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    Aktien Europa  5010  0 Kommentare "Macht es Sinn, eine Rückkehr zur Normalität in Betracht zu ziehen?" - Seite 2

    Entwicklung der Zinssätze bleiben entscheidender Faktor

    Die Entwicklung der Zinssätze, die außergewöhnlich niedrige Niveaus erreicht haben, wird wahrscheinlich in den kommenden Monaten der entscheidende Faktor an den Aktienmärkten sein. Das Klima der Unsicherheit und der Risikoaversion, das die Folge der zahlreichen in den zurückliegenden Jahren von der europäischen Wirtschaft erlittenen Schocks ist, hat zu einer extremen Outperformance der sogenannten defensiven Titel sowie von Titeln geführt, die von fallenden Zinsen profitieren. Deren Bewertungsniveaus sind jedoch mittlerweile übertrieben hoch. Dies trifft beispielsweise auf Nahrungsmittelunternehmen wie den Schweizer Nestlé- Konzern zu, der seine Gewinne kontinuierlich steigert und eine Dividende im Bereich von 3% ausschüttet, was deutlich über der negativen Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen liegt. Dennoch hat die Bewertung des Titels ein historisch hohes Niveau erreicht, während die Rentabilität der Gruppe in den letzten zehn Jahren in etwa gleich geblieben ist.

    Dagegen weisen zahlreiche im Portfolio enthaltene Aktien außergewöhnlich niedrige Bewertungsniveaus auf, in denen die Erwartung einer länger andauernden Rezession eingepreist ist und in denen die bis dato unternommenen erheblichen Restrukturierungsmaßnahmen unberücksichtigt bleiben. In diesem Zusammenhang sind Ölkonzerne wie BP und Öldienstleister wie Technip zu nennen, die ihre Fixkosten um mehr als 30 Prozent reduziert haben. Dadurch können sie ein normales Rentabilitätsniveau bewahren, ohne dass dies eines weiteren Ölpreisanstiegs bedürfe. Dies ist ebenfalls bei Baufirmen wie HeidelbergCement, CRH oder Saint-Gobain der Fall, zumal es erste Anzeichen einer Erholung des europäischen Baumarktes gibt.

    Italienische Banken mit extrem hohen Bewertungsabschlägen

    Trotz der jüngsten Kursgewinne weisen italienische Banken immer noch extrem hohe Bewertungsabschläge auf. Wir haben in einem Worst-Case-Szenario untersucht, was passieren würde, wenn die von uns im Portfolio gehaltenen Institute ihre Deckungsrate für zweifelhafte Forderungen auf 80% und gleichzeitig ihr Kernkapital Core Equity Tier 1 auf 12% erhöhen würden. Selbst in einem solchen Szenario, welches Kapitalerhöhungen notwendig machen würde, ist das Neubewertungspotenzial erheblich. Es mangelt daher nicht an interessanten Anlagemöglichkeiten.

    Die langfristigen Auswirkungen des Brexit sind ungewiss. Dagegen dürfte der Value-Ansatz, den wir seit fast 14 Jahren verfolgen und bei dem die Bewertungen im Vordergrund stehen, von der Normalisierung der Geldpolitik profitieren sowie von dem bevorstehenden Anstieg der Zinssätze in den USA und anschließend auch in Europa. Sobald der Ankündigungseffekt erst einmal abebbt, sei es beim Brexit oder bei der US-Zinserhöhung, dürfte die Rückkehr zu einem normalen Wirtschaftsumfeld dazu führen, dass die Bewertungsanomalien an den europäischen Börsen wieder zurückgehen.

     

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    Markus Hampel
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    Markus Hampel, Deutschlandchef der französischen Fondsgesellschaft METROPOLE Gestion, schreibt regelmäßig über die europäischen Aktienmärkte und über Wandelanleihen. Hampel hat langjährige Expertise in allen Fragen rund um Fonds und Börse. In seinen regelmäßigen Marktkommentaren legt er besonderes Augenmerk auf Investments in Value-Werten.
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