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    ROUNDUP 2  576  0 Kommentare Aussicht auf Großbanken-Fusion beflügelt Aktionärs-Fantasien

    (Das Stück wurde mit Details, Analystenkommentar und Aktienreaktion neu gefasst.)

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank haben am Montag die Fantasien von Börsianern beflügelt. Auch wenn ein Zusammenschluss weiterhin in den Sternen steht, legten die Aktienkurse der Großbanken und der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS deutlich zu. Ob die Euphorie gerechtfertigt ist, könnte sich schon in wenigen Wochen zeigen. Dem Vernehmen nach soll spätestens vor den Hauptversammlungen der Banken am 22. und 23. Mai klar sein, ob die Verhandlungen weitergehen - oder das Thema "Deutsche Commerz" zu den Akten gelegt wird.

    Für die im Leitindex Dax gelisteten Aktien der Deutschen Bank ging es am Montag bis zur Mittagszeit um 3,76 Prozent auf 8,11 Euro nach oben. Die Papiere der Commerzbank gewannen im MDax der mittelgroßen Werte fast 6,89 Prozent auf 7,64 Euro. Für die Aktien der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS ging es um mehr als 9 Prozent nach oben. Gerüchten zufolge könnte die Deutsche Bank ihre Mehrheit an der DWS versilbern, um eine Übernahme der Commerzbank zu finanzieren.

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    Beide Banken hatten am Sonntag nach monatelangen Spekulationen angekündigt, dass sie Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss aufnehmen. Sie betonten jedoch, dass eine Fusion keine ausgemachte Sache sei. Beide wollen sich nun gegenseitig in die Geschäftsbücher schauen. Am Donnerstag treffen sich getrennt voneinander auch die Aufsichtsräte beider Konzerne. Diese Termine stehen schon länger fest. Trotzdem dürfte das Fusionsthema in den Kontrollgremien zur Sprache kommen.

    Befürworter des Zusammenschlusses glauben, dass die Banken nur gemeinsam stark genug wären, um sich gegenüber der weltweiten Konkurrenz zu behaupten. Kritiker befürchten hingegen einen drastischen Jobabbau. Die Gewerkschaft Verdi rechnet im schlimmsten Fall mit dem Abbau von 30 000 Arbeitsplätzen, aus Sicht der Aktionärsvereinigung DSW stünden sogar 50 000 Stellen auf der Kippe. Ende 2018 beschäftigten die beiden Institute zusammen gut 133 000 Vollzeitkräfte.

    Wie Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing versuchte auch Commerzbank-Chef Martin Zielke, die Verunsicherung der Mitarbeiter im eigenen Haus zu begrenzen. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht. Und das ist Ihr Verdienst", schrieb der Manager am Sonntag an die Belegschaft. Die Bank werde "daher selbstbewusst in diese Gespräche gehen". Dabei werde er immer das Wohl der Commerzbank und aller Beteiligten im Blick haben.

    Die Bundesregierung macht ihre Haltung zu einer möglichen Fusion auch von einem Erhalt von Arbeitsplätzen abhängig. "Wir schauen natürlich auf die Zukunft der Arbeitsplätze, um die es geht", sagte Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) am Montag im "Bild-Talk" in Berlin. Wenn es zum Verlust Tausender Stellen käme, sei dies "natürlich ein schwieriger Befund". Das Bundesfinanzministerium ist nach Angaben eines Sprechers nicht an den Fusionsgesprächen beteiligt. Man nehme die Gespräche zur Kenntnis, man begleite sie aber nicht, sagte Ministeriumssprecher Steffen Hebestreit in Berlin.

    Die Politik macht schon lange Druck in Richtung einer Fusion. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär, der ehemalige Goldman-Sachs-Deutschlandchef Jörg Kukies, werben seit Monaten für starke deutsche Banken. Zuletzt hatte es wiederholt Medienberichte gegeben, Scholz und Kukies hätten die Bankchefs Sewing und Zielke gedrängt, ein Zusammengehen zu prüfen - idealerweise vor der Europawahl Ende Mai. Ministeriumssprecher Hebestreit sagte am Montag: "Ich habe keinen Druck wahrgenommen seitens des Bundesministeriums der Finanzen."

    Der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, sieht bei einer Fusion kaum Wettbewerbsprobleme, aber ein Systemrisiko. "Einiges deutet darauf hin, dass die Kartellbehörden den Zusammenschluss, gegebenenfalls unter Auflagen, freigeben würden", sagte Wambach, dessen Kommission die Bundesregierung berät, der "Rheinischen Post". Aber: "Durch den Zusammenschluss entsteht möglicherweise eine neue Bedrohung für die Finanzwelt, nämlich durch einen Anstieg des Systemrisikos."

    Nach Ansicht des Banken-Analysten Kian Abouhossein von JPMorgan Chase könnten von einer Fusion vor allem die Aktionäre der Commerzbank profitieren. Das Institut sei für jede am deutschen Markt interessierte Bank eine gute Wahl, schrieb der Experte. Sollte es zu einer "deutschen Lösung" kommen, müsste der Käufer einen Bewertungsaufschlag zahlen, schätzt er. Größter Aktionär der Commerzbank ist mit 15 Prozent der deutsche Staat, der das Institut in der Finanzkrise vor zehn Jahren mit Milliardensummen vor dem Untergang gerettet hatte.

    An der Börse ist die Deutsche Bank - immerhin Deutschlands größtes Geldhaus - aktuell gerade noch gut 16 Milliarden Euro wert, die Commerzbank rund 9 Milliarden Euro (Stand 15.3.2019). In der Weltspitze spielen die beiden größten börsennotierten deutschen Banken damit nicht mehr mit.

    Um das Geld für eine Fusion und einen voraussichtlich teuren Stellenabbau zusammenzubekommen, müsste die Deutsche Bank laut Experten eine Milliardensumme aufbringen. Dafür könnte die Deutsche Bank laut Insidern ihre Fondstochter DWS verkaufen. Seit dem Börsengang des Fondsanbieters vor einem Jahr hält die Bank noch rund 78 Prozent der DWS-Aktien. Nach dem jüngsten Kurssprung bei der DWS wären diese Anteile zusammen rund 4,75 Milliarden Euro wert.

    Als möglichen Kaufinteressenten haben Investmentbanker offenbar Europas größten Versicherer Allianz im Auge. Dessen Interesse gilt Händlern zufolge jedoch keineswegs als sicher. Der Münchner Konzern ist bereits mit seinem Vermögensverwaltern Pimco und Allianz Global Investors im Fondsgeschäft vertreten. Sprecher von Deutscher Bank und Allianz wollten sich dazu am Sonntag nicht äußern. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg sträubt sich Deutsche-Bank-Chef Sewing gegen einen Verkauf der DWS./stw/sl/rm/elm





    dpa-AFX
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