Volfefe-Index
Börsenindex für Trump-Tweets: Nonsens oder meint es JPMorgan ernst?
Twitter-Meldungen von US-Präsident Donald Trump haben in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Kursbewegungen an den Kapitalmärkten geführt. JPMorgan hat dafür den „Volfefe-Index“ entwickelt, der den Einfluss von Trump-Tweets auf die Volatilität am US-Anleihemarkt misst. Das sagen Finanzexperten von Deutschlands größtem Geldinstitut dazu.
Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, erklärte gegenüber wallstreet:online: „Donald Trump hat einen erheblichen Einfluss auf die Kapitalmärkte und das Medium Twitter ermöglicht ihm die direkte Kommunikation, teilweise ohne vorherige Absprache mit seinen engsten Beratern. Diese Möglichkeit nutzt der US-Präsident tatsächlich sehr umfangreich. Kurzfristig reagieren die Kapitalmärkte teilweise deutlich auf die Tweets des Präsidenten. Allerdings kann politische Unsicherheit bereits seit langem mit den „Policy Uncertainty Indices“ abgebildet werden, der Mehrwert des Tweet-Index ist daher fragwürdig. Ohne aber die genaue Indexmathematik zu kennen, ist es ohnehin schwierig, eine exakte Aussage zu machen. Dass sich die Märkte stärker bewegen, wenn Trump zu den Märkten twittert, finde ich aber genauso wenig erstaunlich wie die Erkenntnis, dass die Märkte mehr auf Tweets reagieren, wenn sie geöffnet haben.“
Mehr als 10.000 Twitter-Meldungen hat Donald Trump während seiner Präsidentschaft bisher verfasst – das sind mehr als zehn Tweets pro Tag. Mehrfach hatte Trump per Twitter angekündigt, neue Strafzölle einführen zu wollen, worauf die Aktienmärkte deutlich nachgaben. So z. B. am 6. Mai 2019: Nachdem Trump via Twitter neue Zölle auf chinesische Waren bekanntgegeben hatte, fielen der Dax und der EuroStoxx 50 um jeweils zwei Prozent – und der SSE Composite Index Schanghaier Börse sogar um 5,6 Prozent, berichtet die WirtschaftsWoche.
Der Volfefe-Index misst den Einfluss von Trump-Tweets auf die Kursschwankungen am US-Anleihenmarkt. 146 von 4.000 analysierten Trump-Tweets, die auf die Zeit des Börsenhandels entfielen, hätten sich nachweislich auf die Kurse von US-Staatsanleihen ausgewirkt. Bereits fünf Minuten nach Veröffentlichung der Trump-Tweets sei es zu Veränderungen von mindestens 0,5 Prozent gekommen, so JPMorgan.
Der Name "Volfefe" ist offenbar eine Zusammensetzung von Volatilität und Trumps mysteriösen "Covfefe"-Tweet vom Mai 2017. Damals hatte der US-Präsident nachts getwittert: „Despite the constant negative press covfefe“. Bis heute ist unklar, was mit #covfefe gemeint war. Wahrscheinlich handelte sich um einen Tippfehler.
Christoph Rottwilm vom Manager Magazin ist sich deshalb nicht sicher, ob der "Volfefe"-Index überhaupt ernst gemeint ist. Er erklärte: „Es ist nicht ganz klar, ob die US-Bank JP Morgan das wirklich ernst meint, oder ob sich die Analysten lediglich einen vergleichsweisen großangelegten Spaß erlaubt haben.“ Bisher ist der Volfefe"-Index jedenfalls nicht öffentlich einsehbar.
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Autor: Ferdinand Hammer