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    Börsen-Zeitung  234  0 Kommentare Masse und Klasse / Kommentar zur Geldwäscheprävention von Jan Schrader

    Frankfurt (ots) - Folgt man der Darstellung des Bankenverbands, so
    liegen die Nerven der Verantwortlichen für Geldwäscheprävention in
    den Kreditinstituten blank. Nicht nur eine verschärfte Bußgeldpraxis,
    sondern auch ein Urteil zum Umgang mit einer Altkanzlerwitwe -
    Medienberichten zufolge Maike Kohl-Richter - hat demnach den Druck
    erhöht. Denn nachdem die Witwe laut gerichtlicher Feststellung erst
    ein Schließfach aufgesucht hatte und anschließend sage und schreibe
    500.000 Euro in bar auf Konten einzahlte, die für eine Überweisung an
    andere Banken bestimmt waren, hätte die Geldwäschebeauftragte des
    Kreditinstituts die Transaktion direkt melden müssen, wie das
    Oberlandesgericht Frankfurt am Main vor einem Jahr bestätigte. Die
    Botschaft schien klar: Nicht private Geldhäuser müssen über den
    Hintergrund einer Transaktion befinden, sondern die Behörden und
    Staatsanwaltschaften. Also: Melden, bitte!

    Melden, melden, melden - genauso gehen Banken mittlerweile vor.
    Andere Berufszweige wie Immobilienmakler, Notare, Güterhändler und
    Glückspielfirmen geben kaum Verdachtsfälle weiter, fast
    ausschließlich die Kreditwirtschaft steht hinter der Flut an
    Meldungen, denen sich die zuständige Zentralstelle des Zolls, die
    Financial Intelligence Unit (FIU), ausgesetzt sieht. Natürlich sind
    Transaktionen mit potenziell kriminellem Hintergrund dabei, etwa wenn
    große Summen aus dem fernen Ausland auf ein Konto fließen und direkt
    abgehoben werden oder ein vermeintlicher Verkauf eines Fahrzeugs
    oder einer Immobilie den Zweck eines Geldflusses verschleiern soll.
    Aber vieles, was aus der Kreditwirtschaft vermeldet wird, ist laut
    Kreisen des FIU unbrauchbar, zumindest auf den ersten Blick. Der
    Bankenverband formuliert seine Forderung daher deutlich: weniger
    Masse, mehr Klasse.

    Doch die Branche ist mit ihrer Forderung in einer schwierigen
    Lage, denn die öffentliche Stimmung ist nach diversen
    Geldwäscheskandalen von Großbanken, vermengt mit dem üblichen
    Potpourri der Branchenschelte, gegen die Geldhäuser gerichtet. Der
    Druck, mehr zu melden, wird bleiben. Eine bessere Vernetzung zwischen
    Behörden und Finanzbranche dürfte aber dazu beitragen, den Umgang mit
    all den Meldungen und Daten zu verbessern. Das FIU, das erst 2017 vom
    Bundeskriminalamt an den Zoll übertragen worden war, hat eine
    Bewährungsfrist verdient, während die Branche einen Anspruch auf
    einen Erfahrungsaustausch hat. Die ersten Schritte dorthin sind
    bereits unternommen. Masse und Klasse müssen kein Gegensatz sein.

    (Börsen-Zeitung, 10.10.2019)

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