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    Börsen-Zeitung  292  0 Kommentare Diese Zeit gehört Dir, Kommentar zur Deutschen Bahn von Stefan Paravicini

    Frankfurt (ots) - Diese Zeit gehört Dir: Seit etwas mehr als fünf Jahren wirbt
    die Deutsche Bahn nun schon mit diesem Slogan. Die meisten Bahnkunden können ihn
    nur noch mit einem müden Lächeln quittieren. Viele Reisende kennen die
    Werbeplakate vor allem von unfreiwillig verlängerten Aufenthalten an Bahnsteigen
    oder in Bahnhofshallen. Hier stranden sie regelmäßig aufgrund von Verspätungen
    oder Zugausfällen.

    Diese Zeit gehört Dir, das wird sich am Montag auch Bahnvorstand Alexander Doll
    gedacht haben, dessen Aufhebungsvertrag vom Aufsichtsrat gutgeheißen wurde.
    Zuvor hatten Chefkontrolleur Michael Odenwald und Verkehrsminister Andreas
    Scheuer (CSU) dem langjährigen Investmentbanker in den vergangenen Tagen den
    freiwilligen Rücktritt nahegelegt. Dem Finanzchef der Bahn wurde vorgeworfen,
    sich beim Verkauf der Bahntochter Arriva zu viel Zeit damit gelassen zu haben,
    Aufsichtsrat und Eigentümer der Bahn über Altlasten zu informieren, die den
    Verkaufserlös unter den Buchwert des Nahverkehrsunternehmens gedrückt hätten.
    Das wurde aus dem Umfeld des Konzerns verbreitet. Der CFO wies die Vorwürfe
    zurück, unterschrieb vor dem Wochenende aber doch einen Aufhebungsvertrag, dem
    der Aufsichtsrat am Montag zustimmte.

    In der zeitlos schönen Pressemitteilung zu der Personalie ist von Versäumnissen
    keine Rede mehr. Stattdessen spricht Aufsichtsratschef Odenwald dem scheidenden
    Finanzvorstand seinen "herzlichen Dank" aus und lobt Doll in den höchsten Tönen
    für seine "klare Kommunikation", die Einführung von "innovativen
    Finanzierungsinstrumenten" und den Verkaufsprozess für Arriva, den er
    "professionell aufgesetzt" habe. Das makellose Abschlusszeugnis, das Doll der
    Bahn offenbar in den Block diktieren konnte, weil die kolportierten Vorwürfe
    arbeitsrechtlich nicht standgehalten hätten, ist eine schallende Ohrfeige für
    Aufsichtsrat und Vorstand der Bahn sowie für den Verkehrsminister.

    Die Zeichen der Zeit sollten der Bahn eigentlich in die Karten spielen. Die
    Regierung hat die Schiene zur Allzweckwaffe für das Erreichen der Klimaziele im
    Verkehrssektor erkoren und lässt sich das im Rahmen der neuen Leistungs- und
    Finanzierungsvereinbarung rund 86 Mrd. Euro für Erhalt und Modernisierung des
    Schienennetzes kosten. Insgesamt stehen der Bahn gemäß Infrastrukturvorstand
    Ronald Pofalla bis 2030 sogar 155 Mrd. Euro zur Verfügung. Der Abgang von Doll
    zeigt indessen, dass die Bahn weiter zu viel Zeit mit Ränkespielen vergeudet.

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