checkAd

    Smart Investor Weekly 6/2012  1905  0 Kommentare Liebe in Zeiten der Killerkälte - Europäische Politik als Groschenroman

    Wenn Inszenierung und Wirklichkeit aufeinander treffen, dann reibt man sich manchmal verdutzt die Augen.

    Kalt ist es geworden in Deutschland – und in Europa. Das meinen wir unter anderem sogar wörtlich. Konnte hierzulande bislang allein die „soziale Kälte“ dem Trend zur Globalen Erwärmung widerstehen, so spielt nun auch das Wetter verrückt. Bereits mehrere hundert Kältetote sind in Europa zu beklagen und unsere auf Kante genähte Energieversorgung zeigt erste Schwächetendenzen. Wenigstens dürfen wir sicher sein, dass auch künftig kein Kernkraftwerk auf deutschem Boden von einem Tsunami getroffen wird. Erstaunlich aber, dass nun ausgerechnet die Bild-Zeitung aus der Phalanx der Klimahysteriker ausschert und „Die CO2-Lüge“ mit einer eigenen Serie bedenkt. Das ist immerhin jene Zeitung, die im Vorfeld noch eines jeden Klimagipfels als Sprachrohr sogenannter Klimafolgenforscher fungierte und uns den baldigen Hitzetod prophezeite. Offenbar muss das leibhaftige Killergas CO2gegenüber der Killerkälte im Moment klein beigeben. Wirklich gespannt dürfen wir aber auf die Erklärungsversuche der CO2-Gläubigen und  -Profiteure sein: Sicher, Wetter ist nicht Klima, Kälte ist Ausdruck der Erwärmung und überhaupt, war die Kälte nur eine Gefühlte. Ohnehin setzt man sich sprachlich schon seit einiger Zeit von der „Globalen Erwärmung“ ab, vermutlich weil sie zu nachprüfbar ist. Die neue Vokabel heißt daher „Klimawandel“, denn nichts ist bekanntlich beständiger als der Wandel, jetzt auch „menschengemacht“. Dass man nicht überall in der Welt so viel Verständnis für die Luxusprobleme der westlichen Klima-Nomenklatura hat, zeigte sich diese Woche in China. Die dortige Regierung verbietet ihren Airlines schlicht die Bezahlung des von der EU erhobenen „Klimaschutzgelds“.

    Mutti und der kleine Franzose
    Wenigstens ums Herz wird es uns derzeit ein wenig warm, wenn wir Mutti mit ihrem kleinen Franzosen händchenhaltend vor den Kameras sehen. Das ungleiche Paar versichert sich ein um das andere Mal höchster und gegenseitiger Wertschätzung. Mutti etwa unterstütze den kleinen Franzosen, „egal, was er tue“. Derart blinde Gefolgschaft ist selten geworden in Deutschland. Der kleine Franzose seinerseits schwärmte, wie sehr er die Frau bewundere, die 80 Mio. Deutsche in, pardon, durch die Krise geführt habe. Nur notorische Unken unken, dass er am Ende gar kein Auge auf unsere Mutti, sondern nur eines auf die schier unerschöpflich tiefen Taschen der deutschen Steuerzahler geworfen hat. Frankreich gilt einigen Beobachtern nämlich längst als die am meisten überschätzte Volkswirtschaft der EU und bereits der frühere Staatspräsident Charles de Gaulle formulierte ebenso trocken wie treffsicher: „Staaten haben keine Freunde, Staaten haben Interessen.“ Das durch diese mäßig attraktive Lovestory erzeugte Wohlbehagen kann kaum über die tiefen Gräben hinwegtäuschen, die das EU-Prestigeprojekt Euro in Europa aufgerissen hat. Dem „Friedens“-Euro sei Dank, werden in Europa wieder Ultimaten gestellt, die freilich wirkungslos verpuffen, wie das gestrige gegen Griechenland. Das einzige Disziplinierungsinstrument, das funktioniert hat, der Marktzins, wurde von den Hobby-Ökonomen der Junckerschen Euro-Clique bzw. -Gruppe auf dem Altar ihres Wunschdenkens geopfert.

    Seite 1 von 4




    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 6/2012 Liebe in Zeiten der Killerkälte - Europäische Politik als Groschenroman Wenn Inszenierung und Wirklichkeit aufeinander treffen, dann reibt man sich manchmal verdutzt die Augen.