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    Marktkommentar  906  0 Kommentare Steven Andrew (M&G): Britische Sparer

    Britische Sparer sollten sich über ihre Ausrichtung auf den Heimatmarkt sorgen – aber nicht aufgrund des Brexit

    Britische Anleger legen einen höheren Anteil ihres Einkommens für die Altersvorsorge an, als viele andere Europäer. Jedoch könnte eine zu starke Ausrichtung auf den Heimatmarkt ein Problem werden.

    Eine umfangreiche Studie, die letzten Monat veröffentlicht wurde, belegt, dass britische Anleger, die sich noch nicht im Ruhestand befinden, einen höheren Anteil ihres Einkommens für die Altersvorsorge zurücklegen als die Bewohner in vielen anderen Teilen Europas. Bevor wir jedoch mit dem Feiern beginnen, gibt es zwei wichtige Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt.

    Erstens gibt es Schätzungen, dass Großbritannien immer noch eine erhebliche Altersvorsorgelücke aufweist (die Altersvorsorgelücke ist der Unterschied zwischen den tatsächlichen Beträgen, die für die Altersvorsorge zurückgelegt werden, und der angenommenen Summe, die man für einen sorgenfreien Ruhestand braucht).

    Zweitens – und das ist noch viel wichtiger – ist es die Art und Weise, wie dieses Geld vor und nach dem Renteneintritt angelegt wird, die wirklich ausschlaggebend dafür ist, wie sorgenfrei der Ruhestand sein wird. Bei der Finanzierung eines langen und gesunden Ruhestands muss eine konsistente und nachhaltige Ertragsgenerierung beachtet werden – nicht nur auf kurze Sicht, sondern über einen Zeitraum von vielen Jahren. Wenn man seine Erträge aus zu wenigen Quellen bezieht, sind beide Zielsetzungen stärker gefährdet.

    Hier kann eine zu starke Ausrichtung auf den Heimatmarkt zu einem Problem werden. Es wurde bereits viel darüber diskutiert, wie diese Neigung, die auf Vertrautheit und Verfügbarkeit basiert, unzulängliche Anlageerträge zur Folge haben kann, doch die Risiken für britische Sparer, die dieses Verhalten an den Tag legen, können in der kommenden Zeit erheblich sein. Diese Risiken drehen sich zudem nicht nur um den Brexit, sondern sie sind eine Folge der aktuellen Struktur und der Bewertungen an den britischen Anleihen- und Aktienmärkten.

    Ein riskanter Staatsanleihenmarkt…

    In den vergangenen fünf Jahren sind britische Staatsanleihen für Anleger, die regelmäßige Erträge anstreben oder sich einfach auf die sicheren Eigenschaften dieser Anlageklasse für die Portfoliokonstruktion verlassen wollen, immer unattraktiver geworden. Britische Staatsanleihen erzielen nicht nur viel niedrigere Renditen als ihre US-amerikanischen Pendants, sondern sie bergen auch das Risiko von erheblichen Kapitalverlusten, falls sich die Zinsen in Großbritannien normalisieren.


    M&G-Grafik: Renditevorteil von US-Staatsanleihen


    Eine Annäherung der britischen Renditen an die Renditen von US-Staatsanleihen (ein keineswegs ungewöhnliches Phänomen) würde Inhabern von 10-jährigen britischen Staatsanleihen einen Kapitalverlust von etwa 12% bescheren.

    …und Aktienerträge, die einige Gefahren bergen

    Im Gegensatz dazu scheint der britische Aktienmarkt ein guter Ort für die Geldanlage zu sein, wenn man regelmäßige Erträge anstrebt: Große bekannte Unternehmen zahlen großzügige Dividenden, die nach der Unsicherheit rund um den Brexit aus Renditegesichtspunkten sogar noch attraktiver geworden sind.


    M&G-Grafik: Renditevorteil bei britischen Aktien?


    Die Quellen für regelmäßige Erträge am britischen Aktienmarkt sind jedoch äußerst konzentriert. Fast die Hälfte der ausgeschütteten Dividenden wird von gerade einmal zehn Unternehmen generiert.


    M&G-Grafik: Konzentrierte Dividenden


    Diese hohen Dividendenrenditen bergen auch ihrerseits Risiken. Die Währung ist eines davon. Ein bedeutender Anteil an den Dividenden des FTSE 350 wird von Konten deklariert, die nicht auf Pfund Sterling lauten. Daher kann die tatsächliche Zahlung in GBP deutlich schwanken, vor allem in einem Umfeld, in dem die Brexit-Unsicherheit erhöhte Währungsschwankungen verursachen könnte.


    M&G-Grafik: Schwaches GBP hat britische Dividenden unterstützt


    Eine andere Variable, die einen starken Einfluss auf die Erträge von britischen Aktien hat, sind die Rohstoffpreise. Etwa 25% der britischen Dividenden stammen von Energie- oder Werkstoffunternehmen (darunter große Akteure wie Royal Dutch und BP). 2016, als der niedrige Ölpreis die Einnahmen der Unternehmen beeinflusste, schoss die Ausschüttungsquote von britischen Energieunternehmen in die Höhe und gefährdete die Nachhaltigkeit ihrer Dividenden.


    M&G-Grafik: Ölpreis und britische Dividenden


    Diese Eigenschaften des britischen Aktienmarkts sind nicht neu, aber da die extrem niedrigen Renditen von britischen Staatsanleihen Sparer dazu anregen, sich in anderen Bereichen umzuschauen, gewinnen sie bei den Überlegungen vieler Anleger an Bedeutung.

    Fazit

    Man spricht sich schon lange dafür aus, dass Anleger überall davon profitieren können, wenn sie ihre Geldanlage über ihren Heimatmarkt hinaus streuen. Viele Studien belegen, dass zahlreiche Investoren zu einer Anlage an ihrem Heimatmarkt neigen – und das nicht nur bei „Investmentlaien“: Auch Multi-Asset-Fonds im 20-60% IMA Sektor sind immer noch stark an ihren Heimatmärkten engagiert, mit einer durchschnittlichen Ausrichtung von 18% auf britische Aktien und 14% auf britische Anleihen.

    Doch derzeit scheinen es vor allem Altersvorsorgesparer zu sein, die den möglichen Gefahren dieser Neigung besonders große Aufmerksamkeit schenken sollten. Das hat mit den weit verbreiteten Prognosen, dass das Pfund Sterling unweigerlich abwerten wird oder man als Reaktion auf den Brexit zurückhaltend agieren sollte, wenig zu tun. Es reflektiert eher die heutigen speziellen Ertragseigenschaften von britischen Vermögenswerten. Sparer sollten Bereitschaft zeigen, über Länder, Sektoren und Anlageklassen hinweg nach attraktiven Anlagechancen Ausschau zu halten. Durch diese Flexibilität werden sie in der Lage sein, Anlagechancen zu ergreifen und in einer sich schnell wandelnden Welt, von der der Brexit nur ein kleiner Teil ist, für ihren Ruhestand vorzusorgen.








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