Chinas Aktienmarkt boomt - Seite 2
Nachhaltiges Wachstum angestrebt
Zum Auftakt des diesjährigen Volkskongresses im März hat Chinas Premier Li die Wachstumsprognosen erneut gesenkt und einen langfristigen Wandel skizziert. Ministerpräsident Li Keqiang will die Wirtschaft seines Landes auf einen nachhaltigeren Kurs bringen. Der Binnenkonsum soll angekurbelt werden und die Abhängigkeit vom Export zurückgehen. Gleichzeitig soll sich China schrittweise aus arbeits- und energieintensiven Industrien zurückziehen, um sich stärker auf innovative Branchen und den Dienstleistungssektor zu konzentrieren. Dafür will Li auch geringeres Wachstum in Kauf nehmen, solange genug neue Stellen geschaffen werden und die Einkommen der Bevölkerung wachsen. Schon im vergangenen Jahr hatte das Land mit 7,4 Prozent das schwächste Wachstum in 25 Jahren verzeichnet. Wichtige Indikatoren deuten an, dass die Talsohle noch nicht erreicht sein könnte. Im ersten Quartal verlangsamte sich das Wachstum der Industrieproduktion im Jahresvergleich unerwartet stark auf 6,4 Prozent. Im Vorquartal hatte der Zuwachs noch bei 10 Prozent gelegen. Bislang war auch die Außenwirtschaft ein Wachstumstreiber für die größte Handelsnation der Welt gewesen. Im März waren die Ausfuhren unerwartet stark um 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen.
China bleibt der globale Wachstumsmotor.
Chinas Wirtschaft ist mit etwa 10 Billionen US-Dollar auf mehr als das Doppelte der Größe von 2008 angewachsen. China steuert mehr als doppelt so viel zum globalen Wachstum bei wie die USA. Das Wachstumsziel steht laut Li im Einklang mit dem Streben nach einer “moderat wohlhabenden Gesellschaft”. Seit November gab es zwei Zinssatzkürzungen und eine Senkung der Gewerbesteuer, um so die Wirtschaft anzukurbeln.
Die Staatsausgaben sollen weiter erhöht werden, um Impulse zu setzen. So kündigte Li an, die Investitionen in die Infrastruktur um 20 Milliarden auf 477 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 68 Milliarden Euro) anzuheben. Li versicherte, das neue Wachstumsziel werde genügend Jobs sicherstellen. So werde sich die Regierung um die Schaffung von zehn Millionen Stellen bemühen, die Arbeitslosenrate in urbanen Gegenden solle weiter bei 4,5 Prozent oder darunter liegen. Das Inflationsziel soll den Angaben zufolge bei rund drei Prozent bleiben. Zudem versprach Li, Unternehmen und ausländischen Investoren eine größere Rolle in der chinesischen Wirtschaft zuzuweisen. Nach drei Dekaden marktorientierter Reformen wird diese nach wie vor von staatlichen Banken, Ölkonzernen und anderen Unternehmen dominiert. Künftig will sich Peking vor allem noch mehr für Investoren aus dem Ausland öffnen. Die Zahl der Dienstleistungsbranchen und Industrien, in denen externe Investments beschränkt seien, würden fortan um die Hälfte reduziert, kündigte Li an.
Lesen Sie auch
Quelle: Societe Generale, eigene Recherche