Aktien Europa
Deutliche Verluste - Anleger scheuen Risiken
PARIS/LONDON/MAILAND (dpa-AFX) - Die Anleger an Europas wichtigsten Aktienmärkten haben zur Wochenmitte die Reißleine gezogen und die Kurse auf steile Talfahrt geschickt. "Sorgen über die weitere Entwicklung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie ein möglicher Konflikt zwischen der EU und Italien in Sachen italienischer Staatshaushalt lasteten auf der Stimmung. Die Risikoaversion nimmt wieder zu, es heißt raus aus Aktien und rein in sichere Häfen wie den Schweizer Franken oder auch das Gold", kommentierten die Investmentstrategen der Postbank.
Der EuroStoxx 50 verlor am Vormittag 1,64 Prozent auf 3294,07 Punkte. In London fiel der FTSE 100 um 1,38 Prozent auf 7168,36 Punkte. Der Cac 40 in Paris verlor 1,81 Prozent auf 5216,51 Punkte.
Die Unsicherheit rund um den US-chinesischen Zollstreit sorgte bereits an den Fernost-Börsen sowie am Vorabend an der Wall Street für klare Kursabschläge. Problematisch sei vor allem, dass sich keine rasche Lösung abzeichne. Unter dem Eindruck der scheinbar festgefahrenen Situation schienen deshalb Gewinnmitnahmen für viele Investoren derzeit die beste Option zu sein, so die Postbank-Experten.
Aus Branchensicht wurden europaweit Rohstoffwerte mit einem Verlust von 2,5 Prozent am meisten verkauft. Die Aktien aus den Branchen Technologie und Einzelhandel verzeichneten Abgaben von rund 2 Prozent. Bester Sektor waren Immobilienwerte mit einem Minus von einem halben Prozent.
Zurückgeschraubte Produktionsziele von ArcelorMittal beförderten die Aktien des weltgrößten Stahlkonzerns auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren. Zuletzt notierten sie 3,6 Prozent unter dem Vortagesschlusskurs. Es seien weitere Schritte notwendig, um die europäischen Stahlproduktionsmengen an die weiterhin schwache Nachfrage anzupassen, kündigte das Unternehmen an. Schon im ersten Quartal habe sich die Nachfrage abgeschwächt, sagte ein Händler. Der europäische Markt sei der wichtigste für ArcelorMittal, entsprechend deutlich falle nun die Kursreaktion aus.
Die Anteilsscheine von British American Tobacco sackten um weitere 6 Prozent ab und erreichten den tiefsten Stand seit rund drei Monaten. Bereits am Vortag hatten die Papiere des Tabakkonzerns um mehr als 3 Prozent nachgegeben. Händler verwiesen auf schwache Branchendaten, die einen anhaltend sinkenden Zigarettenabsatz signalisierten.
Ansonsten blieben unter den Einzelwerten weiterhin die von Renault und Fiat Chrysler im Fokus. Der französische Autobauer will der Fusion mit dem italienischen Rivalen Kreisen zufolge bereits kommende Woche zustimmen. Der Verwaltungsrat von Renault werde für die Entscheidung zusammenkommen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Renaults Verwaltungsratschef Jean-Dominique Senard soll den Insidern zufolge den fusionierten Konzern führen. Renault-Titel stiegen zuletzt um 0,5 Prozent, die Aktien von Fiat Chrysler büßten 1,6 Prozent ein.
Lesen Sie auch
Der Medienkonzern Mediaset steigt mit knapp 10 Prozent beim deutschen TV-Konzern ProSiebenSat.1 ein. "Der freundliche Anteilserwerb an ProSiebenSat.1 ist eine langfristige Entscheidung, die darauf abzielt, Wertschöpfung mit einer zunehmend internationalen Ausrichtung zu schaffen", sagte Unternehmenschef Pier Silvio Berlusconi. Er ist der Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der sich 1994 aus der Konzernführung zurückgezogen hatte. Mediaset-Aktien zogen zunächst an, drehten dann aber ins Minus und notierten zuletzt 0,9 Prozent tiefer.
Rein optisch verzeichneten die Aktien von BNP Paribas mit einem Minus von mehr als 8 Prozent die höchsten Verluste unter den großen europäischen Werten. Dies liegt zum größten Teil aber daran, dass die Papiere der französischen Großbank an diesem Mittwoch mit einem Dividendenabschlag gehandelt werden./edh/fba