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    Marktkommentar  831  0 Kommentare Dan Roarty (AB Europe): Armutsbekämpfung durch Aktienanlage

    Um die globale Armut zu überwinden, können auch Anleger einen Beitrag leisten und dabei gute Ertragsquellen finden.

    Anleger können einen Beitrag leisten und gute Ertragsquellen finden, indem sie sich auf Unternehmen fokussieren, die sich ethisch verhalten oder Lösungen für wichtige Herausforderungen der Armut bereitstellen. Beinahe eine Milliarde Menschen sind seit Beginn des Jahrtausends aus der Armut entkommen. Aber der Kampf gegen die Armut ist lange noch nicht gewonnen, und der Umfang des Problems ist enorm.

    Wir glauben, dass weitere Fortschritte nur durch verstärkte Anstrengungen von Unternehmen und Anlegern erreicht werden können. Dabei können die Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO als Orientierung dienen.

    Extreme Armut ist stark zurückgegangen

    Wie wird Armut gemessen? Typische Kennzahlen fokussieren sich auf die Anzahl der Menschen, die unter ein bestimmtes Einkommens- oder Konsumniveau fallen, wie etwa die aktuelle internationale Armutsgrenze von 1,90 USD. Im Jahr 1999 lebten laut Weltbank (in englischer Sprache) (Abbildung) 1,7 Milliarden Menschen, das entsprach 28,6 % der Weltbevölkerung, in solch extremer Armut. Im Jahr 2013 waren diese Zahlen bereits dramatisch gesunken, auf 769 Millionen respektive 10,7 % gefallen, das entspricht einer Reduzierung um ein Prozent jährlich. Viele Politiker hoffen, dass sich dieser Trend unvermindert fortsetzt, was zu einem vollständigen Verschwinden der extremen Armut bis 2030 führen würde.

    Weiterer Fortschritt wird schwierig

    Erstens ist eine sehr kleine Anzahl von Ländern für beinahe den kompletten Armutsrückgang in diesem Jahrhundert verantwortlich. China alleine macht die Hälfte des globalen Rückgangs aus. China, Indien, Indonesien und Vietnam machen die Hälfte der Weltbevölkerung aus und haben 83 % des globalen Armutsrückgangs verzeichnet. Da in diesen Ländern fast keine extreme Armut mehr herrscht, können sie in der Zukunft auch nur wenig zu einer weiteren Reduktion beitragen.

    Zweitens hatten die verbleibenden Länder mit den ärmsten Bevölkerungen weit weniger Erfolg bei der Armutsbekämpfung. In Afrika südlich der Sahara etwa ist der Anteil in extremer Armut lebender Menschen seit 1999 zwar gesunken, liegt jedoch weiterhin bei über 40 %. Viele dieser Länder verfügen über keinen Meereszugang, leiden unter Naturkatastrophen und Epidemien, Korruption und Krieg. Diese erheblichen strukturellen Defizite erschweren die Ausradierung der schlimmsten Armut erheblich.

    Statistiken beschönigen eventuell das Problem

    Drittens erfassen die nackten Zahlen nicht das wahre Ausmaß der globalen Armut. Die Armutsgrenze von 1,69 Euro ist etwas willkürlich. Sie repräsentiert die faktische Grenze in den ärmsten Ländern wie Afghanistan, Haiti und Südsudan. Man könnte aber mit Recht argumentieren, dass die Armutsgrenzen in Ländern mit niedrigem mittlerem Einkommen wie Indien, Kenia und Pakistan (3,20 USD täglich) oder höherem mittlerem Einkommen wie Iran, Mexiko und Thailand (5,50 USD täglich) ebenso gültige Maßstäbe sind. Verwendet man diese etwas höheren Grenzsätze, steigt die Zahl der Menschen in Armut von 769 Millionen auf entweder 2 Milliarden (28 % der Weltbevölkerung) oder 3,5 Milliarden (48 %).


    Veränderung der globalen Armutsquote 1999-2013


    Zudem denken wir, dass Armut mehr Facetten als das Einkommen aufweist. Selbst wenn das Einkommen oder der Konsum einer armen Person über die Armutsgrenze steigt, kann diese sich immer noch Mangelernährung, Bildungsnotstand, Gesundheits- und Sanitärproblemen ausgesetzt sehen. Die Anzahl der Menschen, die unter verschiedenen armutsbedingten Mängeln leiden, übersteigt jene, die unter die offizielle Armutsgrenze fallen, um ein Vielfaches.

    Was können Anleger tun?

    Das globale Armutsproblem ist enorm und komplex. Daher sind auch große Lösungen gefragt. Wir glauben, dass Unternehmen und Aktienanleger dabei eine Schlüsselrolle zukommt.

    Beginnen wir mit der Geschäftswelt. Multinationale Konzerne haben enormen Einfluss und machen laut UNO-Daten (in englischer Sprache) bis zu 80 % des Welthandels aus. Die größten 1.000 Unternehmen beschäftigen insgesamt mehr als 70 Millionen Menschen und beeinflussen das Leben von Hunderten Millionen mehr über ihre Lieferketten, basierend auf einer Studie der Harvard Business School (in englischer Sprache) . Indem man jenen Unternehmen Kapital zukommen lässt, die soziale und umweltverträgliche Geschäftspraktiken anwenden, kann man einen signifikanten gesellschaftspolitischen Effekt erzielen.

    Über angemessene Löhne hinaus können Unternehmen Armut bekämpfen, indem sie für sichere Arbeitsbedingungen sorgen sowie Fortbildungschancen und Gesundheitsversorgung für Angestellte bieten. Davon profitieren auch die Anleger: Eine aktuelle Studie von Bank of America Merrill Lynch (in englischer Sprache) zeigt auf, dass Aktien mit besseren Nachhaltigkeitsattributen niedrigere Konkursrisiken aufweisen als der Rest.

    Orientierung an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UNO

    Anleger können auch Unternehmen mit Produkten und Dienstleistungen identifizieren, die unmittelbar mit der Armutsbekämpfung zu tun haben. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO (englische Abkürzung SDG = Sustainable Development Goals) können hierfür eine effektive Orientierung bieten. Es gibt 17 definierte Ziele (in englischer Sprache) , erarbeitet von 193 Ländern, die sich mit den wichtigsten Bereichen für die Zukunft der Menschheit befassen, darunter auch die vielen Facetten von Armut.

    Die Bekämpfung der Armut erfordert erhebliche Infrastrukturinvestitionen. Der in den SDG ermittelte Infrastrukturbedarf in den Schwellenländern macht fast die Hälfte des gesamten globalen Investitionsbedarfs aus. Ohne moderne Energie, Transport, Wasser und Telekommunikation ist ein Entkommen aus der globalen Armutsfalle schier unmöglich. Ein erheblicher Ausgabenanstieg ist erforderlich, und private Investitionen spielen dabei eine große Rolle (Abbildung).


    Infrastruktur-Investitionsbedarf-Schwellenländer: 2015-2030


    Das Magazin „The Economist“ (in englischer Sprache) stellte jüngst fest, dass Infrastrukturausgaben unabdingbar sind, um armen afrikanischen Ländern den Sprung ins 21. Jahrhundert zu ermöglichen: „Ein großer Teil der Technologieinvestitionen in Afrika stammt nicht von Wohltätern, sondern von knallhart kalkulierenden Anlegern auf der Suche nach attraktiven Erträgen.”

    Von Gesundheitswesen bis hin zu Technologie

    Tatsächlich gehen die SDG weit über Infrastruktur hinaus. Sie decken große Chancen in Bereichen wie Technologie, Gesundheitswesen und Landwirtschaft auf. Sie berühren alle Branchen und Regionen und können das Kernstück einer dynamischen und thematischen globalen Aktienstrategie formen.

    Für Anleger ist Armutsbekämpfung mehr als Gutmenschentum. Unserer Ansicht nach geht es auch darum, Kapital an Orte zu bringen, wo es dringend benötigt wird, und wo Regierungen und wohltätige Organisationen nicht ausreichend investieren können. Es geht dabei auch um gründliches Unternehmensresearch und Ansprüche an das jeweilige Management, um Ergebnisse zu erzielen. Indem man strategisch an die Herausforderungen herangeht, kann man zugleich hohe langfristige Erträge erzielen und soziale Verbesserungen für die bedürftigsten Regionen des Planeten erreichen.



    Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.





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