enthüllungen als Warnschuss in Richtung des Hedgefonds-Managers John Paulson verstanden werden könnten. Demnach hätten andere Marktteilnehmer – sehr wahrscheinlich auch Hedgefonds – den Bericht bewusst lanciert, um dem milliardenschweren Investor zu schaden, weil dieser sich weigerte, bei anderen Deals mitzumachen. Eine solche Interpretation legt den Verdacht nahe, dass die Vorwürfe gegen Sino-Forest am Ende weniger schwerwiegend als zunächst gedacht sein könnten. Paulson hat sich in seinem Fonds inzwischen von allen Sino-Forest-Anteilen getrennt. Der Verlust aus dem Investment – Paulson hielt darüber hinaus auch Anleihen von Sino-Forest – dürfte sich Schätzungen zufolge auf über 750 Mio. USD belaufen. Wir warten zunächst ab, zu welchen Ergebnissen die eingesetzte Untersuchungskommission in ihrem Bericht kommt.

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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 29/2011 Fünf vor zwölft – bei der US-Schuldenuhr - Seite 2 Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten steht der Zeiger 5 vor 12. Ob die Pleite der USA zu diesen Möglichkeiten zählt, wird sich in ein paar Tagen zeigen. Aus unserer Sicht werden die Politiker nochmal die Kurve kriegen und wie gehabt weiter kräftig Schulden machen.

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