Forex-Report
BoE in Wartestellung – der Brexit wird verschoben
Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1381 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1343 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,79. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,09. EUR-CHF oszilliert bei 1,12976.
Die Bank of England ist in ihrem Handeln weiter durch die politischen Wirrungen um den Brexit gefesselt. So fiel auch die gestrige Abstimmung zur Leitzinspolitik wie von allen Analysten erwartet mit 9:0 Stimmen für eine Beibehaltung des aktuellen Leitzinsniveaus von 0,75 % aus. Aus dem Protokoll der Sitzung geht hervor, dass die Notenbank sich eine Zinsbewegung in beide Richtung – je nach Verlauf der Ereignisse vorstellen kann, wobei mehr Teilnehmer zu fallenden als zu steigenden Zinsen tendieren. Die Volkswirte der Bank of England messen eine stark rückläufige Investitionsquote im verarbeitenden Gewerbe und den Aufbau von Lagerbeständen. Noch sind sie Beifahrer im schlingernden britischen Wagen. Erst wenn der Wagen endgültig aus der Kurve fliegt, ist es an ihnen OKden geldpolitischen Airbag zu zünden.
In London und Brüssel gehen unterdessen die politischen Kämpfe unvermindert weiter. Eine Einigung ist noch nicht in Sicht. So sind in London Regierung und Opposition weiter zersplittert, wobei jeder seine eigenen Interessen verfolgt, die nicht unbedingt mit denen des Vereinigten Königreiches übereinstimmen müssen. Folgerichtig versucht Theresa May den Druck auf das Parlament zu erhöhen und zu einer Zustimmung zu ihrem „Deal“ zu bewegen, den Hard-Brexit als Damoklesschwert im Hintergrund. Hinderlich beim Aufbau des Drucks ist es, dass die Hardliner ihrer Regierung sich in dieses - aus ökonomischer Sicht - Schwert stürzen wollen. Die Opposition schwankt weiter zwischen Zustimmung zu den Abmachungen mit der EU, Rücknahme des Artikels 50, um den Hard-Brexit zu vermeiden und einer Neuwahl.
Hätte Oppositionsführer Corbyn sich nicht einen Ruf als Opportunist erarbeitet, könnte er glaubwürdig als Vermittler auftreten.
Aus Brüssel verlautete bis gestern Nachmittag, dass eine Verschiebung des Brexits auf neuen Fakten beruhen müsse, also auf einer Vertragsannahme gegenüber der EU oder auf einem neuen Referendum. Eine Annahme der Abmachung kann May natürlich nicht garantieren, so dass sie in der Zwickmühle saß, da sie die alte Vorlage nicht noch einmal in das Parlament einbringen kann.
Im Laufe der Nacht ist man in Brüssel umgefallen. Es wird mit zwei Szenarien gearbeitet. Im unwahrscheinlichen Fall der Zustimmung des britischen Parlamentes wird der Brexit auf den 22. Mai geschoben, andernfalls auf den 12. April. Der Druck, den May auf das Parlament aufbauen wollte, ist damit wieder verpufft.
Panik macht sich unterdessen am Devisenmarkt breit, die implizite Volatilität des Pfundes gegen den US-Dollar ist auf neue Höchststände geklettert.
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Bloomberg; eigene Darstellung.
Die Sorge wächst also an den Märkten, dass es zu einem ungeregelten Brexit und zu wirtschaftlichen Verwerfungen kommt. Wenn aber das britische Parlament nur weiß, was es nicht will, wäre der Hard-Brexit trotzdem die bessere Lösung, als der Verbleib in Europa. Der Rücktritt von Artikel 50 würde dazu führen, dass mit der Europawahl ein Großteil der Vertreter eines Landes keine überzeugten Europäer sind, sondern Europa als erweitertes Freihandelsabkommen sehen, dass sie selbst einschränkt. Die EU wäre damit auf Jahre reformunfähig. Für ihre Akzeptanz ist es aber unerlässlich, Strukturen anzupassen und die europäische Zusammenarbeit zu vertiefen. Die EU und Großbritannien sind wie ein Paar, das sich nicht traut, sich zu trennen. Am Ende gilt aber: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,1100 – 1,1520 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
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