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    Börsen-Zeitung  974  0 Kommentare Vom Zinspfad abhängig, Marktkommentar von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Die Würfel scheinen gefallen zu sein, dass die
    US-Notenbank Fed am Mittwoch den Leitzinssatz um 25 Basispunkte auf
    eine Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent anheben wird. Zumindest
    signalisieren dies die aus Terminkontrakten abgeleiteten impliziten
    Zinserwartungen im Markt, und eine deutliche Mehrheit der Auguren
    erwartet ebenfalls einen solchen Schritt. Deshalb dürfte die
    marktbewegende Frage sein, ob sich die Fed darüber hinaus auch zu
    einem Statement hinreißen lässt, in dem sie vier statt wie bisher
    drei Zinsschritte für dieses Jahr in Aussicht stellt.

    Die BayernLB geht davon aus, dass genau dies geschehen wird. So
    sei seit der Veröffentlichung der Konjunkturprognose im Dezember
    durch den Fed-Offenmarktausschuss einiges geschehen, was einen
    steileren Zinsanhebungspfad rechtfertigen würde. So hat der
    US-Kongress eine Steuerreform verabschiedet, und es zeichnet sich ein
    Haushaltspaket ab, das rund 150 Mrd. Dollar an konjunkturfördernden
    Effekten haben dürfte. Die BayernLB schließt nicht aus, dass die Fed
    darüber hinaus für 2019 drei Zinsschritte signalisiert - dies wegen
    der robusten Wirtschaft und nicht wegen einer höheren
    Inflationsprognose, die bereits "recht optimistisch" sei.

    Handelspolitische Volten dürften kurzfristig kaum relevant für die
    Zinspolitik sein, da die Zölle auf Stahl und Aluminium einen zu
    geringen Teil der Wirtschaft treffen, um Inflations- oder
    Wachstumseffekte zu haben. Andere Marktteilnehmer fragen sich aber,
    ob bei den Turbulenzen Anfang Februar nicht bereits ein Übermaß an
    Zinserhöhungserwartung eingepreist worden ist.

    Gemessen an den Renditen langlaufender Staatsanleihen ist dies der
    Fall: Zehnjährige US-Treasuries rentieren mit 2,84 Prozent etwas
    unter ihrem Vierjahreshoch von 2,95 Prozent, das am 21. Februar
    erreicht wurde. Auch die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen sind
    von 0,80 Prozent wieder deutlich auf 0,58 Prozent zurückgegangen. Zum
    einen mag dies mit einer Flucht in Sicherheit zu tun haben. So haben
    die geopolitischen Spannungen in den vergangenen Monaten eher
    zugenommen. Der von Dario Caldara und Matteo Iacoviello konstruierte
    Index für geopolitische Risiken hat inzwischen den höchsten Stand
    seit dem Einmarsch der USA in den Irak 2003 erreicht.

    Doch angesichts der haushaltspolitisch laxen und damit eher
    renditetreibenden US-Regierung ist der Renditerückgang auch ein
    Hinweis darauf, wie hartnäckig niedrig die Inflationserwartungen
    bisher bleiben. Der fünfjährige Inflationsswap, der von der Fed von
    St. Louis publiziert wird, hat sich von einem Hoch von 2,35 Prozent
    Anfang Februar wieder auf 2,10 Prozent zurückgebildet. Ungeachtet
    aller schrillen politischen Töne besteht derzeit ein moderates,
    kontinuierliches, aber nicht extrem hohes Wachstum mit einer leicht
    höheren, aber im langfristigen Vergleich unterdurchschnittlichen
    Teuerung. Eine breite Überhitzung der Wirtschaft ist nicht sichtbar.

    Auch die US-Notenbank selbst geht in ihren "Dots" - den
    Zinsprojektionen der Fed-Gouverneure - langfristig, also auf Sicht
    von drei Jahren oder mehr, im Mittel nur von einem Leitzins von 2,75
    Prozent aus - was noch fünf Zinsschritten entspräche. Allerdings: Vor
    sechs Jahren lagen die langfristigen Projektionen im Mittel bei 4,25
    Prozent und vor zwei Jahren noch bei 3,25 Prozent, wobei für die
    anstehende März-Sitzung im Mittel ein Satz von 3 Prozent erwartet
    wurde. Nun geht es um 1,75 Prozent - was viel über die Prognosegüte
    der Notenbanker selbst aussagt.

    So ist die Relevanz möglicher Änderungen in den Zinsprojektionen
    der Fed wohl eher gering. Doch Marktakteure verhalten sich oft
    pfadgläubig oder pfadabhängig. Änderungen an Projektionsspannen und
    Zinserhöhungspfaden stellen Störungen dar, die sich dann in erhöhter
    Volatilität niederschlagen.

    Das wäre alles nicht weiter schlimm, gäbe es nicht drei Punkte,
    die grundsätzliche Vorsicht ratsam erscheinen lassen: Erstens ist der
    die Aktienhausse tragende Konjunkturaufschwung vor allem in den USA
    in die Jahre gekommen. Zweitens führt die Fed derzeit ihr größtes
    geldpolitisches Experiment der Geschichte - die quantitative
    Lockerung - sehr langsam dem Ende zu, was für unerfahrene Akteure
    Neuland bedeutet. Und drittens sitzt mit Donald Trump jemand an einer
    zentralen Machtposition, der nicht im Verdacht der Pfadabhängigkeit
    steht, sondern vielmehr - in gewisser Weise kreative - Zerstörung
    bestehender Strukturen bevorzugt.

    So ist es nicht unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank zwar ihren
    moderaten Zinserhöhungskurs auch unter Jerome Powell fortsetzt, dass
    aber aus Sicht des Marktes bald andere kursbewegende Ereignisse
    eintreten.

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