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    Deutschland  2478  0 Kommentare Investitionen: Kaiserzeit trifft Glasfaser

    Haushaltsüberschüsse, steigende Exporte und kaum Arbeitslose: Der deutschen Wirtschaft scheint es gut zu gehen. Doch die relativ schwachen Investitionen gefährden den künftigen Wohlstand. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt, was die neue Bundesregierung tun muss.

    Diese IW-Analyse liefert eine Bestandsaufnahme zur privaten und öffentlichen Investitionstätigkeit in Deutschland. Dass die Investitionstätigkeit schwach ist, zeigt sich an der rückläufigen Kapitalintensität der Industrie und am sinkenden Modernitätsgrad des staatlichen Kapitalstocks.

    Als größtes Investitionshemmnis betrachten deutsche Unternehmen aktuell nicht mehr die weltwirtschaftliche Unsicherheit. Stattdessen nennen sie wirtschaftspolitisch verursachte Probleme wie das hohe Regulierungsniveau an erster Stelle. Auch Energie- und Arbeitskosten, Unternehmenssteuern und Fachkräftemangel bremsen private Investitionen. Fehlende Güternachfrage zählt hingegen eher nicht zu den Investitionshemmnissen. Öffentliche Investitionen hatten auf der politischen Agenda lange Zeit offenbar keine hohe Priorität. Derzeit scheitern staatliche Investitionen aber oftmals nicht mehr an fehlenden Mitteln, sondern daran, dass Umsetzungskapazitäten fehlen und rechtliche Vorschriften hemmend wirken. 

    Seit Jahren stecken Bund und Länder zu wenig Geld in die Infrastruktur. Gesperrte Autobahn- und Eisenbahnbrücken, Schleusen aus der Kaiserzeit, aber auch fehlende Glasfasernetze sind die Folge. Inzwischen ziehen zumindest die Investitionen des Bundes wieder an. Im Jahr 2018 sollen rund 14 Milliarden Euro in die Bundesverkehrswege fließen, ein neuer Rekord. Doch schon 2019 ist wieder ein leichter Rückgang abzusehen. „Wenn wir die Defizite aufholen wollen, brauchen wir aber langfristig steigende Investitionen“, erklärt IW-Wissenschaftler Thomas Puls.

    Doch Geld ist nur das eine Problem, fehlende Fachkräfte ein anderes. Viele Ämter haben jahrelang keine neuen Bauingenieure eingestellt. Jetzt haben sie zu wenig Personal, um die vorhandenen Gelder abzurufen und Arbeiten auszuführen. „Mehr Geld allein reicht nicht, wir müssen auch die Strukturen in den Ämtern erneuern“, sagt Puls.

    Damit könnte die zukünftige Regierung auch dafür sorgen, dass Unternehmen wieder mehr Geld in die Hand nehmen. Denn die reagieren auf die vielen Probleme mit Sparsamkeit. So hält sich fast jedes fünfte Unternehmen aufgrund der schlechten Infrastruktur mit Investitionen zurück, zeigt die IW-Studie. Die hohen Energiepreise sind für rund 36 Prozent der größeren Unternehmen ein Grund, Investitionen zu verschieben. Zudem müssen die Unternehmen in Deutschland mit bis zu 30 Prozent besonders hohe Steuern zahlen. Der EU-Schnitt liegt bei 21,5 Prozent. Das größte Hindernis aber sind Regulierungen und die starre Bürokratie – für mehr als jede zweite befragte Firma ist dies eine Investitionsbremse. Außerdem sind in der vergangenen Legislaturperiode die Belastungen durch Mindestlohn und neue Rentenregelungen sogar noch gestiegen. „Hier muss die Regierung dringend handeln und Prozesse wieder verschlanken, um den künftigen Wohlstand zu sichern“, sagt Puls.

    Hubertus Bardt / Michael Grömling / Tobias Hentze / Thomas Puls: Investieren Staat und Unternehmen in Deutschland zu wenig?





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    Verfasst von wO Gastbeitrag
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