Stopp-Loss-Kamikaze
Eine geniale Strategie !
Der Optimismus sei an den Börsen trotz der neuen Höchstkurse noch nicht allzu groß, so hört man überall. So, so. Nun gut, ich glaube ja sowieso, dass man so etwas nicht messen kann. Andererseits kenne ich niemandem mehr, der noch Positionen besitzt und diese nicht durch Stopp-Loss-Aufträge abgesichert hat.
Jeder, der im letzten Zyklus noch nicht einmal wusste, wie man Stopp-Loss schreibt, hat heute selber einen. (Und die historische Pointe dabei ist, dass man Stopp-Loss im vergangenen Zyklus auch noch anders schrieb!)
Heute hat also jeder seinen Lebensabschnittspartner, seine Tätowierung und seinen Stopp-Loss. Doch was individuell vernünftig klingt, mutiert im Aggregat zur Katastrophe. Denn wenn plötzlich alle ihre Lebensabschnittspartner wechseln wollen, wer soll sie dann aufnehmen? Tätowierungen gehen ja sowieso nicht mehr ab, und wenn dann die Kurse einmal heftiger sinken werden, fangen plötzlich überall die Stopp-Loss-Aufträge an zu blinken. Und dann blinkt es und blinkt – und der einzige Trost ist dann, dass der Abstieg wenigstens beleuchtet ist. Dann werden vielleicht gar keine Kurse mehr festgestellt zu bestimmten Zeiten – dafür blinkt es dann überall und beleuchtet den Weg nach unten in wunderbarer roter Farbe.
Der Fisch beißt in den Wurm und schluckt ihn herunter. So lange niemand an der Leine zieht, ist es ein treffliches Geschäft. Doch wenn dann alles wieder zurück geht, begreift selbst ein Fisch, was ein Widerhaken ist. Denn ein Widerhaken ist ein Haken, in den man glänzend hinein kommt, aber nicht mehr lebend heraus kommt.