Dotcom-Blase 2.0
Darum befinden wir uns inmitten einer neuen Tech-Blase!
Vielen ist die Dotcom-Blase von 2000 noch in schmerzhafter Erinnerung. Nun könnte es bald wieder soweit sein. Woran man es erkennt? An unmoralischen Angeboten für Journalisten.
Adam Lashinsky, Korrespondent des „Fortune“-Magazins, ist Wirtschaftsjournalist und begleitet seit Jahren die Tech-Industrie. Im März dieses Jahres veröffentlichte er einen Artikel über Arista Networks, einem aufstrebenden Tech-Unternehmen im Bereich Networking. Ein paar Wochen später erhielt Lashinsky einen Anruf. Der Anrufer: ein Mitarbeiter von Arista Networks.
Nun ist es für einen Journalisten erst einmal nichts Ungewöhnliches, Anrufe von Unternehmen zu bekommen. Weitaus pikanter ist dagegen die Tatsache, dass Lashinksy in diesem Telefonat „Familien und Freunde“-Anteile an Arista Networks angeboten wurden. Das Angebot sei explizit gewesen, bis hin zur genauen Anzahl an Anteilen, die er zum IPO-Preis hätte erwerben können, schreibt Lashinsky. Der Mitarbeiter hätte demnach ausdrücklich im Namen von Jayshree Ullal angerufen, der CEO von Arista Networks. Und Lashinsky scheint kein Einzelfall gewesen zu sein, im Gegenteil. Auf Nachfrage verwies eine Arista-Sprecherin demnach auf die Existenz eines bestimmten Anleihenprogramms, was zumindest darauf schließen lässt, dass auch andere Journalisten betroffen sind.
Erschreckende Parallelen zur Dotcom-Blase
Doch viel beunruhigender als die Tatsache, dass einem Journalisten ganz offenkundig Aktien angeboten wurden, ist für Lashinsky das, was hinter diesem unmoralischen Angebot steckt: die zunehmende Überheblichkeit der Tech-Unternehmen.
Das Silicon Valley, Heimat vieler bekannter Tech-Giganten und solchen, die es werde wollen, gilt schon länger als „Insel der Seligen“, wie wallstreet:online es nannte. Die Unternehmen leben in einer Parallelwelt mit Wohlfühlfaktor und koppeln sich dabei mehr und mehr von der „realen“ Welt ab.
Lashinsky sieht in diesen Entwicklungen innerhalb der Tech-Branche erschreckende Parallelen zur Dotcom-Blase: regelmäßig Events der Tech-Firmen wie Charity-Veranstaltungen oder Abendessen, ein Überangebot an neuen Medienformaten, das sich einzig und allein an die Tech-Gemeinde richtet - und eben solche Bestechungsversuche wie von Arista Networks. Lashinsky schreibt: When times are so good that executives are willing to disregard the difference between ethical and unctuous behavior, it’s just one sign that the end, relatively speaking, is near (etwa: Wenn die Zeiten so gut sind, dass die Führungsriege bereit ist, den Unterschied zwischen ethisch korrektem und inkorrektem Verhalten zu ignorieren, dann ist das nur ein Zeichen dafür, dass das Ende naht).
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Die Parallelen, die Überheblichkeit und die Verblendung der Tech-Branche lassen für Lashinsky deshalb nur einen Schluss zu: Wir befinden uns inmitten einer neuen Tech-Blase – und sie wird bald platzen.