Medien-Skandal
Die große Täuschung und Enttäuschung beim Spiegel
Der Begriff Lügenpresse tauchte in den vergangenen Jahren immer häufiger auf. Oftmals wird er von populistischen Kräften verwendet. Nun macht ein brisanter Fall beim erwürdigen deutschen Magazin "Der Spiegel" die Runde.
Laut den Aussagen vom "Der Spiegel" am Mittwoch, hat ein preisgekrönter Journalist das Magazin verlassen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass dieser für seine Artikel Zitate und Charaktere im großen Stil erfunden und zu über Dutzende großer Artikel verwebt hatte.
Der Reporter und Redakteur Claas Relotius habe nach einer Untersuchung des Magazins gestanden, die Unwahrheiten verbreitet zu haben, schrieb der Spiegel in einer Stellungnahme. Immerhin ist das Magazin eine der führenden europäischen Nachrichtenpublikationen.
Zu den Artikeln mit falschem oder manipuliertem Material gehören mehrere Beiträge, die für Journalistenpreise nominiert waren und auch Preise gewonnen haben. Darunter Artikel über irakische Kinder, die vom islamischen Staat entführt wurden, ein Gefangener in Guantánamo Bay und syrische Waisenkinder, die gezwungen wurden, in einer türkischen Schweißwerkstatt zu arbeiten.
"Claas Relotius hat seine Täuschung absichtlich und methodisch begangen", schreibt der Spiegel. Er fügte in seine Artikel Dialoge ein oder auch Menschen, die er nie getroffen hatte. Aber auch kommen "zusammengesetzte Charaktere von Menschen, die tatsächlich existierten, deren Geschichten Relotius aber erfunden hatte" vor.
Herr Relotius hat seit 2011 für das Magazin geschrieben und habe zugegeben, dass er Teile von mindestens 14 Artikeln zusammengesetzt hat, so das Magazin. Diese Zahl könnte steigen, denn Herr Relotius schrieb fast 60 Artikel für den Spiegel. Daneben schrieb er als Freelancer für eine Vielzahl deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften.
In seiner Erklärung schrieb das Magazin, dass die Bedenken erstmals im November von einem anderen Journalisten, Juan Moreno, an seine Redakteure herangetragen wurden. Seinerzeit arbeitete Moreno mit Herrn Relotius an einem Artikel über eine Bürgerwehrgruppe an der Grenze der Vereinigten Staaten zu Mexiko.
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Der Spiegel hat die Artikel von Herrn Relotius mit Hinweisen versehen, dass sie bis zum Abschluss der Untersuchung unverändert bleiben.
Auch bei anderen großen Nachrichtenmagazinen tauchen ähnliche Fälle wie der von Herrn Relotius auf z. B. Jayson Blair, ein Reporter der "New York Times", der 2003 zurücktrat, nachdem Redakteure "häufige Taten des journalistischen Betrugs" entdeckt hatten; und Janet Cooke, eine Reporterin der "Washington Post", die 1981 einen Pulitzer-Preis für einen Artikel erhielt, den die Zeitung später als falsch bewertete.