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    Forex-Report  1068  0 Kommentare Chinas Daten setzen positiven Akzent, aber nicht die der USA …

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1306 (07:18 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1279 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.97. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126.56. EUR-CHF oszilliert bei 1.1387.

    Nachmittags lautete es gestern noch bei Reuters „Zollstreit und maue Weltkonjunktur bremsen Chinas Wirtschaft aus“, heute Morgen sieht das doch recht anders aus. Kommen wir zu den Fakten:

    • BIP 1. Quartal 2019: 6,4% (Prognose 6,3%) nach 6,4%

    • Industrieproduktion: 8,5% per 03/19 (Prognose 5,9%) nach 5,3%

    • Einzelhandelsumsätze: 8,7% per 03/19 (Prognose 8,4%) nach 8,2%

    • Städtische Investition:  6,3% per 03/19 (Prognose 6,3%) nach 6,1%

    Anders ausgedrückt scheint sich China dem Trend und den negativen Unkenrufen erfolgreich zu widersetzen.

    Wir haben in diesem Format in den letzten Monaten regelmäßig darauf verwiesen, dass die Gegenmaßnahmen, die China bezüglich der mit dem Handelskonflikt einhergehenden Risiken getroffen hat, massiv sind.

    Diese Maßnahmen waren struktureller (Öffnung der Märkte, Senkung von Zöllen), konjunktureller (Steuersenkungen) und geldpolitische Natur (u.a. Senkung der Mindestreserve). Das Volumen all dieser Maßnahmen liegt im mittleren dreistelligen USD-Milliardenbereich (Schätzung von JP Morgan circa 600 Mrd. USD, alle Maßnahmen).

    Die von den USA verfügten Zölle belasten primär US-Unternehmen und US-Verbraucher und verschlechtern die „Terms of Trade“ des Standorts USA. Das ist ein Hintergrund der US-Investitionsschwäche und der Abkühlung der US-Konjunkturlage neben der ausufernden Schuldenproblematik.

    Es stellt sich die Frage, ob die nach außen herausposaunte Position der Stärke der USA in den Handelskonflikten mit ebenbürtigen Partnern (China, potentiell EU, Kanada und Mexiko waren es nicht!) nicht zumindest in Ansätzen mittlerweile mit dem „lauten Rufen im Walde“ vergleichbar ist. Fakt ist, dass die aggressive US-Handelspolitik den Schulterschluss der Länder forciert, die die Prinzipien des wirklich freien Handels und Multilateralismus unter Ausschluss der Anwendung des US-Rechts auf extraterritorialer Basis (=totalitärer Ansatz, westliche Werte?) hoch halten und verteidigen. Bringen wir es auf den Punkt: Wer hat die Potenz, die eigenen Wirtschaftsräume dauerhaft und nachhaltig zu stimulieren, China oder USA? Diesbezüglich werden wir einen Blick auf die Staatsverschuldung in den USA, in China und in der Eurozone (Daten IWF, Fiscal Monitor):

    © Daten IWF, Fiscal Monitor 10/2018/WEO 04/2019)

    Während in den USA die Neuverschuldung drastisch oberhalb der Wachstumsrate liegt, liegt sie in China unterhalb der Expansion des BIP.

    Anders ausgedrückt ist die Neuverschuldung bezogen auf die Wirtschaftsleistung in China vollständig unkritisch. Das gilt nicht in zartesten Ansätzen für die USA!

    Finanzmärkte haben diese ultimativen Fakten bisher sportlich ignoriert. Wie war das noch mit der Kraft des normativ Faktischen …

     

    Werfen wir einen kurzen Blick auf die gestern veröffentlichten US-Wirtschaftsdaten:

    Die Industrieproduktion sollte per März 2019 im Monatsvergleich laut Prognose um 0,2% zulegen. Hoppla, sie sank per März um 0,1%. Der Vormonatswert wurde bei +0,1% belassen. Die Datenreihe für das erste Quartal lautet beginnend im Januar:

    01/19 -0,3%, 02/19 +0,1%, 03/19 -0,2%. Damit lieferte die Industrieproduktion einen negativen Beitrag zum BIP der USA im ersten Quartal 2019.

    Die Kapazitätsauslastung sank per März von zuvor 79,0% auf 78,8% (Prognose 79,1%).

    Wir sind gespannt, wie vor diesem Hintergrund die bilateralen Handelsgespräche zwischen den USA und China weiterlaufen.

    Sie entscheiden, wer ultimativ am längeren Hebel sitzt. Was kann die EU aus dieser Konstellation lernen? Verbessert der Status Quo USA/China nicht die potentielle Verhandlungsposition der EU? „Food for thought!“

     

    Der deutsche ZEW-Sentiment-Index setzte gestern per April 2019 einen positiven Akzent. Der Index legte von -3,6 auf +3,1 Punkte zu (Prognose 0,8). Damit markierte der Index das höchste Niveau seit März 2018. Das Pendant für die Eurozone legte von -2,5 auf +4,5 Zähler zu (Höchstwert seit März 2018).

    Der ZEW-Lageindex sank per April von 11,1 auf 5,5 Punkte. Die Annäherung der Erwartungskomponente nähert sich damit weiter der Bewertung der aktuellen Situation an.

    Die Bauleistung nahm in der Eurozone per Februar um 2,96% zu. Der Vormonatswert wurde von -1,38% auf -83% revidiert.

    Kontinentaleuropa sieht besser aus, als es in Medien und Märkten diskontiert ist!

    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 – 1.1410 eröffnet neue Opportunitäten.                                                                                   

    Viel Erfolg!      





    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
    Forex-Report Chinas Daten setzen positiven Akzent, aber nicht die der USA …   Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1306 (07:18 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1279 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.97. In der Folge notiert …