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     1130  0 Kommentare Euro/Dollar: Draghi könnte seinen größten Trumpf verlieren - Seite 2

    Viel wichtiger ist ein anderer Aspekt. Das US-Statistik-Büro setzt für die CPI-Berechnung eine kalkulatorische Miete für selbstgenutztes Wohneigentum an. Den US-Eigentümern von selbstgenutzten Wohnungen/Häusern wird die folgende Frage gestellt: “Falls jemand ihr Wohneigentum heute mieten wollte: Was glauben Sie, welche Monatsmiete würden sie für ihr Eigentum erzielen (nicht möbliert und ohne Nebenkosten)?“ Die Befragung wird – aufgrund angeblicher Konstanz der Angaben – nur zweimal pro Jahr durchgeführt.

    hausDrei Kritikpunkte geben sich an dieser Vorgehensweise. Erstens dürfte jemand, der nach dem kalkulatorischen Mietwert seines Hauses gefragt wird, diesen tendenziell zu hoch ansetzen. Zweitens ist die Beantwortung dieser Frage stimmungsabhängig. Hat man das Gefühl, es geht mit der Wirtschaft wieder aufwärts, so dürfte man den Mietpreis höher ansetzen als in einer negativen Grundstimmung. Und drittens ist eine Befragung zweimal pro Jahr zu wenig. Die weitaus meisten Daten für den Warenkorb werden monatlich – teilweise auch zweimonatlich – erhoben.

    Man könnte über die Mängel bei der Erhebung der kalkulatorischen Miete für selbst-genutztes Wohneigentum hinwegsehen, wäre sie nicht mit einem Anteil von 22,5 Prozent die mit Abstand größte Position im US-Warenkorb. Die Wohnungsmiete fließt mit weiteren 7 Prozent ein. Beide Kategorien gemeinsam machen fast ein Drittel des US-CPI aus. Die US-Behörde (BLS) baut noch einen interessanten Ausgleichfaktor ein: Da sie davon ausgeht, dass die Häuser der befragten Haushalte im Laufe der Zeit an Wert verlieren, korrigiert sie die Angaben mit einem Faktor x nach oben. Dieser wirkt in die entgegengesetzte Richtung einer hedonischen Korrektur: Er übt einen beständigen Aufwärtsdruck auf die US-Inflationsrate aus. Und dies ist keine 3 Prozent-, sondern eine 30 Prozent-Position im Warenkorb.

    Diese 30-Prozent-Position wies im Oktober eine Inflationsrate von 3,5 Prozent aus. Ließe man diese Position („Wohnen“) weg, würde die US-Inflationsrate anstelle von 1,6 Prozent nur 0,7 Prozent betragen. Der Zeitraum von Dezember 2014 bis August 2016 hätte sich in den USA nahezu komplett deflationär dargestellt, so wie das im Euroraum der Fall war.

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    Die Relevanz dieser Übung ergibt sich daraus, dass der von Eurostat verwendete Inflationswarenkorb die Position für selbstgenutztes Wohneigentum gar nicht vorsieht. Im Ergebnis wird die US-Inflationsrate zu hoch ausgewiesen.

    Nachfolgend stellen wir unsere Projektion für die Inflationsentwicklung in wichtigen Industrieregionen für 2017 vor.

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    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Euro/Dollar: Draghi könnte seinen größten Trumpf verlieren - Seite 2 Ähnlich wie bereits Anfang 2016 sind sich auch jetzt wieder viele Analysten einig: Die Parität beim Währungspaar Euro/Dollar dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. An den Märkten laufen große Wetten auf eine anhaltende Dollar-Aufwertung. …