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    Irre: Buffett in Geldnot

    Das klingt unglaublich und fast nach Verschwörungstheorie: Ausgerechnet der große Warren Buffett soll knapp bei Kasse sein. Und das, obwohl er doch angeblich so viele Milliarden auf der hohen Kante hat. Irre!

    Ob da was dran ist, weiß ich nicht. Ich gebe diese Spekulation aus dem Actien-Blatt von Daniel Bernecker trotzdem mal weiter. Ganz einfach deshalb, weil sie so unfassbar erscheint. Lest bitte selbst:

    „Kann es sein, dass Warren Buffets Berkshire Hathaway sich in der Corona-Krise eine wesentlich blutigere Nase geholt hat, als auf den ersten Blick angenommen wurde? Und wenn ja, welche Implikation hätte eine Schieflage des Konzerns in den kommenden Wochen für die Stimmungslage an der Wall Street und somit an den internationalen Börsen? Kann nicht sein!? Dann rechnen Sie mal nach.

    Alle beruhigen sich mit den angeblichen 137 Mrd. ( +7 %), die in der Kasse liegen bzw. fragen sich, warum Buffet bei den Kursen nicht zuschlägt und sogar Aktien auf dem Niveau (teilweise Tiefstwerte) verkauft. Nicht weil er noch besserer Kurse abwartet, sondern weil er nicht anders kann. Warum?

    Die 137 Mrd. Dollar an Liquiditätsreserve liegen in den über 90 Unternehmen, die Berkshire als Konzern voll konsolidiert und auf die man theoretisch zugreifen kann. 80-90 % dieser Liquidität liegt bei den Versicherungen Geico und Reinsurance Group General Re. Die Diskrepanz ist in den 42,64 Mrd. Dollar, die der Konzern zum 31.3.20 in der Bilanz ausgewiesen hat. Das relativiert schon deutlich. Denn:

    Der nun ausgewiesene Quartalsverlust in Höhe
    von 49,75 Mrd. Dollar ist ebenfalls zu relati-
    vieren. Insgesamt musste Berkshire Verluste aus
    Wertpapieren von insgesamt 70,28 Mrd. Dollar
    abschreiben. Davon 54,4 Mrd. Dollar aus Wert-
    papieren, was sicher reine Buchverluste sind. Die
    verbleibenden 15,88 Mrd. Dollar aus Derivati-
    ven-Verlusten sind dagegen mit Sicherheit „echt“
    also auch liquiditätswirksam. Bei einem opera-
    tiven Gewinn von 5,87 Mrd. Dollar bleibt eine
    Liquiditätslücke von 10 Mrd. Dollar, die Berk-
    shire kurzfristig decken musste. Die Tochterge-
    sellschaften brauchen ihr Kapital wegen Corona
    mit Sicherheit selber und Versicherungen, die im
    Quartal Verluste ausweisen, werden bzw. dürfen
    keine Liquidität an den Gesellschafter auszahlen. Ich vermute, dass Berkshire deswegen Aktienpakete verkauft und die Marktschwäche nicht nutzen konnte, um einzusteigen. Hinzu kommt:

    So konservativ sich Warren Buffet immer verkauft, ist Berkshire gar nicht, denn man arbeitet mit sehr hohem Leverage (Effekten-Kredite) und mit großen Derivaten-Absicherungen, die an sich nicht spekulativ sind, auf einen „schwarzen Schwan“ namens Corona aber nicht vorbereitet waren. Hier be- steht eine trügerische Parallele zu LTCM 1998, im Schatten der Russland-Krise. Der Vergleich passt, denn:

    Wenn Berkshire im Konzern Liquidität braucht, um Verluste zu kompensieren, die Töchter aber die konsolidierte Liquidität wegen Corona nicht mehr zur Verfügung stellen können, dann entsteht ein beträchtliches Risiko für die Gesellschaft. Das passt auch zu der Schwäche des Kurses. Pikant:

    Hängt der völlig überraschende Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an Blackrock durch PNS Financial damit zusammen? Buffet besitzt 2,6 % an PNC und Blackrock wiederum 8 % an Berkshire Hathaway. Wer weiß also was? Ein Zufall ist es mit Sicherheit nicht.

    Bei der jap. Softbank läuft es ähnlich. Die Konstruktion von Masayoshi Son gleicht der von Buffet. Seine Invest sind allerdings „visionärer“. Letzten Herbst ging er fast mit WeWork baden und kaufte aus Not den Gründer aus. Nun versucht er sich wegen Corona aus diesem Vertrag herauszureden. Das Son Geld braucht, erklärt auch den Verkauf von Anteilen von T-Mobil an die Deutsche Telekom.

    Für die Aktienmärkte sind die Nachbeben in den Finanzunternehmen fast wichtiger als die konjunkturellen Daten. Große Schieflagen haben eine große Strahlwirkung und verbreiten extreme Unsicherheit. Jede Krise hat eben seine Leichen. 1998 war es LTCM, 2001/2 waren es Worldcom bzw. Enron, und zum guten Schluss 2008 Lehman. Aber:

    Eine Schieflage von Berkshire Hathaway würde den US-Kapitalmarkt in sehr weiten Teilen treffen. Eine größere Entzauberung und auch Verunsicherung kann man sich kaum vorstellen.

    Quelle: Das Actien-Blatt Nr. 21/2020


    Weiterlesen auf: https://wahre-werte-depot.de/irre-buffett-in-geldnot/


    Raimund Brichta
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    Raimund Brichta moderiert im Nachrichtensender n-tv seit Anfang der 90er-Jahre die TELE-BÖRSE, die älteste und populärste TV-Börsensendung Deutschlands. Außerdem ist der Diplom-Volkswirt als freier Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig. Er hat sich nicht nur als Moderator und Börsenreporter, sondern auch als Gastredner und Autor einen Namen gemacht. Sein Fachbuch "Die Wahrheit über Geld"* (www.diewahrheituebergeld.de) ist im Börsenbuchverlag erschienen. Er ist redaktioneller Leiter der Anlegerseite wahre-werte-depot.de sowie Autor, Moderator und Co-Produzent einer erfolgreichen Video-Edition für Privatanleger. Brichta ist Träger des State-Street-Preises für Finanzjournalisten des Jahres 2008.
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    Verfasst von Raimund Brichta
    Irre: Buffett in Geldnot Das klingt unglaublich und fast nach Verschwörungstheorie: Ausgerechnet der große Warren Buffett soll knapp bei Kasse sein. Und das, obwohl er doch angeblich so viele Milliarden auf der hohen Kante hat. Irre! Ob da was dran ist, weiß ich nicht. Ich …