Forex-Report
US-Steuerstreit und Naher Osten verunsichern
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1646 (07.44 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1590 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.13. EUR-CHF oszilliert bei 1.1583.
Die EU-Kommission meldete sich gestern zu Wort:
Auch seitens dieser Institution ergibt sich in der Prognostik eine positive Bewertung der zukünftigen Wirtschaftslage, die in wesentlichen Teilen das Mandat der Nacherzählung erfüllt.
Die Eurozone wird nach Ansicht der Brüsseler EU-Kommission per 2017 das kräftigste Wirtschaftswachstum seit zehn Jahren realisieren. Das BIP soll 2017 um 2,2% zulegen.
Laut EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici haben wir in der Eurozone einen Gang höher geschaltet. Wie 2017 stehe auch 2018 Wachstum für alle auf der Agenda.
Die verbesserte Lage am Arbeitsmarkt trage zu dem mittlerweile viereinhalb Jahre währenden Aufschwung bei. Die Konsumfreude gekoppelt mit dem günstigen finanziellen Umfeld unterstützt das
Wachstum.
Dank des Aufschwungs in der Eurozone wird sich die Haushaltslage laut EU-Kommission bis zum Ende des Jahrzehnts aufhellen. Für den Arbeitsmarkt zeigte sich die EU-Kommission zuversichtlich. Die
durchschnittliche Arbeitslosenquote werde 2017 bei 9,1% auf dem niedrigsten Stand seit 2009 oszillieren. Die Quote soll weiter sinken und 2019 auf 7,9% fallen. Die Zahl der Beschäftigten werde neue
Rekorde erreichen. Die Verbraucherpreisinflation dürfte sich 2017 bei durchschnittlich 1,5% einstellen. 2018 soll sie auf 1,4%, um 2019 auf 1,6% zu steigen.
Uns fehlte nur der Verweis darauf, dass anders als in den USA diese Entwicklung bisher maßgeblich auf wiederkehrenden Einkommen basiert. Dieses Qualitätsmerkmal ist bezüglich der Nachhaltigkeit der
wirtschaftlichen Expansion von massiver Bedeutung.
Heute früh erreichen uns Daten aus Frankreich:
Die Industrieproduktion legte per September im Monatsvergleich mit 0,6% deutlich zu. Der Vormonatswert wurde von -0,3% auf -0,2% revidiert. Die Daten passen zu den Sentiment-Indikatoren, sie passen
zu den Einlassungen der EU-Kommission.
Die positiven Meldungen, die uns gestern aus der EU erreichten, hatten kaum Traktion. Der Finanzmarkt war auf die geopolitische Lage im Nahen Osten und später auf den US-Steuerstreit fokussiert.
Zur Lage im Nahen Osten:
Derzeit werden unterschiedliche Narrative bezüglich des Verhaltens des libanesischen Regierungschefs geliefert.
Der angeblich zurückgetretene libanesische Ministerpräsident Saad Hariri wird von Saudi-Arabi gemäß zwei Regierungsvertretern Libanons festgehalten. Ein Hariri nahestehender Politiker sagte,
Saudi-Arabien habe Hariri zum Rücktritt gezwungen und unter Hausarrest gestellt. Ein weiterer Insider behauptete, die Regierung in Riad kontrolliere und beschränke seine Bewegungen.
Ohne auf Einzelheiten einzugehen, zeigt sich, dass die Auseinandersetzung zwischen dem schiitischen Iran und dem sunnitischen Saudi-Arabien weitere Kreise zieht. Es handelt sich aber auch um die
Auseinandersetzung zwischen westlichen Interessen (Saudi-Arabiens mit dem neuen Verbündeten Israel als Protagonisten) und andererseits der Achse Iran, Syrien und Teilen des Irak an der Seite
Pekings und Moskaus.
Die beiden Pole der Auseinandersetzung, Religion/Kultur und kühle Machtpolitik, liefern wenig Zuversicht auf eine friedliche Zukunft in der Region, die durch die westliche Regime-Change Politik
ohnehin erschüttert ist.
Das „Best-Case“ Szenario ist ein eingefrorener Konflikt.
Ergo bleibt diese Region ein latenter Risikofaktor für die Weltwirtschaft und auch die Stabilität der Finanzmärkte.
Die US-Steuerreform: Zwischen Euphorie und Depression!
Der Diskurs bei den Republikanern impliziert, dass das vorgelegte Steuerprogramm Donald Trumps inhaltlich geschliffen wird und auf der Zeitschiene voraussichtlich verzögert wird. Letzteres gilt für
die Umsetzung der Senkung der Unternehmenssteuersätze von 35% auf 20%. Diese Maßnahme will der Senat erst 2019 umgesetzt sehen. Trotz der aktuellen Differenzen soll die Steuerreform bis Ende 2017
verabschiedet werden.
Wir haben nach der Verlautbarung des Programms im Falle einer Umsetzung zu 70% einen Einfluss auf das BIP um 0,5% - 1,0% für zwei Jahre unterstellt. Dazu stehen wir.
Hinsichtlich der gestressten Konsumenten (Konsumverschuldungsgrad, Leverage) ist bezüglich des BIP die schnelle finanzielle Entlastung wichtiger als der Sektor der Unternehmenssteuern. Wie betonen,
dass wir dabei jedwede qualitative Betrachtung des BIP und der Nachhaltigkeit an dieser Stelle ausblenden.
Der Wechsel der Gemütslagen ob der Steuerreform lässt jedwede Abgeklärtheit im Rahmen sachlicher Analyse und Diskontierung vermissen. Mehr gibt es nicht zu sagen.
Aus den USA erreichten uns positive Datensätze:
Die Lagerbestände nahmen per September im Monatsvergleich um 0,3% analog zur Prognose zu. Der Absatz verzeichnete einen Anstieg um 1,3% (Prognose 0,9%). Mehr noch wurde der Vormonatswert von +1,7%
auf +1,9% revidiert.
Der Absatz hilft, hohe Lagerbestände abzubauen. Das ist gut und gesund. Wir sehen bei dem aktuellen Absatz eine Korrelation zu dem Wiederaufbau nach den wetterkapriolen der letzten Monate in den
USA.
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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des USD favorisiert. Erst ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1730 - 50 negiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
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