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    Marktkommentar  831  0 Kommentare Dr. Detlef Kleis (UBS): Himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt. Oder: Die Volatilität bleibt hoch

    Manche Leute leiden unter starken Stimmungsschwankungen und können ihren Mitmenschen damit gehörig auf die Nerven gehen. Den Märkten geht es seit geraumer Zeit ähnlich, sie bzw. die Marktteilnehmer erleben starke Schwankungen. Entsprechend groß ist die Unsicherheit, und in vielen Kommentaren heißt es lapidar: Die Volatilität bleibt hoch. Aber warum ist das so?

    Ein Grund sind sicherlich knappe Kassen. Bereits in den Jahren vor der Finanzkrise ist die Verschuldung in vielen Industrieländern angestiegen. Um die Krise zu bekämpfen oder wenigstens einzudämmen, ist die Verschuldung weltweit weiter spürbar angestiegen.

    Umso tiefer eine Volkswirtschaft nun in der Kreide steht, desto geringer sind ihre Möglichkeiten, durch neue Kredite das Wachstum zu stimulieren, etwa durch Investitionen in Infrastrukturprojekte. In einem Umfeld, das sich durch allenfalls moderate Wachstumsraten und Mini-Inflationsraten auszeichnet, kann jedwede Ungereimtheit, jegliche Störung schnell Angst auslösen. So zum Beispiel der Preiskampf verschiedener erdölfördernder Länder, der den Ölpreis regelrecht abstürzen ließ, oder auch die Nachricht, dass das Wachstum Chinas einbrechen könnte. Wohlgemerkt, es sind die Ängste der Investoren und nicht das eigentliche chinesische Wachstum: Dabei wird China sehr wahrscheinlich Jahr für Jahr weiter wachsen, wenn auch langsamer.

    Ein weiterer Grund für Volatilität liegt bei den Zentralbanken. Seit Ausbruch der Finanzkrise haben sie die Leitzinsen zum Teil bis unter null gesenkt und umfangreiche Programme zum Kauf von Staatsanleihen aufgelegt - ein historisch gesehen beispielloser Vorgang. Doch damit haben sie wesentlich zur Stabilisierung der Volkswirtschaften beigetragen, und die EZB tut es noch in Europa. In den USA jedoch hat die Federal Reserve Bank das Ende dieser Politik eingeleitet und zum ersten Mal seit über zehn Jahren die Leitzinsen wieder erhöht. Entsprechend groß ist die Unsicherheit, welche Auswirkungen eine "Normalisierung" der Geldpolitik, d.h. Zinsanhebungen, auf die Kapitalmärkte haben wird. Kurz, diese Furcht verleiht der Volatilität Flügel.

    Und schließlich: Vor wenigen Jahren noch waren Aktien sehr günstig. Nach den Kursanstiegen seit 2009 sind sie es, im Durchschnitt über alle Branchen und Märkte hinweg, nicht mehr. Ihre Bewertung würden wir aktuell allenfalls als "fair" ansehen. Das heißt, die Summe der geschätzten zukünftigen Gewinne, diskontiert mit den gegenwärtigen Zinsen, macht den fairen Wert eines Unternehmens aus. Steigen nun diese Zinsen, so sinkt der faire Wert des Unternehmens, weil die zukünftigen Gewinne dann weniger wert sind. Um also weitere Kursanstiege an den Börsen zu rechtfertigen, bedürfte es spürbar steigender Gewinne, aber genau die waren, von manchen Ausnahmen abgesehen, zuletzt nicht dagewesen.

    Aus diesen Gründen, die uns aller Voraussicht nach noch länger erhalten bleiben werden, dürfte die Volatilität an den Märkten hoch bleiben. Darum nun die Finger ganz von Aktien zu lassen ist allerdings nicht das richtige Rezept angesichts der Schmalspurrenditen, die etwa 10-jährige deutsche Bundesanleihen seit Jahren abzuwerfen pflegen.




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