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    ROUNDUP  363  0 Kommentare Jobcenter in Kritik - Schwer Vermittelbaren droht Diskriminierung

    BERLIN (dpa-AFX) - Ausländer, Behinderte, Ältere und Alleinerziehende laufen nach einer neuen offiziellen Studie in hohem Maß Gefahr, von Jobcentern und Arbeitsagenturen schlecht behandelt zu werden. Denn für die Vermittler kommt es darauf an, möglichst hohe Vermittlungszahlen zu erreichen, wie aus einem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hervorgeht. Für Vermittler sei es deshalb von Vorteil, sich Arbeitslose zu konzentrieren, die leicht wieder einen Job finden.

    Befristete Verträge und hohe Fluktuation, fehlende Weiterbildung und Einarbeitung der Jobcenter-Mitarbeiter führten zudem zu Mängeln der Vermittlung. "Von einer unprofessionellen Arbeit sind viele Menschen mit besonderem Förderbedarf betroffen", sagte der Duisburger Arbeitsmarktforscher Martin Brussig, der das Problem für den Bericht analysiert hatte. Die Entscheidungen der Jobcenter seien für Arbeitssuchende zudem oft nicht transparent. "Fehlende Transparenz ist ein Problem", sagt Brussig.

    Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, sagte, Arbeitsagenturen und Jobcenter machten einen guten Job. Für Menschen, die in Verfahrensabläufen benachteiligt werden, sollte es aber unabhängige Ombudsstellen geben. Die Migrationsbeauftragte Aydan Özoguz sagte, "dass es Bewerber mit ausländischen Wurzeln vor allem mit ausländischem Namen auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben".

    Die Grünen-Arbeitsmarktpolitikerin Brigitte Pothmer forderte von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) bessere finanzielle und personelle Rahmenbedingungen in den Jobcentern. Die Mitarbeiter stünden unter dem Druck, Kennzahlen zu erfüllen, und litten unter hoher Belastung und oft nur befristeten Verträgen. Eine Sprecherin des Nahles-Ministeriums sagte, gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit werde man die Empfehlungen des Berichts anschauen und mögliche Verbesserungen erörtern.

    Insgesamt hat laut einer Erhebung für die Antidiskriminierungsstelle fast jeder Dritte in Deutschland in den beiden Jahren vor der Erhebung mindestens einmal Diskriminierung erfahren - etwa aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Religion oder Behinderung. Frauen, Homosexuelle und Muslime seien besonders betroffen.

    Die Antidiskriminierungsstelle erhielt von 2013 bis 2016 fast 9100 Anfragen zu Diskriminierungserfahrungen. Die Betroffenen haben Probleme, eine Arbeit oder Wohnung zu finden, werden in der Öffentlichkeit der Freizeit herabgewürdigt oder beleidigt oder fühlen sich in Ämtern schlecht behandelt. Mit 41 Prozent betreffen die meisten Fälle das Arbeitsleben.

    Verena Bentele, Beauftragte für Menschen mit Behinderungen, kritisierte, dass 84 000 Behinderte mit rechtlicher Betreuung in allen Angelegenheiten nicht an der Bundestagswahl im September teilnehmen dürften. "Sie müssen sich dringend entscheiden können für die Vertreter ihrer Interessen", forderte Bentele./bw/DP/mis





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