Auslandsaktien
Nicht überall gehen Lichter aus
19. September 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz zuletzt gestiegener Kurse dank höherer Strompreise und positiverer Analysteneinschätzungen: Aktien deutscher Stromversorger waren für Anleger in diesem Jahr definitiv keine gute Wahl. Die Energiewende in Deutschland macht den Konzernen die Geschäftsgrundlage zunichte – mit konventionellen Kraftwerken ist kaum noch Geld zu verdienen. Die Aktien von RWE und Eon sind seit Jahren im Sinkflug und erreichten im August ein Mehrjahrestief.
GDF profitiert vom Auslandsgeschäft
Jenseits der Grenzen sieht es allerdings anders aus: Ausgesprochen erfreulich entwickelt hat sich etwa die Aktie des französischen Konzerns GDF Suez (WKN A0ER6Q), wie Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler berichtet. Seit den Tiefs vom Juni hat der Dividendentitel um 26 Prozent zugelegt. Auch die Jahresbilanz fällt – trotz schwieriger Phasen – mit einem Plus von knapp 20 Prozent noch eindeutig positiv aus. „Es kommt gut an, dass der Konzern seine Schulden abbaut und sich von Teilen seines Solar- und Windkraftgeschäfts trennt.“ Zudem macht der Versorger nur noch ein Viertel seiner Gewinne in Europa, die Probleme hier treffen den Konzern daher weniger. „GDF gilt als einer der aussichtsreichsten europäischen Versorger“, meint Vorhauser.
Deutliches Kursplus bei EDF
Noch viel besser schneidet in diesem Jahr die EDF-Aktie (WKN A0HG6A) ab: Ende 2012 kostete diese an der Börse Frankfurt noch 13,85 Euro, jetzt sind es 21,79 Euro – ein Plus von 57 Prozent, wie Roland Stadler von der Baader Bank bemerkt. Der französische Konzern, der stark auf Atomstrom setzt, hat im Juli nach einem erfolgreichen ersten Halbjahr die Prognosen für die zweite Jahreshälfte erhöht.
Gewinne auch für Versorger im Süden
Ebenfalls zufrieden sein können Aktionäre des spanischen Versorgers Iberdrola, der Dividendentitel (WKN A0M46B) hat sich seit vergangenem Sommer um 54 Prozent verteuert von weniger als 2,80 im Juli 2012 auf aktuell 4,30 Euro. Iberdrola setzt stark auf das Ausland und auf Windenergie. Im ersten Halbjahr hatte allerdings ein schwaches Brasilien-Geschäft für einen rückläufigen Gewinn gesorgt. Außerhalb Brasiliens konnte Iberdrola den Gewinn aber steigern.
Vom jüngsten Auftrieb in der Branche profitiert auch Enel, der größte italienische Stromversorger. Die Aktie (WKN 928624), die im Juli an der Börse Frankfurt noch 2,30 Euro kostete, notiert jetzt bei 2,82 Euro. Die heftigen Verluste in der ersten Jahreshälfte sind aber noch nicht ausgebügelt, seit Anfang Januar kommt die Aktie auf ein Minus von 13 Prozent. „Enel hängt eben am italienischen Markt“, bemerkt Stadler. Das Unternehmen verzeichnete im ersten Halbjahr einen Umsatz- und Gewinnrückgang.
M&A-Spekulationen treiben Fiat
Zu kämpfen hat laut Vorhauser auch der chinesische Stromkonzern CLP: Die Aktie (WKN 861336) war Ende Mai und Anfang Juni stark eingebrochen. „Im ersten Halbjahr hat CLP einen Verlust eingefahren“, erläutert der Händler. Der Konzern, Hongkongs größter Stromversorger, ist auch im Ausland aktiv. „Starke Regenfälle in Australien und ein nur eingeschränkt nutzbares neues Kraftwerk in Indien machten CLP einen Strich durch die Rechnung.“ Das Geschäft in Hongkong und China laufe aber gut. Die Kurs hat sich mittlerweile stabilisiert: Aktuell wird CLP an der Börse Frankfurt zu 6,05 Euro gehandelt, im August waren es im Tief noch 5,87 Euro.
Renditerenner in den vergangenen Wochen ist unterdessen Veolia Environnement (WKN 501451), der weltgrößte Wasserversorger. Das Unternehmen musste zuletzt herbe Einschnitte vornehmen und Beteiligungen im Ausland verkaufen. Anleger gehen nun offenbar davon aus, dass die Schrumpfkur glückt: Die Aktie hat seit Anfang Juli um 74 Prozent zugelegt, seit Jahresbeginn sind es immerhin noch 44 Prozent.
von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG, © 19. September 2013