Führungsduo in Bedrängnis
Aufruf zur Revolte - Aktionäre sollen Deutsche Bank-Vorstand nicht entlasten
Eine Rekordstrafe im Libor-Skandal, der Prozess gegen Co-Chef Jürgen Fitschen, dazu Dokumente, die Anhsu Jain, den anderen Co-Chef, im Zuge des CO2-Betrugs in Bedrängnis bringen, und und und… Die Liste der Probleme bei der Deutschen Bank ist lang, sehr lang. Auf der Aktionärsversammlung am 21. Mai könnte es deshalb zu einem Showdown kommen. Es droht eine Revolte der Aktionäre.
Anführer dieser Revolte ist der US-Aktionärsberater ISS. Wie die „Financial Times“ berichtet, ruft ISS die Anleger in einem Schreiben dazu auf, den Vorstand der Deutschen Bank am 21. Mai nicht zu entlasten. Als Grund nennt der Aktionärsberater den Prozess gegen Co-Chef Fitschen und andere frühere Deutsche Bank-Chefs (siehe: Wiedersehen bei Gericht – Deutsche Bank-Chefs sitzen auf der Anklagebank) sowie die Verstrickungen im Libor-Skandal. So gesteht ISS Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bank zwar zu, zum damaligen Zeitpunkt nichts von einem Fehlverhalten gewusst zu haben. Die Verantwortung tragen Fitschen und Jain aber trotzdem, findet er. „Das unbefriedigende Risikomanagement der Bank im Fall Libor – einschließlich dem Level der Kooperation mit den Behörden (…) hat unmittelbar zu höheren Strafen und damit zu größeren Verlusten der Anteilseigner geführt – wofür der Vorstand letztendlich die Verantwortung trägt“, heißt es in dem Schreiben.
Frontalangriff auf Führungsspitze
Damit geht ISS ganz klar auf Frontalangriff zum Führungsduo Fitschen/Jain – und das in aller Öffentlichkeit. Anders sieht es dagegen beim Aufsichtsrat aus. Hier empfiehlt der Aktionärsberater ausdrücklich, das Gremium um Aufsichtsratschef Paul Achleitner zu entlasten. Es erscheine nicht angemessen die Mitglieder des Aufsichtsrats für etwas verantwortlich zu machen, das vor ihrer Amtszeit stattgefunden hat, schreibt ISS. Viele Aufsichtsratsmitglieder übernahmen ihre Posten erst nach dem Libor-Skandal.
Noch ist völlig offen, ob die Anleger der Empfehlung des Aktionärsberaters folgen und den Vorstand tatsächlich nicht entlasten. Eine solche öffentliche Misstrauensbekundung würde das ohnehin angeschlagene Führungsduo weiter in Bedrängnis bringen. Ohnehin sind die Schlagzeilen über die Deutsche Bank in den letzten Wochen und Monaten fast ausschließlich negativ. Insofern würde eine Revolte der Aktionäre zusätzlich Öl ins Feuer gießen – mit ungewissem Ausgang.
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Ganz ausgeschlossen scheint die Revolte indes nicht, zumindest, wenn es nach der „FT“ geht. Sie zitiert einen der Top 20-Aktionäre mit den Worten, die Stimmung unter den Anlegern der Deutsche Bank sei momentan „ziemlich negativ“.