Geldanlage
Die Nutzlosigkeit von Kapitalmarktprognosen - Seite 3
Was bleibt dem Anleger zu tun, der dieses Spiel durchschaut hat? Viele Investoren verstehen inzwischen, dass die aktive Auswahl einzelner Aktien oder Anleihen nur selten zu besseren Ergebnissen als der Marktdurchschnitt führt, und bevorzugen daher kostengünstige Indexfonds gegenüber teureren Fonds mit aktivem Management. Da aber die Prognose der Entwicklung ganzer Märkte eher noch schwieriger ist als die Prognose der Entwicklung einzelner Unternehmen, ist die dynamische, häufig wechselnde Gewichtung unterschiedlicher Indexfonds genauso wenig erfolgversprechend wie die dynamische, häufig wechselnde Auswahl einzelner Aktien oder Anleihen. Der rationale, realistische Vermögensverwalter legt eine möglichst breit diversifizierte Portfoliostruktur fest, die bei äußerst unterschiedlichen, sogar gegensätzlichen zukünftigen Szenarien zumindest zufriedenstellende Ergebnisse erwarten lässt. Er implementiert diese starre Allokation mit geeigneten Indexfonds für jede Anlageklasse, und hält dann an dieser Allokation fest. Dies erfordert gelegentliche Umschichtungen von Anlageklassen mit überdurchschnittlicher in Anlageklassen mit unterdurchschnittlicher Performance, um so die ursprünglich festgelegte Allokation wiederherzustellen, was sich einfach anhört, aber eine außergewöhnliche Disziplin erfordert. Nur wenige unabhängige Vermögensverwalter oder Fondsmanager verfolgen diesen realistischen und bescheidenen Ansatz und erzielen damit oft bessere Ergebnisse als die Mehrzahl ihrer Konkurrenten, die auf der Basis illusionärer Prognosen mit dem Geld ihrer Kunden spekulieren. Für die meisten Banken ist ein Ansatz ohne die Illusion der Vorhersagbarkeit aber uninteressant, denn bloße Wissenschaftler oder Techniker können weder so große Ehrfurcht erwarten wie Priester noch eine so hohe Entlohnung verlangen wie Magier.