Stahl
Geht China die Puste aus? – ThyssenKrupp, Klöckner & Co, Salzgitter, ArcelorMittal, SKW Stahl, Voestalpine, Evraz
Lieber Leser,
die Überkapazitäten und Dumpingpreise der chinesischen Konkurrenz treiben die Stahlhersteller in den westlichen Industrieländern und speziell in Europa zunehmend in den Ruin. Doch offensichtlich geht den Chinesen inzwischen in dem Wettstreit die Puste aus, wie eine kürzlich erfolgte Übernahme zeigt.
Baosteel schluckt verschuldeten Konkurrenten
So musste Baosteel nun auf Druck der chinesischen Regierung den Rivalen Wuhan Iron and Steel schlucken. Baosteel befindet sich selbst im Staatsbesitz. Die Eigner von Wuhan wurden mit Baosteel-Aktien entschädigt. Die Regierung will damit den zweitgrößten Stahlproduzenten der Welt schmieden, dessen Jahresproduktion voraussichtlich bei 60 Mio. Tonnen Stahl liegen wird. Doch zunächst einmal wird Baosteel kräftig einsparen müssen, da Wuhan stark verschuldet ist.
Kein Einzelfall
Wuhan ist beileibe kein Einzelfall. Immer mehr chinesische Stahlbetriebe drücken hohe Schulden. Zudem haben es die Konzerne in Boomzeiten versäumt, ihre Anlagen zu modernisieren. Eine Steigerung der Produktivität ist deshalb kaum denkbar. Die Zeichen deuten stattdessen darauf hin, dass weitere Fusionen auf dem chinesischen Markt anstehen.
Produktionsdrosselung in Sicht?
Dies könnte den Preisdruck auf die europäische Stahlindustrie verringern. Denn die besagten Unternehmen schmeißen derzeit ihre Überkapazitäten zu Dumpingpreisen auf den Markt, um irgendwie liquide zu bleiben. Russland und Südkorea sind dem Beispiel gefolgt, wodurch den europäischen Konzernen die Einnahmen weggebrochen sind. Eine Marktkonsolidierung könnte die Produktionsmenge drastisch absenken.
Wider chinesische Interessen
Andererseits wird China wenig Interesse daran zeigen, seine jetzige Marktposition einzubüßen. Das Land produziert mehr als 50 % des Stahls auf dem Weltmarkt. Es halten sich deshalb hartnäckig Gerüchte, dass der Staat die heimische Stahlbranche subventioniert, damit die Überkapazitäten nicht zu schnell abgebaut werden müssen. Experten spekulieren momentan, dass dieser Prozess noch fünf Jahre andauern könnte. Seit Juli setzt sich die EU mit Strafzöllen gegen chinesische Importe zu Wehr. Es wird wohl auf absehbare Zeit das einzige probate Mittel bleiben, damit die hiesige Stahlindustrie überleben kann.
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Ein Gastbeitrag von Mark de Groot.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse