Twitter-IPO
“Twitter ist weniger gehypt als Facebook” – Manuel Koch im Expertengespräch - Seite 3
Ansonsten sehen wir den Trend, dass viele kleine, vielversprechende Unternehmen von den großen geschluckt werden. So hat Yahoo Tumblr oder Facebook Instagram übernommen. An der NYSE sehen wir zurzeit viele Börsengänge. Ich frage mich dann immer, was wir in Deutschland zu bieten haben. Wo sind die vielen Start-ups in Berlin? Sind wir zu unkreativ oder einfach nicht gut genug? Zudem würde ich Unternehmen im Auge behalten, die auf Cloud-Computing spezialisiert sind. Da liegt die Zukunft.
Feingold Research: Der Markt hat die Ernennung Janet Yellens zur neuen Fed-Chefin gefeiert. Schätzt der Markt dies nicht zu positiv ein? Was wird die Fed 2014 für Signale an die Börsianer senden?
Manuel Koch: Janet Yellen wird die erste Frau und die erste Vize-Chefin sein, die den Chefposten übernimmt. Der aktuelle Notenbankchef Ben Bernanke hat einen sehr kollegialen Führungsstil. Es wird interessant zu sehen sein, wie Yellen die Fed ab Februar 2014 leiten wird. Der Markt mag Yellen, denn sie steht hinter der aktuellen Politik. Wir werden also weiter Koffein für die Märkte sehen. Man muss immerhin bedenken, dass die Politik der Notenbank für fast 90 Prozent des Kursanstieges beim S&P 500 verantwortlich ist. Viele Experten glauben mittlerweile, dass die Fed aussteigen sollte. Das Programm hat Wirkung in der Krisenzeit 2008 gezeigt, aber momentan scheinen die 85 Milliarden Dollar monatlich wenig zu bewirken, wenn wir auf den schleppenden Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Erholung schauen.
Feingold Research: Der Shutdown in den USA hat Börsianer wie US-Bürger ziemlich genervt. Wie haben Sie persönlich den Haushalts- und Schuldenstreit erlebt?
Lesen Sie auch
Manuel Koch: Im Alltagsleben habe ich ehrlich gesagt gar nichts gemerkt. Die New York Stock Exchange lief natürlich normal weiter, die U-Bahn fuhr, alle Läden hatten geöffnet. Touristen spürten da vielleicht eher etwas. Freunde von mir waren zum Bespiel am Grand Canyon, der geschlossen war. Also mussten sie einen teuren Hubschrauber-Flug machen, um überhaupt etwas vom Canyon zu sehen. In den Nachrichten wurde dann täglich mit Countdown bis zum Shutdown in allen Sendungen darüber berichtet. Aus deutscher Sicht fühlt sich das schon recht verrückt an: Eine Regierung macht dicht, Mitarbeiter werden in den Zwangsurlaub geschickt und der Staat steht vor der Pleite. In den USA gehört das mit zum Politik-Poker. Ich persönlich fand die Rolle von Präsident Obama enttäuschend. Der einstige Hoffnungsträger für so viele Amerikaner war ein schwacher Führer. Das sehen wir leider auch bei vielen Projekten, die der Präsident angehen wollte und die politisch nicht umgesetzt werden können.