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Corona-Krise und US-Geschäft brocken BBVA Verlust ein - Aktie sackt ab
MADRID (dpa-AFX) - Die Aussicht auf hohe Kreditausfälle und eine Abschreibung auf das USA-Geschäft haben die spanische Großbank BBVA im ersten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 1,8 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 1,2 Milliarden ein Jahr zuvor, wie das Geldhaus am Donnerstag in Madrid mitteilte. Für die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise legte das Institut rund 1,4 Milliarden Euro zur Seite. Die Abschreibung auf das kriselnde US-Geschäft ist schon die zweite dieser Art und schlug mit 2,1 Milliarden Euro zu Buche.
An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Die BBVA-Aktie verlor am Donnerstag zeitweise sechs Prozent an Wert und gehörte am Nachmittag mit einem Minus von fünf Prozent zu den schwächsten Werten im Eurozonen-Auswahlindex EuroStoxx 50. Seit dem Jahreswechsel hat sie damit rund 40 Prozent eingebüßt.
Die BBVA gehörte wie ihre heimische Rivalin Santander bereits vor der Covid-19-Pandemie zu denjenigen Banken in Europa, die das meiste Geld für faule Kredite zurückgelegt hatten. Die BBVA ist stark in Schwellenländern in Südamerika und der Türkei engagiert. In dem Land am Bosporus hatten in der dortigen Währungskrise von 2018 viele Kunden ihre Kredite nicht zurückzahlen können.
Der Großteil des Geldes, das die Bank nun wegen der Krise zur Seite legte, entfiel mit 773 Millionen Euro auf Mexiko. In Spanien kamen 517 Millionen Euro hinzu. Die Bankspitze erwartet, dass die Wirtschaftsleistung dort wegen der Krise um 10,5 Prozent schrumpft. Das Heimatland der BBVA gehört zu denjenigen Ländern, die mit am schwersten von der Pandemie betroffen sind. Die Regierung reagierte mit harten Maßnahmen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen, und verhängte eine weitgehende Ausgangssperre für die Bevölkerung.
BBVA-Chef Onur Genc erklärte die hohen Rückstellungen mit der Annahme, dass es im zweiten Quartal eine tiefe Rezession gibt und sich die Wirtschaft danach wieder zu erholen beginnt. Anders als andere Banken habe die BBVA bereits alle Rückstellungen im Zusammenhang mit den Pandemie-Folgen im ersten Quartal verbucht.
Die Eigenkapitalquote des Instituts schrumpfte infolge der hohen Rückstellungen um 0,9 Prozentpunkte auf 10,8 Prozent. Damit verfügt die BBVA über einen der niedrigsten Kapitalpuffer unter den europäischen Banken. Das Management senkte seine Zielquote für den Kapitalpuffer in diesem Zuge auf 10,8 bis 11,3 Prozent. Zuvor hatte es 11,5 bis 12 Prozent angepeilt. Die Europäische Zentralbank als Aufsichtsbehörde hatte den Banken bei den Kapitalquoten zuletzt mehr Freiheit gegeben, damit sie die Wirtschaft in der Krise einfacher mit Krediten stützen können.
Unterdessen trieben die Finanzmarktturbulenzen im Zuge der Covid-19-Krise die Provisionserträge der BBVA nach oben. Die gesamten Erträge legten dadurch im ersten Quartal um gut sieben Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zu./stw/kro/mis