Exklusiv Fachkräftemangel auf Platz eins der Hochrisiko-Liste deutscher Unternehmer

Mit weitem Abstand vor anderen Unsicherheitsfaktoren stufen vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) befragte Unternehmen den Fachkräftemangel als hohes Risiko für ihre Geschäftsabläufe ein.
Laut einer Umfrage-Auswertung des IW, die für die wallstreet:online-Redaktion exklusiv erstellt wurde, stufen 61 Prozent der befragten Unternehmen die fehlende Verfügbarkeit von Fachkräften als ein hohes Risiko ein. Weitere 29 Prozent sehen im Fachkräftemangel ein geringes Risiko und für zehn Prozent ist er keine Gefahr für ihre Betriebsabläufe. An der Umfrage haben sich fast 2.400 Unternehmen beteiligt.
Die IW-Forscher befragten im Rahmen einer Konjunkturumfrage Unternehmen in Deutschland, ob bestimmte Unsicherheiten derzeit eine Bedrohung für die eigenen Geschäftsabläufe darstellten, erklärt Michael Grömling, Leiter der Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur beim IW. Den Unternehmern wurden insgesamt 15 Unsicherheitsfaktoren mit jeweils drei Antwortmöglichkeiten – kein Risiko, geringes Risiko und hohes Risiko – vorgelegt.
Nach dem Fachkräftemangel bezeichnen die Unternehmer höhere Arbeitskosten, die Abschwächung der Inlandsnachfrage, die Verschlechterung der Kosten bei gleichzeitig eingeschränkter Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen sowie die Cyberkriminalität als hohe Risiken für ihre Betriebe.
Für Marco Wagner, Senior Economist bei der Commerzbank, ist der Fachkräftemangel eines von zwei Hauptproblemen für die Konjunktur: "In einem Ranking sehe ich vor allem zwei Faktoren, die für das strukturelle Wachstum ein Problem darstellen: der Fachkräftemangel sowie die erodierende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, wobei ich beide etwa gleich bewerte".
Der Ausblick von Uwe Burkert, Chefvolkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), unterstreicht, dass die Gefahr des Fachkräftemangels vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung weiterwachsen könnte: "Gerade in den wichtigsten Zukunftsfeldern Software-Entwicklung, IT und Digitalisierung wurde viel zu wenig ausgebildet und weitergebildet. Daher bleibt der Fachkräftemangel ein zentrales Problem, insbesondere wenn man es für die nächsten fünf Jahre betrachtet".
Autor: Christoph Morisse