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    Börsen-Zeitung  410  0 Kommentare Wackliger Riese, Kommentar zu Thyssenkrupp von Christoph Ruhkamp

    Frankfurt (ots) - Für Heinrich Hiesinger wird es langsam eng. Der
    Vorstandschef von Thyssenkrupp muss immer mehr Einfallsreichtum
    zeigen, um den eigenkapitalschwachen Konzern einigermaßen in der
    Balance zu halten und den Umbau schnell genug vorantreiben, damit die
    bilanzielle Schwäche nicht offenbar wird. Deshalb jagt ein
    Kostensenkungsprogramm das nächste. Nach der Stahlsparte, die ihre
    Kapitalkosten nicht verdient und eine halbe Milliarde Euro einsparen
    soll, ist nun der schwächelnde Anlagenbau dran, der die Kosten um
    eine Viertelmilliarde drücken muss.

    Das verstärkt den Eindruck, dass Thyssenkrupp - trotz
    zwischenzeitlicher Erfolgsmeldungen über Milliardenaufträge für
    Kriegsschiffe und für elektrische Lenkungen in teilautomatisierten
    Autos - beim Umbau des Traditionsunternehmens zum modernen
    Industriekonzern nur langsam vorankommt. Trotz guter Konjunktur wird
    das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr erstmals seit vier Jahren
    - wegen der Abschreibung auf das verkaufte Brasilien-Stahlwerk -
    unter dem Strich wieder deutlich rote Zahlen schreiben und erwartet
    einen Mittelabfluss im operativen Geschäft in dreistelliger
    Millionenhöhe.

    Es gibt zwar auch Lichtblicke: Weil das Geschäft mit Aufzügen und
    Automobilkomponenten ganz gut läuft, legt der operative Konzerngewinn
    laut Prognose auf 1,8 Mrd. Euro zu. Das ist aber auch bitter nötig:
    Die Schulden sind mit 5,8 Mrd. Euro zweieinhalbmal so groß wie das
    Eigenkapital. Den Konzern drücken enorme Pensionslasten.

    Die Anzeichen für eine besorgniserregende bilanzielle Schwäche
    waren zeitweise so virulent, dass Hiesinger sich vor einigen Monaten
    gezwungen sah, öffentlich zu negieren, dass der Konzern eine
    Kapitalerhöhung bräuchte. Während der mit knapp 20 Prozent am Konzern
    beteiligte Finanzinvestor Cevian wohl mitziehen würde, blockiert die
    mit einer faktischen Sperrminorität von 23 Prozent beteiligte
    Krupp-Stiftung bisher einen solchen Schritt, weil sie ihn sich nicht
    leisten kann und in Folge an Einfluss verlieren würde. Dabei hatte
    die Hauptversammlung 2014 den Vorstand ermächtigt, das Grundkapital
    bis 2019 um bis zu 3,7 Mrd. Euro zu erhöhen, sofern der Aufsichtsrat
    zustimmt.

    Am Kapitalmarkt scheinen die Investoren weiter daran zu glauben,
    dass Hiesinger den Konzern auch ohne Kapitalspritze wieder
    flottmacht. Die Marktkapitalisierung hat sich binnen fünf Jahren
    verdoppelt auf 14 Mrd. Euro. Viel hängt jetzt von der Konjunktur ab.
    Einen Abschwung kann sich Thyssenkrupp nicht leisten.

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