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     1163  0 Kommentare Ich liebte ein Papierchen aus Griechenland

    Erinnert sich noch jemand an die Eurokrise? Als Griechenland beinahe pleite gegangen ist, und wir ein riesiges Umschuldungsprogramm auf die Beine gestellt haben?

     

    Natürlich nicht, um Griechenland zu helfen. Sondern um den Euro zu retten. Vor allem aber uns selbst. Um die großen Gläubiger herauszuboxen. Wie den Staat, die Banken und Bernd Niquet zum Beispiel.

     

    Wir Gläubiger mussten zwar einen Forderungsverzicht von über 50 Prozent hinnehmen, doch für den Rest bekamen wir neue Anleihen. Das beinhaltete eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute war, dass der Staat und die Banken diese Papiere jetzt nicht abschreiben mussten. Und die schlechte, dass der Marktwert der neuen Anleihen damals im Jahr 2012, kurz nach ihrer Emission, auch nicht höher notierten als die alten Schrottanleihen.

     

    Als damals im Frühjahr 2012 die neuen Griechenland-Anleihen in nahezu unzähligen Tranchen mit verschiedenen Laufzeiten in die Depots eingebucht wurden, notierten sie am Markt meines Wissen nach je nach Laufzeit zwischen 20 und 25 % ihres Nominalwertes.

     

    Und jetzt halten Sie sich bitte fest, liebe Leser!

     

    Das Papier, das ich heute noch verfolge, eine lange Tranche bis zum Jahr 2034, notierte damals bei 17,85 %, und erreichte im Mai 2012 sogar ein Tief bei 11,67 %.

     

    Niemand auf dieser Welt, jedenfalls niemand mit Verstand, hätte damals wohl geglaubt, dass dieses Papier jemals zu 100 zurückgezahlt werden wird. Und daher auch niemals diese Kursmarke erreichen wird.

     

    Doch schauen Sie sich heute einmal den Chart dieser Anleihe mit der WKN A1G1UM an. Ich habe sie vor einiger Zeit bei einem Kurs von 96 % des Nominalwertes verkauft. Heute hingegen steht sie bereits weit über pari bei einem Kurs von deutlich über 118 %.

     

    Das ist eine Verzehnfachung binnen sieben Jahren, nicht schlecht. Und damit weit besser als die Wertentwicklung der Aktien von Alphabet. Sie entspricht damit ziemlich genau derjenigen von Facebook. Mit dem Unterschied, dass Facebook keine Dividende zahlt, Griechenland jedoch immer pünktlich seine Zinsen überweist.

     

    Nur Amazon hat hier noch eine bessere Performance als Griechenland erzielt. Kein Wunder, denn Amazon knechtet seine Leute wahrscheinlich noch mehr als die griechische Regierung das mit ihren Bürgern machen muss, um den hehren Zielen der ihnen aufoktroyierten Budgetsanierung entsprechen zu können, die man jedoch niemals je erreichen wird.

     

    Die nächste Pleite ist also vorprogrammiert. Derzeit reichen jedoch die Prognosen direkt bis in den Himmel hinein.

     

    Über Italien wird ja auch viel geredet. Doch deren Anleihe bis zum Jahr 2034 steht nicht bei 114 % des Nennwertes, sondern bei über 146 %.

     

    Shebam! Pow! Blop! Wizz!

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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