Der ISM-Index von August und andere Merkwürdigkeiten - Seite 2
Können wir also einfach zur Tagesordnung übergehen und diesen ersten negativen Hinweis des ISM-Index vorerst ignorieren? Nun, wir sollten uns zumindest die Mühe machen und eine Einordnung versuchen. Die US-Wirtschaft wird datentechnisch von verschiedenen Instituten bestens „überwacht“. Und mit den Einkaufsmanagerindizes (PMI) von IHS Markit stehen gute Vergleichswerte zur Verfügung. Erfreulicherweise hat Markit am selben Tag wie das ISM seine Augustdaten veröffentlicht. Und siehe da, der Markit-PMI für das verarbeitende Gewerbe zeigt keinen so drastischen Rückgang wie der ISM-Index (siehe gelbe Ellipse im folgenden Chart):
(Quellen: Institute for Supply Management, investing.com)
Zu erkennen ist zudem, dass der Markit-PMI auch Ende 2015/2016 nicht so stark zurückfiel wie der ISM-Index, der damals schon unter die 50-Punkte-Marke rutschte (siehe roter Pfeil). Da ISM-Index und Markit-PMI sonst recht gut übereinstimmen, liegt der Verdacht nahe, dass der ISM-Index gelegentlich nach unten (aber auch oben) übertreibt.
Eine Begründung, die erstaunlich ist
Das ISM selbst liefert eine erstaunliche Begründung für diesen jüngsten Ausschlag nach unten. Der Chef der Umfrage beim ISM wird in diesem Zusammenhang mit den Worten zitiert: „Ich denke, das ist nur ein einmaliger Fall. Es kann sogar ein Ausrutscher sein, [z.B. durch] eine Korrektur bei den Lagerbeständen“. Denn auch die vom ISM zu jeder Umfrage gelieferten Kommentare der Umfrageteilnehmer zeigen, dass es so schlimm um die US-Industrie nicht stehen kann. Da ist von „starker Nachfrage“ und „guten Geschäften“ oder „steigenden Umsätzen“ die Rede. Die negativen Äußerungen beklagen dagegen schlimmstenfalls „gleichbleibende Geschäfte“ und dass es mehr Aufträge geben könnte – gemessen an den vielen Anfragen.
Aber der ISM-Index ist nicht das einzige Stimmungsbarometer, das zurzeit einige Auffälligkeiten zeigt. Auch andere umfragebasierte Konjunkturindikatoren reagierten zuletzt unerwartet stark. So fiel der jüngste Wert des deutschen ifo-Geschäftsklima deutlich zurück (siehe Börse-Intern vom 31.08.2016). In den Kommentaren wurde dies mit Sorgen vor den wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits in Verbindung gebracht.
Dem geneigten Beobachter stellte sich schon damals die Frage, warum deutsche Manager zwei Monate brauchen sollten, um ihre Sorgen vor dem Brexit auszudrücken, der ja bereits seit Juni bekannt ist. Genau eine Woche nach dem ifo-Index erschien der Markit PMI für das britische verarbeitende Gewerbe. Hier sprang der Wert nicht nur auf den höchsten Wert seit zehn Monaten und mit 53,3 Punkten klar über die neuralgische 50-Punkte-Marke, unter die er im Juli gesackt ist. Dieser Anstieg vom August ist auch der stärkste in der Geschichte dieses Index und zeigt, dass zumindest in Großbritannien die Sorgen vor dem Brexit zunächst weitgehend verflogen sind.
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