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     2509  0 Kommentare Nach dem Bond-Crash – Volatilität bleibt erhöht - Seite 2

    So weit zu den technischen Anlässen der Bewegungen im Bond-Segment. Die Tatsache, dass dabei wichtige Marken respektiert wurden, legt nahe, dass es bei der zurückliegenden Episode ziemlich kontrolliert zugegangen ist. Panik hätte ein anderes Bild erzeugt. Das wird auch unterstützt durch den Verlauf des Spreads zwischen TNX und Hi-Yield Unternehmensanleihen in den USA. Er bewegte sich in den zurückliegenden Wochen weiter nach unten – kein Hinweis auf abnehmende Risikoneigung.

    Also alles nur technisches Rauschen? Aktuell ja. Trotzdem stehen dahinter strukturelle Ursachen, die in der Liquiditätsflut der großen Notenbanken und anderen marktfremden manipulatorischen Eingriffen begründet sind.

    Die EZB hat nach 2008 die Banken mit billigen Krediten gemästet. Mit den zwei LTRO-Chargen Ende 2011 und im Frühjahr 2012 haben Banken verstärkt Staatsanleihen gekauft, Versicherungen und Fonds folgten in ihrem Windschatten. Deren Kurse stiegen deutlich an, die Renditen fielen.

    Im März hat die EZB ein QE-Programm im Volumen von über einer Billion Euro gestartet, das bis September 2016 laufen soll. Den Finanzinstitutionen werden diese Papiere mit den zwischenzeitlich aufgelaufenen hohen Kursgewinnen nun nach und nach abgekauft. Zuletzt wollten aber in zu kurzer Zeit zu viele Akteure gleichzeitig verkaufen, es gab auf der Gegenseite keine Marktteilnehmer, die bereit waren, schnell einzuspringen. Das wiederum ist auch eine Folge der Nullzinspolitik, die den Zinsunterschied zwischen kurzen und langen Laufzeiten bei Anleihen eingeebnet hat. So lassen sich Bestände länger laufender Anleihen nicht mehr profitabel über kurzfristige Kredite finanzieren. Der Rückzug der Banken aus solchen Eigengeschäften liegt nahe, was allerdings insbesondere Unternehmenanleihen betrifft.

    Wie die EZB in den zurückliegenden Wochen in „real-time“ agiert hat, weiß ich nicht. Zu vermuten ist allerdings, dass sie ihre Käufe sehr wohl taktisch dosiert hat. Insgesamt dürfte die zurückliegende Episode auch dazu da gewesen sein, die EZB zu testen, inwiefern es ihr mit ihrem QE-Programm ernst ist. Die Erkenntnis: Es ist ihr ernst.

    Mit diesem Programm wird frisches Geld in die Finanzmärkte gepumpt. Das treibt die Asset-Preise weiter hoch. Die Finanzinstitute werden reicher, ebenso die reichen Bevölkerungsschichten, bei denen die Hauptmenge der Vermögenswerte konzentriert ist.

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    Klaus Singer
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    Nach dem Bond-Crash – Volatilität bleibt erhöht - Seite 2 Es wurde viel gerätselt über den Ausverkauf von Staatsanleihen rund um die Welt. Interessant ist, dass dieser in engem zeitlichen Zusammenhang zu einem (wieder einmal) enttäuschenden Verlauf des US-BIPs stand. In den Jahren zuvor hatten solche …