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Einigung im deutschen Asylstreit hilft den Kursen
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die zumindest vorläufige Einigung im deutschen Asylstreit hat am Dienstag auch den europäischen Börsen geholfen. "Das befürchtete Auseinanderbrechen der Union aus CDU und CSU wurde damit abgewendet", kommentierte Experte Martin Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel. Zu viel Optimismus sei aber nicht angebracht, warnte Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axitrader. Ihm bereiten die Sorgen über eine Abschwächung der chinesischen Konjunktur und die fallende Landeswährung sowie die sich abzeichnende, schrittweise Eskalation des Handelskonfliktes zwischen den USA und China Kopfzerbrechen.
Nichtsdestotrotz legte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gegen Mittag um 0,95 Prozent auf 3404,12 Punkte zu und erholte sich damit vom schwachen Wochenstart. Der französische Cac 40 gewann 0,76 Prozent auf 5317,10 Punkte. Für den britischen FTSE 100 ging es immerhin um 0,29 Prozent auf 7569,48 Punkte hoch.
Die Vorsitzenden von CDU und CSU, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU), haben ihren erbitterten Asylstreit beigelegt und ein Auseinanderbrechen der Union vorerst abgewendet. Die Schwesterparteien wollen nun Transitzentren für bereits in anderen EU-Ländern registrierte Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze einrichten. Aus diesen Zentren sollen Asylbewerber direkt in die zuständigen Länder zurückgewiesen werden. Allerdings stehe die Zustimmung des Regierungspartners SPD für diese Vereinbarung ebenso noch aus wie die Österreichs, gab Analyst Greg Fuzesi von der US-Bank JPMorgan zu bedenken.
Cutkovic erinnerte zudem daran, dass US-Präsident Donald Trump am Freitag die angekündigten Strafzölle gegen China umsetzen wolle. "Peking wird mit Strafzöllen auf US-Produkte im gleichen Wert antworten", prognostizierte der Experte. "Langsam sind die Konsequenzen des Handelsstreits auch in der realen Wirtschaft spürbar." Chinas Notenbankchef Yi Gang erklärte in einem Interview, man werde dem Kursverfall der Landeswährung Yuan nicht tatenlos zusehen. Der Yuan war in den vergangenen Wochen erheblich unter Druck geraten.
Im europäischen Branchenvergleich favorisierten die Anleger die seit Wochen gebeutelten Telekommunikationstitel: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 erholte sich um 1,89 Prozent, nachdem er zu Wochenbeginn auf den niedrigsten Stand seit knapp fünf Jahren abgerutscht war.
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Einzige Verliererbranche war am Dienstag die der Rohstoffwerte, deren Index mit minus 1,55 Prozent seine Talfahrt fortsetzte. Besonders heftig erwischte es die Aktien des Bergbaukonzerns Glencore : Sie sackten nach der Vorladung der US-Tochter durch das Justizministerium der Vereinigten Staaten um fast 13 Prozent ab. Die Behörde verlangt die Vorlage von Dokumente und anderen Unterlagen und will wissen, ob Anti-Korruptions- und Geldwäschegesetze eingehalten wurden./gl/she