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    Börsen-Zeitung  566  0 Kommentare Avanti dilettanti / Kommentar von Gerhard Bläske zur Lage in Italien und Marktreaktionen

    Frankfurt (ots) - In Italien regiert das Chaos. Dass
    Koalitionsverhandlungen sich hinziehen können, das wissen wir aus
    Deutschland. Aber was im Belpaese passiert, das spottet jeder
    Beschreibung. Und zwar nicht deshalb, weil es so lange dauert. Nein,
    weil die Inhalte der Gespräche immer absurder werden.

    Denn selbst wenn es sich nur um den Entwurf des
    Regierungsprogramms gehandelt hat, der längst überholt ist, wie die
    potenziellen Koalitionspartner sagen: Allein, dass über einen
    gigantischen Schuldenerlass die Möglichkeit eines Euro-Austritts und
    die Neuverhandlung des Stabilitätspakts überhaupt diskutiert wurde,
    ist Anlass zu höchster Besorgnis. Da verblassen kaum weniger absurde
    Pläne wie eine Flat Tax, die Einführung eines Grundeinkommens, die
    teilweise Rückgängigmachung der Rentenreform sowie der Verzicht auf
    eine Mehrwertsteuer, über die die potenziellen Koalitionspartner
    weitgehend Einigkeit erzielt haben sollen, schon fast. Dabei kosten
    allein diese Projekte nach Angaben eines unabhängigen britischen
    Instituts mehr als 100 Mrd. Euro und würden den Haushaltsfehlbetrag
    auf 5,5% der Wirtschaftsleistung hochtreiben.

    Avanti dilettanti, möchte man den Chefs der beiden Parteien gern
    zurufen. Doch diejenigen, die da verhandeln und fordern, sind
    immerhin von der Mehrheit der Italiener gewählt worden, also
    demokratisch legitimiert. Das muss man natürlich berücksichtigen.
    Aber dass die wenigen Damen und vielen Herren, die da miteinander
    sprechen, sogar noch stolz darauf sind, dass die Finanzmärkte
    allmählich nervös werden und der Spread zwischen deutschen und
    italienischen Staatsanleihen steigt, ist unverantwortlich. Die
    Reaktionen der Märkte zeigten, dass man auf dem richtigen Weg sei,
    findet Lega-Chef Matteo Salvini. Das ist erschreckend. Denn das Land
    ist hoch verschuldet und ist Verpflichtungen gegenüber der EU, von
    der Italien in hohem Maß profitiert, eingegangen. Die Hoffnungen, die
    beiden Parteien würden angesichts dessen schon vernünftig werden,
    haben sich bisher leider nicht erfüllt.

    Man möchte sich kopfschüttelnd abwenden. Doch Italien ist die
    drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Anders als Griechenland,
    das der EU schon genug Probleme bereitet hatte, hat das Land
    gewaltige Sprengkraft. Die EU muss nun fest bleiben und deutlich
    machen, welche Konsequenzen die Umsetzung all dieser Maßnahmen hätte.
    Im eigenen Interesse. Denn nicht nur Italien selbst würde dann in den
    Orkus gerissen werden, sondern die ganze EU und die Eurozone. Und das
    in Zeiten von Handelskriegen, in denen Brüssel mit einer Stimme
    sprechen müsste.

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