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    Exklusiv-Interview mit Dirk Müller  47024  3 Kommentare Mr. Dax, ich will jetzt kein Geld in unruhigen Börsenzeiten verlieren - Was tun?

    Dirk Müller, Fondsmanager und formerly known as „Mr. Dax“, nimmt im Exklusiv-Interview mit der wallstreet:online-Redaktion kein Blatt vor den Mund: „Aktuell akut gefährliche Marktlage“, „Ende eines fast zehnjährigen Aufwärtstrends“, „Geldentwertung“ sind Vokabeln, die Anleger nicht hören wollen. Aber Müller wäre nicht Müller, wenn er nicht Wege aufzeigen würde, die die Schläge einer als unausweichlich erscheinenden großen Kapitalmarkt-Korrektur abmildern könnten:

    wallstreet:online: Herr Müller, ich will kein Geld in unruhigen Zeiten verlieren. Wie macht man das als Anleger? Und: Haben Sie die die Cashquote Ihres Fonds schon bis zum Anschlag hochgefahren?

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    Dirk Müller: Die Weltwirtschaft erlebt das Ende eines fast zehnjährigen Aufwärtstrends. Diese eigentliche normale Abkühlungsphase wird diesmal jedoch durch die massiven Machtkämpfe zwischen China und den USA verstärkt. Ein schon geraume Zeit lang fragiles Finanzsystem wird seit 2008 mit unkonventionellen Maßnahmen der Notenbanken über Wasser gehalten. Derzeit gibt es zwei grundlegende Risiken, die den Anleger „um sein Geld“ bringen können:

    Zum einen ist es die Gefahr von durchaus deutlichen Kursrückgängen bei Sachwerten wie Aktien aber auch Edelmetallen und im Falle einer schweren und länger anhaltenden Rezession auch der zuletzt sehr hoch bewerteten Immobilien. Da würde sich der Gedanke aufdrängen, sich von solchen Risikopositionen, wo immer möglich, zu trennen und mit einer hohen Cashposition auf tiefere Kurse und eine Aufhellung der Konjunkturaussichten zu warten. Doch die Unberechenbarkeit der Notenbanken macht auch das zu einem gefährlichen Spiel.

    Entwertung

    Denn die zweite Möglichkeit „um sein Geld zu kommen“ ist die Geldentwertung, die nun schon seit einigen Jahren anhält. Eine Inflationsrate von etwa zwei Prozent bedeutet bei einer Verzinsung des eigenen Geldes von null Prozent eben eine jährliche Entwertung der eigenen Kaufkraft um zwei Prozent. Minuszinsen und negative Anleiherenditen wie derzeit bei Bundesanleihen verstärken diese Entwertung. Auf zehn Jahre würde sich das eigene Geld so bereits um etwa zwanzig Prozent entwerten. Die im Zuge einer Rezession zu erwartenden weiteren unkonventionellen Maßnahmen der Notenbanken wie extremere Minuszinsen oder „Gelddruckorgien“ um Anleihen oder sogar Aktien zu erwerben, könnten die Geldentwertung sehr deutlich beschleunigen und einen Einbruch der Aktienmärkte möglicherweise sogar verhindern und eine Inflationierung der Aktienpreise bewirken.

    Beide Varianten sind möglich und jeder muss für sich entscheiden, welche er für die wahrscheinlichere hält. Ich habe mich auf beide Varianten eingestellt, in dem wir im Fonds permanent in die aus unserer Sicht besten Aktien investiert sind und die Cashquote so gering wie möglich halten. In der aktuellen akut gefährlichen Marktlage haben wir unsere Aktienpositionen vollständig abgesichert, was uns vor Kurseinbrüchen schützt. Sollte sich eine beschleunigte Inflationierung durch die Notenbanken abzeichnen, können wir diese Absicherung binnen Minuten auflösen und von den steigenden Kursen profitieren. Diese hybride Strategie halte ich in dieser Phase für die verantwortungsvollste. Aber jeder muss die Lage für sich abwägen und kommt im Zweifel zu unterschiedlichen Einschätzungen und somit Strategien.

    wallstreet:online: Schaut man sich die Performance Ihres Fonds im Vergleich zu denen der Konkurrenzprodukte an, fällt eine deutliche Kurven-Delle z.B. beim PI Global Value Fund in der Zeit von Ende Dezember 2018 bis Mitte Januar 2019 auf. Die Kurve Ihres Fonds hingegen wirkt zur selben Zeit, als die Märkte abrauschten, wie ein langsam fließender ruhiger Fluss. Wieso diese Auffälligkeit?

    Dirk Müller: Unsere außergewöhnliche Strategie sorgt dafür, dass sich der Wert des Fonds außergewöhnlich verhält. Dies konnten wir eindrucksvoll sehen, als in den Phasen der starken Marktrückgänge Ende 2018 unser Fonds nicht nur stabil blieb, sondern sogar leichte Zugewinne aufgrund der starken Aktienqualität verzeichnen konnte, während die Masse der Aktienfonds mit klassische Fondsstrategien im Gleichschritt nach unten ging. Das hat uns den Titel als bester Deutscher Fonds mit internationaler Ausrichtung 2018 eingebracht. Es gibt aber nie einen Sportler, der in allen Disziplinen gewinnt. Jeder hat Stärken und Schwächen. So ist unser Fonds bei schnellen Kursanstiegen aufgrund der Betonung auf Sicherheit etwas langsamer dabei. Meine Anleger und ich setzen in der aktuellen gefährlichen Lage stärker auf Sicherheit und Kapitalerhalt  als auf schnelle Kursgewinne. Aber auch hier gilt: Jeder muss das für sich gewichten, es gibt hier kein „richtig“ oder „falsch“, da niemand die Zukunftsentwicklung sicher voraussagen kann. Erst im Nachhinein lässt sich sagen, was der erfolgreichere Weg gewesen wäre.

    wallstreet:online: Herr Müller, in Ihrem neuen „Archeflyer“ zu Ihrem Fonds heißt es, dass es bei einer hohen Absicherung vorkommen könne, dass der Fondspreis in Aufwärtsphasen verharrt oder nur teilweise am Kursanstieg teilnimmt. Das müssen Sie bitte kurz erklären. Bedeutet das, dass Sicherheit die Performance Ihres Fonds ausbremst?

    Dirk Müller: Ein Unternehmen ist krisenresistent, wenn es über eine starke Bilanzqualität, ein erfolgreiches und zukunftsfähiges Geschäftsmodell verfügt, wenig Schulden hat und seinen Markt weitgehend dominiert. Idealerweise verfügt es auch noch über Produkte, die immer benötigt werden. Das bedeutet keineswegs, dass die Kurse seiner Aktie in einem Crash nicht gleichfalls unter die Räder kommen. Das ist aufgrund der zahlreichen ETF-Investoren sogar zu erwarten. ETF-Gelder gehen rein in die Aktienmärkte oder raus. Sie unterscheiden nicht nach guten oder schlechten Unternehmen. Wenn Geld aus ETFs abgezogen wird, dann werden alle darin befindlichen Aktien gleichermaßen abverkauft und das drückt deren Kurse. Ich freue mich darüber, denn für Qualitätsinvestoren ist das sogar eine große Chance, günstig an weitere Aktien starker Unternehmen zu kommen. Denn diese krisenresistenten Unternehmen werden jede Rezession überstehen, ihre Mitbewerber werden schließen oder sogar übernommen.

    Die starken Unternehmen werden im folgenden Aufstieg von dieser Marktbereinigung und auch der eigenen Verschlankungsmaßnahmen während der Krise noch stärker hervorgehen. Wichtig ist die Frage, ob das Geschäftsmodell trägt und das Unternehmen die Substanz hat eine Krise zu überstehen. Werden wir künftig mehr oder weniger online einkaufen!? Die Antwort ist klar. Wer dominiert den Onlinehandel und hat pumperlgesunde Bilanzen? Auch hier ist die Antwort klar: Amazon. Wird es Amazon auch nach einer Krise als erfolgreiches Unternehmen geben? Höchstwahrscheinlich ja. Die gleichen Fragen gelten für Online-Reisebuchungen  (Booking Holding),  Bargeldloses Bezahlen (Mastercard, Wirecard) oder auch Soziale Netzwerke und Digitalisierung (Facebook, Tyler Technologies). Aber eben auch für ganz profane Bereiche wie Ernährung. Werden wir künftig durch die Überfischung  mehr Zuchtlachs benötigen? (Bakkafrost)

    wallstreet:online: Schauen wir uns die Aktien in Ihrem Fonds genauer an. Welche haben sich denn als krisenresistent herausgestellt? Hatten Sie diese schon vorher als Krisen-Papiere auf dem Schirm? Und wenn ja: Wie picken Sie Anti-Krisen-Stocks, die in Zukunft die Arche stützen werden?

    Dirk Müller: Es sind die immer gleichen Fragen die wir uns stellen und deren Beantwortung dann zur Unternehmensauswahl führen.

    „It won´t be possible“

    wallstreet:online: Als Börsenjournalist wird man das Gefühl nicht los, dass die „Whatever-It-Takes-Bazooka“ der Zentralbanken mindestens eine Blase am Markt nährt. Die Blase am Anleihenmarkt ist einer der besorgniserregenden Indikatoren. An welchen Stellschrauben müsste jetzt gedreht werden, um das Ruder herumzureißen, um im „Archebild“ zu bleiben?

    Dirk Müller: Die Anleiheblase ist nicht auf normalem Wege zu bereinigen. Alan Greenspan beantwortete diese Frage einmal mit dem Satz „it won't be possible“. Die Notenbanken werden daher alles versuchen, die bereits verrückte Situation so lange wie irgend möglich zu verlängern, doch die zu erwartende Konsequenz ist in sich völlig stringent. Es muss eine Entwertung der Schulden und somit parallel eine Entwertung der Geldguthaben geben. Die Schulden des Einen sind bekanntlich die Geldguthaben des anderen. Für mich stellt sich nur die bereits eingangs erörterte Frage, ob es vor dieser Geldentwertung noch einen deflationären Schock (Einbruch der Sachwertpreise im Rahmen einer Wirtschaftskrise ähnlich 2008) gibt oder nicht. Beide Optionen sind möglich. Eine schmerzfreie nachhaltige Lösung des benannten Problems leider – aus heutiger Sicht - nicht.

    wallstreet:online: Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch!

    Das Interview führte Christoph Morisse.




    wallstreetONLINE Redaktion
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