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    Börsen-Zeitung  478  0 Kommentare Geplauder in Jackson Hole, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Es ist wieder so weit: In der neuen Handelswoche
    steht die Notenbankerkonferenz im amerikanischen Jackson Hole auf dem
    Programm. Die Veranstaltung am Rande der Rocky Mountains in Wyoming
    wird in der Zeit vom 24. bis zum 26. August stattfinden. Neben der
    Konferenz im portugiesischen Sintra gilt die Zusammenkunft der
    Zentralbanker als die bedeutendste ihrer Art in diesem Jahr.

    Die Finanzmarktakteure, die ständig an den Lippen der Notenbanker
    hängen und in jedes Komma, jede vermeintliche rhetorische Pause,
    alles Gesagte und viel mehr noch in das Nichtgesagte irgendetwas
    hineinzuinterpretieren versuchen, verfolgen Jackson Hole und alles,
    was von dort verlautet, seit Jahren ganz genau. Mitunter taten sie ja
    auch gut daran, wie etwa im Jahr 2014, als Mario Draghi, Chef der
    Europäischen Zentralbank (EZB), mit seiner Rede in Jackson Hole den
    Boden für das spätere Anleihekaufprogramm der EZB bereitete.

    Dieses Jahr sieht es aber danach aus, als würden bei der
    Jackson-Hole-Konferenz keine spektakulären Reden gehalten und
    bahnbrechende Verlautbarungen gemacht werden. Es ist vielmehr davon
    auszugehen, dass Zurückhaltung überwiegen wird und nur das ohnehin
    schon Gesagte und damit alles Bekannte nochmals bestätigt wird - und
    das aus verschiedenen Gründen.

    Aus Insiderkreisen verlautete schon, dass Draghi keine
    geldpolitischen Signale senden wird. Aus der EZB hieß es, dass sich
    der EZB-Präsident in seiner Rede auf das Thema der Konferenz
    konzentrieren wird, das da lautet: Beförderung einer dynamischen
    globalen Wirtschaft. Draghi wolle außerdem der Diskussion im Herbst
    nicht vorgreifen. Dann erst soll es darum gehen, wie in Zukunft wohl
    mit dem billionenschweren Anleihekaufprogramm umgegangen wird. Und
    dann gibt es für ihn ja noch einen Grund sich zurückzuhalten: In
    Deutschland steht im kommenden Monat die Bundestagswahl an. Draghi &
    Co wollen sich später bestimmt nicht vorwerfen lassen, dass sie hier
    in dieser oder jener Hinsicht eine Beeinflussung vorgenommen hätten.
    Das wird Draghi vermeiden wollen.

    Aber auch von Seiten der US-Notenbanker dürften die Zeichen eher
    auf Vorsicht stehen, zumal unter führenden Vertretern der
    US-Notenbank auch die Prioritäten für das, was in der Geldpolitik
    derzeit zu berücksichtigen ist, ein wenig unterschiedlich sind. Der
    Chef des Fed-Bezirks Minneapolis, Neel Kashkari, zielt etwa auf
    politische Faktoren ab. So steht im Kongress die Entscheidung über
    die Anhebung der Schuldenobergrenze an. Das will Kashkari im Auge
    behalten. Er stimmte im Juni zum Beispiel gegen die Zinserhöhung. Die
    Verhandlungen über die Anhebung der Schuldenobergrenze könnten sich -
    wieder einmal - hinziehen. Derzeit ist das Limit bei 19,9 Bill.
    Dollar. Dem amerikanischen Staat könnte im Oktober wieder die
    finanzielle Puste ausgehen, wenn der Kongress bis dahin nicht handelt
    und der Zahlungsausfall abgewendet wird. Diesen Prozess wird die Fed
    nicht noch durch Zinsanhebungen beeinflussen wollen.

    Auf eine Verschärfung des geldpolitischen Kurses in den USA deutet
    derzeit ohnehin nichts hin. Denn den US-Währungshütern bereitet die
    unerwünscht niedrige Teuerung in den USA Kopfschmerzen. Das geht aus
    dem Protokoll zur Juli-Zinssitzung hervor. Die Notenbanker mahnen zur
    Vorsicht. Viele Fed-Vertreter wollen mit der nächsten Zinsanhebung
    abwarten, bis es verlässlichere Hinweise darauf gibt, dass sich die
    Inflation dem Zielwert der Fed von 2 Prozent nähert.

    Es wird aber damit gerechnet, dass die Inflation länger als
    bislang angenommen unter diesem Zielwert verharren wird. Das könnte
    die Fed zu einer sehr viel langsameren Gangart zwingen. So hat sich
    etwa Robert Kaplan, Präsident der Fed von Dallas, gegen eine baldige
    Zinserhöhung ausgesprochen, unter anderem mit dem Hinweis darauf,
    dass erst Fortschritte bei der Entwicklung der Inflation in Richtung
    Zielwert gemacht werden sollen. James Bullard, Chef der Fed von St.
    Louis, hatte sich ebenfalls gegen eine rasche Zinserhöhung
    ausgesprochen.

    Und Kaplan ging gegen Ende der abgelaufenen Woche noch einen
    Schritt weiter. "Wir müssen sehr geduldig und vernünftig sein", sagte
    er am Donnerstag auf einer Veranstaltung. Die niedrigen Renditen der
    zehnjährigen Staatsanleihen signalisierten die Erwartung einer
    konjunkturellen Abschwächung. Auch das ist nicht gerade von der Hand
    zu weisen angesichts des neun Jahre andauernden
    Wirtschaftsaufschwungs in den USA. Summa summarum wird Jackson Hole
    vermutlich zum Plauderstündchen, das die Märkte nicht
    durcheinanderwirbelt.

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