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    Dummheit oder politischer Druck  5711  10 Kommentare HRE-Anleihenmist in Griechenland kostet Steuerzahler Milliarden - Hedgefonds lachen

    Schlechtes Management oder politischer Druck? Im Zuge des griechischen Schuldenschnitts übersieht die verstaatlichte Hypo Real Estate einen entscheidenden Unterschied zwischen Anleihenkategorien - und schenkt dem griechischen Staat damit Milliarden. Auch Hedgefonds profitieren.

    Mit griechischen Anleihen im Wert von rund 9 Milliarden Euro besaß die Bad Bank der verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE) nicht nur mehr Anleihen als alle anderen deutschen Banken zusammen. Sie war damit obendrein auch der zweitgrößte Gläubiger Griechenlands, nur die Europäische Zentralbank hatte noch mehr offene Forderungen. Umso brisanter ist das, was die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nun enthüllt: Interne Daten der Abwicklungsbank FMS Wertmanagement, die der „FAZ“ vorliegen, sollen belegen, dass der deutsche Steuerzahler insgesamt 2,56 Milliarden Euro verloren hat, weil die Hypo Real Estate einen entscheidenden Unterschied zwischen Anleihenkategorien nicht beachtet hat - oder nicht beachten wollte.

    Ausländische Anleihen wertvoller als heimische

    Im Zuge des Schuldenschnitts gab es zwei Kategorien griechischer Anleihen: Wertpapiere, die nach heimischen, sprich griechischem Recht, begeben werden und solche, für die ausländisches Recht gilt. Anleihen der ersten Kategorie machten mit einem Volumen von insgesamt 177 Milliarden Euro den Löwenanteil der griechischen Schulden aus. Da sie aber griechischem Recht obliegen, konnte die griechische Regierung in Verhandlungen die Vertragsbedingungen ändern und im Zuge einer Umschuldung die betroffenen Anleihen in niedriger verzinste Wertpapiere mit längerer Laufzeit umwandeln. Von den gesamten griechischen Anleihen im Wert von 9 Milliarden Euro, die die Hypo Real Estate besaß, waren 6,7 Milliarden solche heimischen Wertpapiere. Der damit einhergehende Verlust von 5,3 Milliarden Euro war demnach kaum zu vermeiden, wie die „FAZ“ konstatiert.

    Ganz anders aber sieht die Sache bei den Anleihen nach ausländischem Recht aus. Denn im Gegenzug zu den heimischen Wertpapieren bedurfte jegliche Änderung der Vertragsmodalitäten hier der Zustimmung des Anleihen-Inhabers – und zwar bei jeder einzelnen Anleihe. Weigerten sich die Inhaber dem Schuldenschnitt zuzustimmen, so musste die griechische Regierung die Forderung in voller Höhe bedienen, andernfalls riskierte sie offiziell die Zahlungsunfähigkeit. Genau das taten Inhaber laut „FAZ“ in allen ihr bekannten Fällen. Einzige Ausnahme: die Hypo Real Estate.

    Managementfehler oder politischer Druck?

    Dem Bericht zufolge hat die staatliche Abwicklungsgesellschaft der HRE die Anleihen nach ausländischem Recht im Frühjahr 2012 entweder an der Börse mit hohem Verlust verkauft oder zum verlustreichen Anleihenaustausch eingereicht. Konkret soll sie Anleihen im Wert von 693 Millionen Euro verkauft, dafür aber nur 218 Millionen erhalten haben. Macht unterm Strich ein Verlust von 475 Millionen. Hinzu kommen weitere ausländische Anleihen, die von der HRE aber wie heimische Anleihen behandelt und daher in die Umschuldung eingebracht wurden. Auf diese Weise gingen der Bank nochmals 2,1 Milliarden Euro durch die Lappen, schreibt die Zeitung. Der deutsche Steuerzahler darf sich somit über einen Verlust von 2,56 Milliarden Euro „freuen“. Ein Verlust, der eindeutig hätte vermieden werden können, hätte das Management die Unterschiede zwischen den Anleihenkategorien beachtet. Dass ein solch entscheidendes Details versehentlich übersehen wurde, fällt schwer zu glauben. Die „FAZ“ stellt daher zu Recht die Frage: „Haben sich die Akteure im Bundesfinanzministerium, im Soffin (Bankenrettungsfonds) und in der Bad Bank nicht um die Unterschiede gekümmert? Oder gab politischen Druck auf die Bad Bank, mit allen Anleihen am Schuldenschnitt teilzunehmen?“

    Hedgefonds sind lachende Dritte

    Ob Managementfehler oder nicht, britischen Hedgefonds dürfte das herzlich egal sein. Denn laut „FAZ“ profitierten sie als lachenden Dritte, indem sie griechische Anleihen, die vermutlich von Deutschland angeboten wurden, zu Schleuderpreisen von rund 30 Prozent kauften und sich nun über die volle Rückzahlung zu 100 Prozent freuen dürfen. Für die Hedgefonds ein Milliardengewinn, für die deutschen Steuerzahler ein Milliardenverlust.





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    Dummheit oder politischer Druck HRE-Anleihenmist in Griechenland kostet Steuerzahler Milliarden - Hedgefonds lachen Schlechtes Management oder Druck? Im Zuge des griechischen Schuldenschnitts übersieht die verstaatlichte Hypo Real Estate einen entscheidenden Unterschied zwischen Anleihenkategorien - und schenkt dem griechischen Staat damit Milliarden.

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    Kommentare

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    13.09.14 10:18:34
    Zitat von conny220: An Orbiter 1,dann hätten sie die Anleihen eben der EZB verkaufen müssen,aber nicht den Hedgefonds,die schon im Juni 2011 sagten,wir machen beim anstehenden Haircut nicht mit.Das war Dummheit oder Unfähigkeit oder beides zusammen.
    Wie kommst du darauf dass die EZB einer Bad Bank hochriskante Anleihen abkauft? Aber selbst wenn sie das getan hätten, am Verkaufskurs hätte das nichts geändert. Oder denkst du die EZB, oder sonst jemand, zahlt dir einen höheren Preis als den Marktpreis? Nochmal. Hinterher sind alle schlauer. Die Kurse lagen damals bei 30% des Nennwerts, teilweise darunter. Das heißt es war vollkommen unsicher ob man von seinem Einsatz nochmal etwas sieht. Jetzt tun alle so als sei das klar gewesen dass die zu 100% zurückgezahlt werden.
    Avatar
    12.09.14 22:48:56
    An Orbiter 1,dann hätten sie die Anleihen eben der EZB verkaufen müssen,aber nicht den Hedgefonds,die schon im Juni 2011 sagten,wir machen beim anstehenden Haircut nicht mit.Das war Dummheit oder Unfähigkeit oder beides zusammen.
    Avatar
    12.09.14 15:45:11
    Auslöser dürfte hier womöglich Rainer Voss sein, der das ja ganz genau geschildert hat, wie das mit den Anleihen nach englischem Recht funzt. Politik hat sich ja dem Kapital untergeordnet. Mein Großvater hat mir immer gesagt, die Politk sei eine Hur. Er hat vom Kaiserreich bis zum Euro alles mitgemacht. Er hat mir jede Menge Zeitungen hinterlassen aus allen Epochen, die er erlebt hat. Und eins wird einem klar bei der Lektüre: Die Artikel ab 1936 bis 1939 gleichen bis aufs Haar den heutigen. Die Mächtigen machten die Gesetze für sich, die meisten davon haben die Kapitulation 1945 unbeschadet überstanden.
    Und damals wurde es schick, sich als Poltiker zu jedem ins Bett zu legen, der bezahlte. Interessant wäre ja zu erfahren, wer hinter den Hedgsfonds stecken, die die Anleihen aufgekauft haben.
    Man kann jetzt den Unsrigen zu Gute halten:D - wenn ich meinen Wahlkreisabgeordenten ansehe, davon ausgehen muß -, dass sie nicht über die geistige Leistungsfähigkeit verfügen, solche Dinge zu überreissen! Weil: Anders wäre nur eine Schlussfolgerung möglich, die jeden Staatsanwalt zu Handlungen veranlassen müsste.
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    12.09.14 15:22:37
    Für einen Deutschen Politiker ist es die einfachste Sache, einen Meineid zuschwören.
    Schaden vom deutschen Volke abzuwenden, interessiert keine Sau.
    Aber das zu wollen, schwören sie immer wieder.

    Ein Auto würde ich von einem Politiker jedenfalls nicht kaufen wollen,
    zu gefährlich, die Gefahr zu groß, übers Ohr gehauen zu werden.
    Avatar
    12.09.14 14:30:33
    Ich halte das für einen reisserischen Artikel. Die betreffenden Anleihen liegen seit dem Herbst 2010 bei der Bad Bank der Hypo Real Estate, die trägt den Namen FMS Wertemanagement. Aufgabe der FMS Wertemanangement ist es innerhalb von 10 Jahren, d. h. bis Ende 2020 den größten Teil der Anleihen möglichst günstig zu veräußern. Und natürlich auch keine zusätzlichen Risiken einzugehen. Schließlich ist das eine Abwicklungsbank und kein Hedge Fond der das u. U. jahrzehntelang aussitzen kann. Was wäre nun gewesen wenn man die Anleihen behalten hätte und Griechenland hätte tatsächlich die Zahlungsunfähigkeit angemeldet? Mit ungewissem Ausgang für die Anleihen. Da wären vermutlich Fragen gestellt worden wieso die FMS Wertemanagement bei einem Staat mit so grottenschlechter Bonität so ein Risiko einging. Hinterher ist man halt immer schlauer. Die FMS Wertemanagement hat das Jahr 2012 mit einem Gewinn von 148 Mio. € abgeschlossen und gestern das Ergebnis für das 1. Halbjahr 2014 bekanntgegeben. Das war ein Gewinn von 348 Mio. €.

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