Ausblick
Für die Ölpreise könnten nun ruhigere Zeiten anstehen
Die Zinssenkungsspekulationen nehmen immer weiter zu. Die Umlaufrendite hat längst das bisherige Tief vom Herbst 2016 deutlich unterschritten (siehe roter Pfeil im folgenden Chart) und dabei sogar immer mehr Fahrt aufgenommen (rote Trendkanäle).
Gestern sind auch die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen auf ein Rekordtief von -0,409 % gesunken. Und damit notierten sie erstmals unterhalb des Einlagenzinses der Europäischen Zentralbank (EZB) von -0,4 %.
Offenbar setzen die Anleger darauf, dass dieser Leitzins in absehbarer Zeit weiter gesenkt wird. Diskutiert wurde von den Marktteilnehmern seit der letzten EZB-Ratssitzung bereits ein Zinsschritt auf -0,5 %. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sehen Investoren die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der EZB Ende Juli bei etwa 50 %.
Sinkende Zinsen bedeuten zunehmende Konjunktursorgen
Gleichzeitig bedeuten diese Zinsspekulationen aber auch, dass die Anleger von einer konjunkturellen Abschwächung ausgehen. Denn nur dann wäre eine Zinssenkung durch die Notenbanken gerechtfertigt. Die Zinsentwicklung bestätigt also die vorgestrige Interpretation der jüngsten Konjunkturdaten, dass diese nur oberflächlich betrachtet positiv ausgefallen sind.
OPEC+ verlängern Förderlimit
Eine Konjunkturabschwächung könnte auch der Grund sein, warum sich die OPEC-Mitglieder mit den kooperierenden Staaten (OPEC+) trotz der anhaltenden Spannungen am Persischen Golf auf eine Verlängerung der Öl-Förderbegrenzung geeinigt haben. Der Ölpreis war zuletzt zwar wieder deutlich gestiegen, dies war aber möglicherweise nur dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran sowie dem Angriff auf zwei Öltanker geschuldet. Denn zuvor hatte der Ölpreis deutlich nachgegeben.
Wildes Auf und Ab der Ölpreise
Schon im Dezember hatten sich die "OPEC+"-Staaten darauf verständigt, 1,2 Millionen Barrel Öl pro Tag weniger als im Oktober 2018 zu fördern (1 Barrel = 159 Liter). Damals war der Ölpreis der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) von fast 80 USD auf unter 45 USD gefallen. Anschließend erholte er sich um mehr als 50 % deutlich, wie der folgende Chart aus der Börse-Intern vom 10. April zeigt.
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Kurz zuvor, am 4. April, hatte ich aber bereits geschrieben, dass dieser Anstieg keineswegs einer positiven konjunkturellen Entwicklung zu verdanken war, sondern der Pressteuerung der OPEC+ (siehe „So steuert die OPEC den Ölmarkt“). Und daher riet ich, nach diesem Anstieg zunächst einen Rücksetzer abwarten, um erst danach wieder auf steigende Kurse zu setzen. „In Richtung Sommer sollte man dann allerdings darauf achten, ob die OPEC+ ihre Förderbegrenzung verlängert“, hieß es dazu noch.