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     450  0 Kommentare Metall-Tarifrunde im Norden unter schwierigen Vorzeichen

    HAMBURG (dpa-AFX) - Rote Fahnen, Trillerpfeifen und starke Worte vor maritimer Kulisse im Hamburger Hafen: So beginnen am nächsten Mittwoch (15.11.) die Tarifverhandlungen für die 150 000 Beschäftigten der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie. Die Verhandlungsführer Meinhard Geiken für die IG Metall Küste und Thomas Lambusch für den Arbeitgeberverband Nordmetall kennen sich schon aus mehreren Tarifgefechten. Sie werden in der ersten Runde im alten Hauptzollamt in der Hamburger Speicherstadt aufeinandertreffen und erst einmal die grundlegenden Positionen austauschen.

    Und die liegen weit auseinander. Allein die Entgeltforderung der IG Metall von sechs Prozent ist für Lambusch eine Zumutung: "Die Lohnkosten sind in den vergangenen sechs Jahren um 18,5 Prozent gestiegen, die Produktivität aber nur um 1,6 Prozent", sagt er. "Sollte dieses Missverhältnis noch verschlimmert werden, wird der Standort Norddeutschland ernsthaft beschädigt." Das sieht sein Kontrahent auf der Gewerkschaftsseite ganz anders: "Sechs Prozent ist auch deshalb eine angemessene Forderung, weil es der Metall- und Elektroindustrie noch besser geht als zur letzten Tarifrunde." Die Konjunktur zeige nach oben, die Rendite bleibe auf hohem Niveau.

    Auch die herbstliche Konjunkturumfrage von Nordmetall und vier anderen Verbänden ergab, dass es den Unternehmen im Norden nicht schlecht geht. Die meisten sind zufrieden mit ihrer Geschäftslage und befürchten auch nicht, dass sich daran etwas ändert. Dennoch dürfte vor allem die zweite Forderung der IG Metall nach einem individuellen Anspruch der Arbeitnehmer auf zeitweise Verkürzung der Arbeitszeit noch mehr Konfliktstoff in sich bergen als die Entgeltforderung. Nach den Vorstellungen der IG Metall sollen Arbeitnehmer zur Erziehung von Kindern oder Pflege von Angehörigen zeitweise ihre Arbeitszeit um bis zu 20 Prozent verkürzen können, teilweise mit Lohnausgleich.

    Die Forderung der IG Metall würde nach Einschätzung der Arbeitgeber Lücken in die Belegschaften reißen, die angesichts eines weitgehend leergefegten Arbeitsmarktes kaum zu füllen wären. "Das wäre für die Mitarbeiter hoch attraktiv und würde von vielen auch wahrgenommen", sagt Lambusch. Auf die Betriebe kämen jedoch kaum lösbare Probleme zu. Schon jetzt hätte die Mehrheit der Unternehmen Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Mehr als 18 000 Stellen an der Küste seien unbesetzt und könnten auch bei guter Konjunktur und vollen Auftragsbüchern nicht besetzt werden.

    Die Gewerkschaft kontert mit der Aufforderung an die Betriebe, ihre Ausbildungsanstrengungen zu verstärken. Moderne Tarifverträge seien gerade attraktiv, um qualifizierte Arbeitnehmer zu gewinnen. "Die Forderung nach verkürzter Vollzeit ist auch gesellschaftlich notwendig, weil der Bedarf für Erziehung und Pflege groß ist", sagt Geiken.

    Nach dem Auftakt in Hamburg ist die zweite Verhandlungsrunde für den 8. Dezember in Lübeck angesetzt. Mit dem Jahr endet am Silvestertag auch die Friedenspflicht und zum Jahresauftakt könnten die ersten Warnstreiks an der Küste aufflammen. Am Ende wird die Lösung des Konflikts nicht an der Küste gefunden, wenngleich der Tarifbezirk räumlich mit seiner Ausdehnung über fünf Bundesländer von den Niederlanden bis Polen sehr groß ist. Tarifpolitische Schrittmacher sind jedoch andere Bezirke in den industriellen Zentren im Süden oder Westen Deutschlands./egi/DP/zb





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