checkAd

     199  0 Kommentare Starfondsmanager Talib Sheikh: „Anleger brauchen flexible Fonds und starke Nerven“

    Jupiter Asset Management will mit Multi-Asset-Fonds bei der Kundschaft punkten. Der zuständige Strategiechef und Fondsmanager Talib Sheikh über schleichenden Vermögenschwund, teure Anleihen und den wahren Zustand der Konjunktur. DAS INVESTMENT: An den Börsen haben wir es inzwischen mit dem längsten Bullenmarkt der Nachkriegsgeschichte zu tun. Würden Sie Aktien bereits gern den Rücken zuwenden?
    Talib Sheikh: Keineswegs. Wir haben es aktuell aber tatsächlich mit einem außergewöhnlichen Aufschwung zu tun und die Bewertungen am US-Aktienmarkt bewegen sich bereits auf historischen Höchstständen. Das macht Investoren selbstverständlich nervös und lässt sie nach Rezessionsanzeichen Ausschau halten. Aber wie eine Börsenweisheit besagt, sterben Aufschwünge nicht an Altersschwäche. Vielmehr können Anleger in Spätphasen von Konjunkturzyklen oftmals ordentliche Gewinne einfahren.


    Das fällt vielen aber schwer?
    Sheikh: Offensichtlich, 2019 war ja ein sehr gutes Jahr für Risikoanlagen, auch wenn es sich nicht so angefühlt hat. Die negativen Schlagzeilen zu Handelskrieg, Brexit oder dem Abschwung im verarbeitenden Gewerbe haben auf die Anlegerlaune gedrückt. Schon seit 18 Monaten nehmen wir starke Stimmungsschwankungen an den Märkten wahr. Positionierungsdaten signalisieren, dass viele Investoren die Marktrally deswegen komplett oder teilweise verpasst haben. Nach zehn Jahren eines gemächlichen Wirtschaftswachstums, in denen sie an den Finanzmärkten solide Gewinne einstreichen konnten, sehen Anleger jetzt überall Hinweise auf eine bevorstehende Rezession. Das Ergebnis ist dramatisch, rund 7,5 Billionen Euro liegen derzeit in der Eurozone auf minimal verzinsten Bankkonten. Berücksichtig man die Inflationsraten, schrumpft auf diesem Weg angelegtes Vermögen kontinuierlich.
    Diesen Anlegern legen Sie gemischte Fondsstrategie ans Herz?
    Sheikh: Nun, aus Anlegersicht besteht die Herausforderung darin, dass es in diesem nervösen spätzyklischen Umfeld zu stimmungsgetriebenen Volatilitätsschüben kommen kann. Und die Bewertungen insgesamt und vor allem an den Anleihemärkten haben inzwischen ein sehr hohes Niveau erreicht. Deshalb dürften die einfachen passiven Anlageansätze, die in den vergangenen zehn Jahren gut funktioniert haben, künftig enttäuschen. Die Situation erfordert stattdessen einen flexiblen und aktiven Ansatz auf der Grundlage eines disziplinierten Risikomanagements, mit dem Investoren erfolgreich durch ein spätzyklisches Umfeld navigieren können.
    Dafür haben Sie mit dem Jupiter Flexible Income im September 2018 sowie dem Jupiter Flexible Macro im August 2019 gleich zwei passende Fonds aufgelegt. Der Absatz von Multi-Asset-Fonds glänzt allerdings bei weitem nicht mehr so stark zu wie in vergangenen Jahren. Ist der Markt schon gesättigt?
    Sheikh: Das bezweifle ich. Die Wachstumsgeschwindigkeit ist sicherlich gesunken, aber allein von 2009 bis 2018 hat sich das in ausgewogenen Mischfonds verwaltete Vermögen mehr als verzehnfacht. Hinzu kommt eine extrem starke Konzentration, die für weitere Absatzchancen spricht. Denn derzeit entfallen 64 Prozent dieses Volumens auf lediglich 5 Fonds, Tendenz steigend. Das eröffnet Chancen für neue Strategien, da es nicht einfach ist, in Milliarden-Portfolios mal eben schnell die Allokation anzupassen. Und mit den sich stetig ändernden Marktbedingungen wird diese hohe Flexibilität bei der Suche nach sinnvollen Renditen immer wichtiger werden.
     
    Womit sollen Ihre Fonds Kunden noch überzeugen?
    Sheikh: Aktives Management und klare Überzeugungen gehören zu Jupiters Kernkompetenz. Nehmen Sie nur die Zahl der Wertpapiere, die ins Portfolio kommen. Bei uns sind es rund 450, bei Wettbewerbern oftmals 3.500. Ähnliches gilt für die Allokation. Wenn etwa solide Anleihen mit Investment Grade nach unserer Einschätzung kein hinreichend gutes Verhältnis von Rendite zu Risiko bieten, fahren wir deren Anteil im Portfolio wie aktuell auf null Prozent herunter. Wir konzentrieren uns darauf, mit Zinsen und Dividenden vorzeigbare Renditen zu erzielen. Dafür sind wir auch bereit, dem Wirtschaftszyklus eng zu folgen und entsprechend oft unsere Investments anzupassen. Aktuell kommen wir im Jupiter Flexible Income so allein aus Zinsen und Dividenden auf regelmäßige Erträge in Höhe von 4,7 Prozent jährlich. In den zurückliegenden 12 Monaten haben wir ein Plus von 12,4 Prozent erzielt. Die Volatilität betrug trotzdem nur 6 Prozent.


    Was unterscheidet die beiden Fonds?
    Sheikh: Der Jupiter Flexible Income soll regelmäßige Erträge plus Kapitalwachstum ermöglichen. Wir erwarten auf längere Sicht 4 bis 6 Prozent Wertzuwachs bei einer Volatilität von 6 bis 8 Prozent. Dafür kombinieren wir eine Makroanalyse mit einem Stockpicking-Ansatz bei Aktien. Der Jupiter Flexible Macro dagegen soll den Geldmarktzins um 5 Prozent übersteigen und eine besonders geringe Korrelation zu den Aktienkursen haben. Die Standardabweichung muss unter 8 Prozent bleiben. Neben thematischen und makroökonomischen Konzepten setzen wir bei diesem Portfolio weit mehr Derivate als Overlay ein.
    Und ins neue Börsenjahr gehen Sie ohnehin durchaus zuversichtlich?
    Sheikh: Ja, die Rezessionsängste haben eindeutig nachgelassen und es spricht einiges dafür, dass das Wirtschaftswachstum noch eine ganze Weile bei Kräften bleiben kann. Insbesondere ein starker Konsum und eine expansive Geldpolitik können den Aufschwung weiterhin tragen. Euphorisch sind wir deshalb aber nicht, sondern vorsichtig optimistisch. Es gibt aber durchaus Gefahren, die ein solches Szenario verhindern könnten. Insbesondere die relativ hohen Bewertungen lassen erwarten, dass die Renditen künftig niedriger ausfallen werden Das Trendwachstum ist schwach, die Inflation gering und die demografische Entwicklung in fast allen größeren Volkswirtschaften problematisch. Zudem haben diese die in der jüngsten Krise angehäuften Schuldenberge noch nicht annähernd abgetragen.
    Apropos Risiken, wo sehen Sie die größten?
    Sheikh: Die zyklischen Risiken steigen. Ein US-chinesisches Teilabkommen oder ein kurzfristiger Waffenstillstand im Handelskrieg werden diesen Konflikt oder den langfristigen Kampf um die globale Vormachtstellung noch nicht beenden. Deshalb dürfte weiterhin eine politische Risikoprämie die Märkte belasten. Auch die Lage im verarbeitenden Gewerbe ist fragil und die Geldpolitik kann den Wachstumsmotor nicht alleine am Laufen halten. Fiskalpolitische Impulse sind ebenfalls nötig, vor allem in Europa. Dem stehen aber erhebliche politische Hürden im Weg. Dennoch sehen wir wie gesagt keine Hinweise auf typische Vorboten einer Rezession, wie etwa schwerwiegende Ungleichgewichte oder einen starken Inflationsdruck. Neben dem soliden Konsum sind außerdem auch die Daten vom Arbeits- und Immobilienmarkt positiv und das Kreditwachstum in der Eurozone robust.
     
    Talib Sheikh startete im Juni 2018 als Chefstratege (Head of Strategy) Multi Asset bei Jupiter Asset Management. Zudem managt Sheikh die beiden Multi-Asset-Fonds Jupiter Flexible Income und Jupiter Flexible Macro. Vor seinem Wechsel zu Jupiter war Sheikh Geschäftsführer und Portfoliomanager bei JP Morgan Asset Management, wo er fast 20 Jahre tätig war, milliardenschwere Multi-Asset-Fonds lenkte und am Aufbau des Teams Multi Asset Solutions beteiligt war.
     

    Weiterlesen auf www.dasinvestment.com



    DAS INVESTMENT
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DAS INVESTMENT wurde 1999 als DER FONDS gegründet und 2007 umbenannt. Das Magazin zählt zu den führenden Fonds-Content-Providern im deutschsprachigen Europa. Themen sind Investmentfonds, Märkte und Volkswirtschaften, geschlossene Fonds, Private Equity, Immobilien sowie Steuern und Recht. Zur Mediengruppe zählen auch die Magazine private banking magazin (Online und Print) sowie die Internetseite multiasset.com. Zudem richtet die Mediengruppe auch den private banking kongress aus.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von DAS INVESTMENT
    Starfondsmanager Talib Sheikh: „Anleger brauchen flexible Fonds und starke Nerven“ Jupiter Asset Management will mit Multi-Asset-Fonds bei der Kundschaft punkten. Der zuständige Strategiechef und Fondsmanager Talib Sheikh über schleichenden Vermögenschwund, teure Anleihen und den wahren Zustand der Konjunktur.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer