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    Interview  2627  0 Kommentare Expedeon setzt auf die „Grow, Buy and Build“-Strategie

    Viele Investoren kennen Expedeon noch als Sygnis. Doch mit der Neuausrichtung hat die Gesellschaft einen neuen Namen erhalten. Im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert Heikki Lanckriet, CEO und CSO von Expedeon, dass er auf ein starkes organisches Wachstum setzt. Lanckriet will die Position seines Unternehmens als globale Marke für Reagenzien und Dienstleistungen im Life Science- sowie Diagnostikbereich forciert ausbauen. Bis Expedeon an seine Aktionäre eine Dividende zahlt, wird es aber vermutlich noch etwas dauern.

     

    Redaktion: Sygnis, oder nun Expedeon, hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Ist der Konzernumbau nun weitgehend abgeschlossen?

     

    Lanckriet: Ja. Allerdings setzen wir auch zukünftig auf Expansion und Wachstum. Mit den vier Akquisitionen in den letzten zwei Jahren konnten wir unser Wachstum kräftig anschieben und haben inzwischen eine Größe erreicht, in der sich Skaleneffekte realisieren lassen, was sich auch in unseren Finanzzahlen deutlich niederschlägt. Durch unsere erweiterte Palette an innovativen Produkten und Dienstleistungen konnten wir einen breiten und loyalen Kundenstamm aufbauen. Wir nutzen konsequent die Synergieeffekte und setzen hier auch auf starkes organisches Wachstum.

     

    Wir verfügen nun über ein globales Vertriebsteam mit Standorten in Großbritannien und in den USA, Forschungs- und Entwicklungsstandorte in Spanien und in Großbritannien sowie Herstellungskapazitäten an allen genannten Standorten und durch die Akquisition von TGR Biosciences seit Neuestem auch in Australien. Der Hauptsitz der Gruppe ist weiterhin in Heidelberg.

     

    Redaktion: Eines der am besten sichtbaren Zeichen für die Umstrukturierung von Sygnis ist die Umfirmierung des Unternehmens in Expedeon. Was ist der Grund hierfür und was passiert mit der Marke Sygnis?

     

    Lanckriet: Die Umfirmierung der SYGNIS AG zur Expedeon AG ist der Schlusspunkt der erfolgreichen Integration der von uns in den letzten Jahren akquirierten Unternehmen. Die Akquisitionen machen sich speziell in den Bereichen Vertrieb und Marketing positiv bemerkbar. Um die Synergieeffekte optimal zu nutzen, bündeln wir unsere Aktivitäten unter der etablierten und vertriebsstarken Marke Expedeon. Durch die Umfirmierung möchten wir unsere Position als globale Marke für Reagenzien und Dienstleistungen im Life Science- sowie Diagnostikbereich forciert ausbauen. Die Marke SYGNIS wird nun ebenfalls vollständig in die Expedeon AG integriert.

     

    Redaktion: Im Zuge der Neuausrichtung von Sygnis wurden eine Reihe von Unternehmen zugekauft. Bleibt es bei dieser Strategie, oder wollen Sie in der nächsten Zeit den Fokus stärker auf organisches Wachstum und Hebung von Synergien legen?

     

    Lanckriet: Unsere Wachstumsstrategie beinhaltet sowohl organisches Wachstum als auch Wachstum durch Akquisitionen. Wir werden auch in Zukunft weiterhin an dieser Ausrichtung festhalten. Unser organisches Wachstum durch den gestärkten Vertrieb und die Erweiterung unseres Angebots mit neuen, innovativen Produkten, Technologien und Dienstleistungen sind ein Treiber unseres Geschäftes, die Akquisition von profitablen und innovativen Unternehmen ist ein weiterer starker Hebel.

     

    Wir gehen davon aus, dass sich die Art und Weise, wie wir unsere Wachstumsstrategie finanzieren, verändern wird. Bislang war das Unternehmen auf Eigenkapital angewiesen, um Wachstum zu finanzieren. Da sich Expedeon aber in Richtung Profitabilität entwickelt, stehen uns andere Quellen der nicht-verwässernden Finanzierung, wie beispielsweise Fremdkapital, zur Verfügung. Solche werden Teil unserer Wachstumsstrategie sein.

     

    Redaktion: In welchem Sektor sind Zukäufe zu erwarten und wie sollen diese finanziert werden?

     

    Lanckriet: Wir haben insgesamt die Märkte für Genomik, Proteomik und Immunologie zur Identifizierung weiterer potenzieller Akquisitionsziele im Blick. Innovation und Profitabilität stehen auf der Kriterienliste ganz oben. Wichtig ist uns, dass das zu akquirierende Unternehmen ein zu unserem bestehenden Angebot komplementäres Produktportfolio hat und sich effizient in die Unternehmensstrukturen integrieren lässt.

     

    Im konkreten Fall werden wir die aktuelle Markt- und Finanzierungssituation im Detail analysieren und auf dieser Grundlage die passende Finanzierungsmethode wählen. Wir profitieren dabei von einem deutlich gestiegenen Vertrauen der Investoren in unsere Leistungsfähigkeit. Als alternative Finanzierungsstrategie werden wir auch Fremdkapitalfinanzierungen in Betracht ziehen, um dadurch Verwässerung zu vermeiden.

     

    Redaktion: Wo sehen Sie vor allem Potenzial für Synergien und Verbesserungen der Profitabilität?

     

    Lanckriet: Durch die Integration der akquirierten Unternehmen und die Bündelung unserer Aktivitäten unter der Marke Expedeon erschließen sich hohe Synergien in Marketing und Vertrieb. Wir profitieren auf diese Weise von neuen Expertisen und ergänzenden Kundenkreisen sowie Vertriebs- und Marketingkanälen. Dies ermöglicht uns eine effizientere Nutzung unserer Ressourcen und erzeugt Synergieeffekte, was ein wichtiger Faktor für eine steigende Profitabilität des Unternehmens ist.

     

    Redaktion: Der Umsatz soll 2018 von 7,8 Millionen Euro auf 13 Millionen Euro bis 14 Millionen Euro springen. Welche Wachstumsraten nehmen Sie für die nächsten Jahre ins Visier?

     

    Lanckriet: Unsere Produktpalette deckt inzwischen den gesamten Workflow von der Genomik und Proteomik hin zur Immunologie ab. Dies ermöglicht uns, den Kunden umfassende Produkt- und Servicedienstleistungen aus einer Hand anzubieten. Ziel des Unternehmens ist es, durch eine Kombination aus organischem Wachstum und Wachstum durch Akquisitionen zunehmend profitabler zu werden. Im Jahr 2017 zeigten wir ein währungsbereinigtes organisches Wachstum von 24 Prozent – eine Größenordnung, die wir auch zukünftig anstreben.

     

    Redaktion: Im ersten Quartal hat Expedeon einen mittleren fünfstelligen EBITDA-Gewinn erzielt. Für das Gesamtjahr kündigen Sie schwarze Zahlen auf operativer Ebene an. Wird das wie im zweiten Quartal ein Betrag nahe Break-even, oder ist doch eher ein sechs- bis siebenstelliger Betrag beim EBITDA zu erwarten?

     

    Lanckriet: Im vierten Quartal 2017 konnten wir einen positiven operativen Cashflow und erstmals den EBITDA Break-even berichten. Im ersten Halbjahr 2018 haben wir diesen Trend mit einem positiven EDITDA-Ergebnis und einem deutlichen Umsatzanstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bestätigt. Unser Ziel besteht darin, einen positiven Cashflow im Jahresverlauf 2018 zu erreichen. Aktuell sehen wir noch einige Akquisitions-bedingte nicht-cash-wirksame Effekte, die das EBITDA belasten, aber wir sind auf einem guten Weg, nachhaltig profitabel zu werden.

     

    Redaktion: Wann können ihre Aktionäre mit schwarzen Zahlen unter dem Strich rechnen, wann eventuell sogar mit Dividenden?

     

    Lanckriet: Aktuell legen wir großen Wert darauf, die Forschung und Entwicklung sowie den Ausbau unseres Portfolios voranzutreiben. Investitionen in diese Bereiche ermöglichen es uns, uns als globaler Player im Markt zu positionieren und das Wachstum voranzutreiben. Für eine Dividende ist es aktuell noch etwas zu früh, zum jetzigen Zeitpunkt der Unternehmensentwicklung stehen Investitionen in das Wachstum an erster Stelle.

     

    Redaktion: Der Quartalsbericht weist operativ weiter einen negativen Cashflow aus, zugleich stellten Sie in Aussicht, „dass die Gruppe im Laufe des Jahres Cash-generierend wird”. Ist Expedeon mit dieser Ausgangslage durchfinanziert und sind erst einmal keine weiteren Verwässerungen durch Kapitalmaßnahmen zu erwarten?

     

    Lanckriet: Wir sind auf einem guten Weg unsere Cashflow-Ziele in 2018 zu erreichen. Die positive Geschäftsentwicklung eröffnet uns zudem neue Finanzierungsquellen, wie beispielsweise Zugang zu Darlehen. Für die Finanzierung des operativen Geschäfts benötigen wir keine zusätzlichen Finanzmittel, aber im Rahmen von weiteren Unternehmensübernahmen kann ein Finanzierungsmix aus Eigen- und Fremdkapital von Vorteil sein.

     

    Redaktion: Die Expedeon-Aktie gehört im Health Care-Sektor nicht gerade zu den Top-Performern, hat sich 2018 bisher per Saldo kaum vom Fleck bewegt und liegt deutlich unter dem Jahreshoch 2017. Wie bewerten Sie selbst die Kursentwicklung, was hat Sygnis bzw. Expedeon falsch gemacht in den letzten Jahren?

     

    Lanckriet: Die aktuelle Kursentwicklung spiegelt die Entwicklung des Unternehmens und unsere Erfolge beim Ausbau der Angebotspalette und der Steigerung der finanziellen Performance nicht wider. Das hat teilweise mit dem durchwachsenen Börsenklima zu tun aber auch mit einer etwas abwartenden Haltung der Investoren, die nach unseren Akquisitionen nun auch die versprochenen Ergebnisse sehen wollen. Wir stellen in Gesprächen mit Investoren bereits ein deutlich gestiegenes Interesse fest. Es wird zukünftig wichtig sein, die sehr positive Entwicklung gegenüber dem Kapitalmarkt noch deutlicher in den Vordergrund zu rücken.

     

    Redaktion: Wie sieht die Zukunft für Expedeon aus?

     

    Lanckriet: Wir möchten uns als globales, marktführendes Unternehmen im Spitzenfeld des Life Science-Sektors positionieren. Das erreichen wir durch die kontinuierliche Umsetzung unserer „Grow, Buy and Build“-Strategie, künftig als Expedeon AG. Der durchweg positive Trend der vergangenen Quartale sowie die beständige Unterstützung durch unsere Investoren und der starke Rückhalt unserer Mitarbeiter zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

     

    Das Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.





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    Verfasst von wO Gastbeitrag
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