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    Smart Investor Weekly 33/2011  1549  0 Kommentare Aus Mangel an Alternativen - Seite 2

    Nominalanlagen immer unattraktiver
    Aus dem Vorgesagten wird klar, dass in der EU der Weg in die Transfer- und Haftungsgemeinschaft klar vorgezeichnet ist und durch die Krise sogar noch erheblich  beschleunigt wird. Der Preis dieses Irrwegs ist neben der Verwässerung der Kaufkraft auch die schleichende Verschlechterung der Bonität der „Geberländer“, die bereits mit dem ersten „Rettungspaket“ begann. Ratingagenturen vollziehen diesen Prozess mit einigem zeitlichen Abstand nach – dafür aber umso heftiger. Herabstufungen wird es hageln, wenn immer weniger verbleibende „Retter“ immer größere Summen garantieren oder gleich an die „zu Rettenden“ transferieren sollen. Da dieser Prozess angesichts der aktuellen Politik praktisch unausweichlich ist, sollten jegliche europäische Staatsanleihen strikt gemieden werden (gilt aus anderen Gründen ebenso für US-Staatsanleihen). Auch Lebensversicherungen, die über Regeln wie „Solvency II“ förmlich in das Klumpenrisiko Staatsfinanzierung gedrängt werden sind unattraktiv. Anleger, die ihre Entscheidungen an solche Kapitalsammelstellen abgeben, sollten sich bewusst sein, dass mit ihren Mitteln nicht mehr primär ihre eigenen Anlageziele sondern politische Interessen verfolgt werden. Für uns besteht jedoch kaum ein Zweifel, dass der geld- und fiskalpolitische Amoklauf in EU und USA zu der für Nominalanlagen unattraktivsten aller Welten führt: Anziehende Teuerung + verschlechterte Bonität der staatlichen Schuldner + künstlich niedrig gehaltene Zinsen. Der Deutschen liebste Kinder  – Festgelder, Staatsanleihen, Lebensversicherungen – sind in diesem Szenario schlicht unattraktiv, was den Anlegern auch zunehmend bewusst werden dürfte.

    Sachwerte per Saldo(!) aufwärts
    Das darf freilich nicht so interpretiert werden, dass sich dies 1:1 in einen kontinuierlichen Aufwärtstrend aller Sachwertanalagen übersetzt. Dieser Prozess ist alleine schon deshalb holprig und von Rückschlägen geprägt, weil die Märkte immer wieder von Krisensitzungen und Wochenend-Entscheidungen betroffen sein werden. Besonders kritisch sind die Phasen, in denen die Politik glaubt, etwas „gelöst“ zu haben und auf eine Beruhigung der Märkte spekuliert. Diese trat in der Vergangenheit allenfalls kurzfristig ein, wobei nach solchen Zwischenspielen die Problemlage umso deutlicher von den Märkten herausgearbeitet wurde. Die Politik reagiert in ihrer Wahnvorstellung, die Märkte steuern zu können, meist zu spät und vom Umfang her nicht angemessen. Tragfähige Lösungen sind in ihrem Arsenal jedenfalls nicht sichtbar. Neben der hier seit langem empfohlenen Absicherung mittels Edelmetallen, sollte der Anleger – wir haben darauf in der Vorwoche hingewiesen – auch andere Anlagen in Betracht ziehen. Dies ist besonders brisant, weil der Erfolg der Edelmetalle so auffällig mit der Erfolglosigkeit von Politik und Notenbanken kontrastiert. Da dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Erfolglosen bei den Edelmetallbesitzern die Daumenschrauben anziehen wollen. Es war schon immer gefährlich Recht zu haben, wenn sich die Machthaber im Irrtum befinden. Als relativ liquide Anlagevehikel sollten Anleger weiter Rohstoffe und Aktien im Auge behalten. Ein differenziertes Vorgehen bleibt das Gebot der Stunde. Bankaktien, die wir als Hauptexponenten des hochgradig gefährdeten Geldsystems sehen, haben besonders gelitten, und den Index aufgrund ihrer Gewichtung negativ beeinflusst. Banken gehören auch weiter nicht zu unseren Favoriten in einem Crack-up-Boom. Obwohl die charttechnische Situation der meisten Aktienindizes angeschlagen ist und Trends gebrochen wurden, sollte man die ermäßigten Kurse sukzessive auch für Neuanlagen nutzen. Zwar kam es nicht zu der unter diesem Blickwinkel des Sentiments wünschenswerten Panik, aber viele Anleger erwarten laut einer aktuellen Presseverlautbarung der Sentix GmbH nur eine schwache Erholung mit anschließend wieder sinkenden Kursen. Aufgrund der desolaten technischen Situation und der sich eintrübenden Konjunkturaussichten ist das zwar verständlich, aber selten verhalten sich Märkte so wie erwartet. Unser Hauptargument für Aktien ist der Mangel an liquiden Anlagealternativen. Bei einer Beschleunigung der Krise können wir uns sogar eine „Flucht in Aktien“ vorstellen – freilich nur in die Titel derjenigen Unternehmen, die ein solches Szenario auch handhaben können.

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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 33/2011 Aus Mangel an Alternativen - Seite 2 Nach dem Schock an den Aktienmärkten beleuchten wir die wesentlichen Bestimmungsfaktoren für die Märkte - Geld- und Fiskalpolitik

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