checkAd

     2934  0 Kommentare Jahrestage

    Jahrestage

    Wie jedes Jahr kamen die Zentralbanker und Spitzenökonomen auch dieses Jahr wieder im amerikanischen Jackson Hole zusammen. Hole, auf deutsch „Loch“ – eine schöne Anspielung darauf, was die Finanzkrise in die Weltwirtschaft gerissen hat.

    Ziemlich genau vor einem Jahr hatte US-Notenbankpräsident Bernanke hier noch etwas verklausuliert von der Möglichkeit eines weiteren QE-Programms gesprochen. Das begeisterte die Akteure an den Finanzmärkten so, dass damals der Ende April mit dem ersten Ausbruch der Griechenland-Krise begonnene Kursrutsch bei Aktien endete. Anfang November 2010, QE2 wurde offiziell in Gang gesetzt, war schon wieder das Niveau vom April erreicht.

    Gestern war Bernanke wieder dran. Im Vorfeld war gerätselt worden, welche Maßnahmen er bei seiner Rede in Aussicht stellen könnte. Viele Kapitalmarktexperten maßen seiner Rede eine Schlüsselrolle für die Zukunft der Aktien- und Anleihemärkte, wie auch der US-Konjunktur zu.

    Die kühnsten Hoffnungen der „Liquiditäts-Junkies“ unter den Beobachtern richteten sich darauf, dass Bernanke in diesem Jahr ein weiteres QE-Programm andeutet. Andere Beobachter warnten vor überzogen hohen Erwartungen. Aber alle erwarteten irgendetwas, sei es eine gezielte Unterstützung des notleidenden Immobiliensektors, sei es eine Zusicherung, die Fed-Bilanz zumindest bis Mitte 2013 nicht zu verkürzen.

    Heute, nach dieser Rede, ist klar: Bernanke hat nahezu alle Erwartungen enttäuscht. Er kündigte keine Konjunkturstütze der Fed an, sondern vertröstete die „Märkte“: Die US-Notenbank verfüge über eine Reihe von Instrumenten, um die Konjunktur zu stärken. Über Maßnahmen werde aber erst am 20. und 21. September auf dem nächsten regulären Treffen des Offenmarktausschusses der Fed entschieden, das hierzu eigens auf zwei Tage verlängert wird.

    Die Ankündigung eines neuen QE-Programms hätte möglicherweise als sehr negatives Signal bezüglich der wirtschaftlichen Verfassung der USA verstanden werden können. Zumal die US-Wirtschaft weiterhin mit den Problemen wie vor QE2 kämpft - hohe Arbeitslosigkeit, geringes Wachstum, Überschuldung. „Es ist offensichtlich, dass die Erholung von der Finanzkrise weit weniger robust war, als wir gehofft hatten“, sagte Bernanke.

    Bernanke hatte vor seiner Zeit als Notenbankchef als Wirtschaftsprofessor die Große Depression der 1930er Jahre untersucht und daraus abgeleitet, dass die Notenbanken in einer solchen Krise die Liquiditätsschleusen aufreißen müssten. Das hatte die japanische Notenbank in den 1990er Jahren auch getan, mit dem Ergebnis einer „verlorenen Dekade“ (eigentlich bereits zwei...). Da sich die Situation in den USA genauso „anfühlt“, werfen die einen Bernanke nun vor, er hätte zu wenig Geld in die Märkte gepumpt, während andere kritisieren, er treibe lediglich die Inflation an.
    Seite 1 von 3



    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen


    Anzeige


    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.


    Anzeige


    Verfasst von Klaus Singer
    Jahrestage Jahrestage Wie jedes Jahr kamen die Zentralbanker und Spitzenökonomen auch dieses Jahr wieder im amerikanischen Jackson Hole zusammen. Hole, auf deutsch „Loch“ – eine schöne Anspielung darauf, was die Finanzkrise in die Weltwirtschaft …