Wochenausblick
EURUSD + Dax
Euro-Dollar:
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In der letzten Handelswoche stand wieder einmal Griechenland im Vordergrund. Euro-Dollar reagierte auf die stündlich veränderte
Nachrichtenlage mit rasanten Kursbewegungen. Als die letzte Hoffnung auf eine Regierungsbildung am Dienstag verpuffte, fiel die Gemeinschaftswährung impulsiv von 1,2850 auf 1,2720 und erreichte
am Freitag schließlich das Wochentief knapp über 1,2640. Damit blieb das bisherige Jahrestief knapp über 1,2620 bislang unangetastet, zumal dann ab Freitag Mittag eine Erholungsbewegung startete,
die den Euro heute morgen sogar über die 1,28 hievte.
Man wird jetzt gebannt auf die Meinungsumfragen in Griechenland blicken - in der Hoffnung, daß die etablierten Parteien wieder Auftrieb
bekommen und das fröhliche Alimentieren des hoffnungslosen Pleitiers dann endlos fortgesetzt werden kann. Griechenland ist ohnehin nur die Spitze des Eisbergs, die Entscheidung über den
Fortbestand der EU fällt doch eher in Spanien und Italien.
Und dort verschlechtert sich die Lage zusehends. Man kann davon ausgehen, daß die bisherigen
Schätzungen über "faule" Immobilienkredite in Spanien, die sich derzeit auf ca. 180 Milliarden Euro belaufen, in der Realität deutlich höher liegen. Ein ähnliches Phänomen sahen wir 2007/2008
auch in den USA, dessen Platzen der Immobilienblase guten Anschauungsunterricht über die weitere Entwicklung gibt. Auch dort kamen die immensen Verluste eher tröpchenweise ans Licht - am Ende
wird dann der spanische Staat massiv intervenieren müssen, bevor dann die EU das Land "ausbailen" muß. Dieser Prozeß kann sich über ca. ein Jahr hinziehen, kommen wird er so oder
so.
Auch in Italien nehmen die Dinge eine negative Wendung, wennglich noch weitgehend unbeachtet von den Märkten. Die Reformbemühungen
Mario Montis stagnieren, gebremst vom Widerstand der verschiedenen Interessensgruppen. Die Popularität des Regierungschefs ist in kurzer Zeit dramatisch gesunken, die Aufbruchstimmung erst einmal
verflogen. Das Land wird wieder in den alten Trott zurückfallen, die Lage an den Anleihemärkten dann wieder eskalieren.
Das alles heißt nicht, daß der Euro sofort seine Talfahrt fortsetzen wird. Denkbar ist nun eine Erholung in Richtung des
1,30er-Widerstands, wenn das Tief vom Freitag mit dem bisherigen Jahrestief aus dem Januar einen Doppelboden bildet. Zwingende Voraussetzung aber ist, daß der Euro eben nicht mehr unter den
Bereich 1,2620/40 fällt. Spätestens bei 1,30 aber dürfte dann wieder der Weg nach Süden eingeschlagen werden.
Dax:
Auch der Dax stand naturgemäß unter dem Eindruck der Entwicklung in Griechenland. Letztlich ging es kontinuierlich nach unten,
beschleunigt am Dienstag, als das Scheitern der Regierungsbildung in Griechenland bekannt wurde. Zum Wochenschluß handelte der Index schon in Sichtweite der 6200er-Marke, kann sich aber heute
vormittag wieder über 6300 Punkte erholen.
Wir haben beim EURUSD gesehen, daß die Großwetterlage auch für den Dax nicht gerade rosig aussieht. Die Probleme in Europa werden
früher oder später eskalieren, und so bleibt letztlich nur noch die Hoffnung auf Maßnahmen der Notenbanken. Das könnte in Gestalt von QE3 durch die Fed geschehen, oder eben durch einen neuen
Tender der EZB. Es ist jedoch davon auszugehen, daß die europäische Notenbank noch etwas abwarten wird, bevor sie weiteres Pulver verschießt. Die Lage muß also noch schlimmer werden, bevor
weitere Liquiditätshilfen zu erwarten sind.
Das uneingeschränkte Highlight aber war der Börsengang von Facebook. Der Hype im Vorfeld erinnerte doch stark an alte Bubble-Zeiten -
erstaunlich, daß Anleger bereit sind, für so wenig Substanz so viel Geld auszugeben. Es ist offenkundig, daß nach gutem Start der Kurs bei 38 Dollar von den das IPO begleitenden Banken gestützt
werden mußte - die sitzen nun auf Stücken, die sie nicht unbedingt wollten und werden zeitnah Propaganda für die Aktien machen, um möglichst nicht auf Verlusten sitzen zu bleiben.
In dieser Woche stehen recht wenige Konjunkturdaten auf der Agenda, insbesondere in der zweiten Wochenhälfte kommen dann einige Daten
aus Europa (Auftragseingänge, Einkaufsmanagerindizes, ifo-Index), die zeigen werden, wie es mit der Konjunktur in Euroland aussieht.
Charttechnisch ist der Dax angeschlagen, doch nicht im freien Fall. Im Bereich 6400 verläuft derzeit die Abwärtstrendlinie seit Mai -
gelänge der Sprung darüber, hätte der Dax Luft bis in den Bereich 6860 Punkte. Auf der Unterseite wartet die nächste relevante Unterstützung bei 6080/6100 Punkte, sodann bei der psychologisch
wichtigen 6000er-Marke.
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