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    Völkermord  564  0 Kommentare Dr. Irfan Ortac: Camps sind keine Fluchtalternative!

    Im August 2014 verübte die Terrormiliz „Islamischer Staat“ einen Völkermord an den Eziden im Nordirak. Viele Überlebende konnten sich ins nahe Sindschar-Gebirge retten. Noch immer leben etwa 30.000 Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Bergen Nordiraks, weitere 400.000 sind seit Jahren in Flüchtlingscamps untergebracht. Sven Lilienström, Gründer der Initiative Gesichter der Demokratie, sprach mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Eziden in Deutschland Dr. Irfan Ortac über den Völkermord an den Eziden, die Verwendung deutscher Entwicklungshilfen und über die Frage, warum Camps keine Fluchtalternative sind.

    Herr Dr. Ortac, der Titel Ihrer Doktorarbeit lautet: „Der Demokratisierungsprozess Irakisch-Kurdistans“. Welchen Stellenwert haben Demokratie und demokratische Werte für Sie ganz persönlich?

    Demokratie ist für mich nicht nur ein politisches System, sondern eine Lebenseinstellung. Der Politologe Theodor Eschenburg hat einmal sinngemäß gesagt: „Mit den Gemütsdemokraten kann ich überhaupt nichts anfangen.“ Da hat er in der Tat Recht! Demokratie muss zu einer Lebenseinstellung werden.

    Das Grundgesetz und vor allem seine ersten 19 Artikel bilden das demokratische Wertefundament unserer Gesellschaft. Im Artikel 1 steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Sie zu schützen ist die Verpflichtung der staatlichen Gewalt, sie zu achten ist Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger.

    Einen wahren Demokraten erkennt man daran, dass er nicht nur Anspruch auf seine eigenen Rechte erhebt, sondern sich auch für die Rechte derer stark macht, die keine Stimme haben. Das ist mein Lebensinhalt und der Grund, warum ich mich tagtäglich und ehrenamtlich für die Menschen einsetze, die ihr Leben nicht in Würde leben können.

    Der Genozid an den Eziden im Nordirak hat tausende Opfer gefordert. Viele überlebten nur, weil sie sich ins Sindschar-Gebirge retten konnten. Unter welchen Bedingungen leben Eziden derzeit im Nordirak?

    Über Genozide im Allgemeinen habe ich während meines Studiums und im Rahmen meiner Forschung immer wieder gelesen. Ein Völkermord im 21. Jahrhundert und in diesem Ausmaß lag jedoch weit außerhalb meiner Vorstellungskraft. Aber es ist passiert!

    Die gesamte ezidische Gemeinschaft ist auf der Flucht. Die komplette Infrastruktur ist zusammengebrochen, die gesellschaftlichen Strukturen sind zusammengebrochen. Diejenigen, die den Genozid überlebt haben, konnten sich ins nahe Sindschar-Gebirge retten. Zum Glück haben Amerikaner und Europäer schnell reagiert, sonst wären die Menschen dort nach wenigen Wochen verhungert oder verdurstet.


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    Sven Lilienström
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    Sven Lilienström (43) ist Master of Global Management und Gründer der Initiative Gesichter der Demokratie. Ziel der Initiative ist es, ein Zeichen zum Schutz und zur Stärkung von Demokratie, Pluralismus und Pressefreiheit zu setzen und auf die zunehmenden Gefahren von Protektionismus und partiellem Nationalismus aufmerksam zu machen.
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    Verfasst von Sven Lilienström
    Völkermord Dr. Irfan Ortac: Camps sind keine Fluchtalternative! Im August 2014 verübte die Terrormiliz „Islamischer Staat“ einen Völkermord an den Eziden im Nordirak. Viele Überlebende konnten sich ins nahe Sindschar-Gebirge retten. Noch immer leben etwa 30.000 Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen in …

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