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    FOREX-Report  742  0 Kommentare Der Tiefpunkt ist durchschritten, die Aufräumarbeiten gehen weiter

    Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,089 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0887 im US-Geschäft markiert wurde. USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,73. In der Folge notiert EUR-JPY bei 117,31. EUR-CHF oszilliert bei 1,05876.

    Die für den Monat Mai bisher gemeldeten Markit Zahlen belegen eindrucksvoll, dass wir den Tiefpunkt des Wirtschaftseinbruchs hinter uns gelassen haben.

    Quelle: Bloomberg, SOLVECON INVEST.

    Auch für die noch ausstehenden Meldungen aus Italien, Spanien und Polen ist mit positiven Meldungen zu rechnen. Gleichwohl verbleiben die Indikatoren im Kontraktionsbereich, bis die 50 Punkte Marke wieder überschritten wird, wird es noch Monate dauern.

    Im Service Sektor konstatieren wir sogar einen stärkeren Einbruch als im Manufacturing Bereich.

    Quelle: Bloomberg, SOLVECON INVEST.

    Viele Dienstleistungen wurden in den letzten Monaten schlicht nicht angeboten. Auch wenn es annahmegemäß nicht zu einer zweiten Ansteckungswelle kommt, werden einige Branche lange brauchen, um die Auswirkungen der Krise zu verarbeiten. Neben der Luftfahrt und Touristikbranche sollte insbesondere der Finanzsektor die Auswirkungen der Krise noch deutlich in den Bilanzen zu spüren bekommen. Allen Hilfspakten zum Trotz ist mit deutlich steigenden Ausfallraten in den Kreditbüchern zu rechnen. Hingegen sind die Branchen Telekommunikation und Informationsdienstleistungen eher Krisengewinner.

    Für die Frage, wie schnell die einzelnen Volkswirtschaften aus der Krise kommen, wird entscheidend sein, wie effizient die „Aufräumarbeiten“ vonstattengehen. An dieser Stelle müssen wir feststellen, dass die Politik nicht immer verstanden hat, worum es geht. Systemrelevante Unternehmen, die unverschuldet in Liquiditätsengpässe geraten sind, sollten Hilfe bekommen, ohne dass in die Geschäftspolitik mit politischen Zielen eingegriffen wird.

    So fahren Teile der Bundesregierung mit einem großem Feuerwehrwagen zum Lufthansabrand, um vor Ort den Garten von Airbus gießen zu wollen! Anders sind die Forderungen an die Lufthansa, Vorkrisenpläne mit Milliardeninvestitionen für neue Airbusmaschinen aufrecht zu erhalten, nicht erklärbar. Staatliche Unterstützung wird nur dann erfolgreich sein, wenn nicht mit ihr das Geschäftsmodell langfristig untergraben wird. Falls Airbus Unterstützung braucht, dann bitte direkt.

    Untergraben lässt sich die Ordnungspolitik besonders gut mit dem Verweis auf das grüne Gewissen. Es zwar wenig Zielführend als Gegenleistung für staatliche Unterstützung höhere Umweltauflagen von einem einzelnen Unternehmen zu verlangen, gleichwohl erfreuen sich diese Forderungen hoher Beliebtheit. So muss Air France aufgrund des staatlichen Drucks aus Paris Kurzstrecken einstellen und will „die grünste Airline der Welt“ werden. Ist es weltfremd davon auszugehen, dass zukünftig nicht Wettbewerber diese Strecken übernehmen und der Umweltschaden konstant bleibt? Immerhin wurde vorher auf diesen Strecken Geld verdient. Hilft die Maßnahme damit der Umwelt oder den Aktionären von Ryanair oder easyJet? Soll die Umwelt geschützt werden, müssten Kurzstreckenflüge schlicht verboten oder durch ein gutes Bahnnetz unrentabel werden. Letzteres wäre die volkswirtschaftlich sinnvolle Lösung.

    Die richtigen Anreizstrukturen zu setzen, bleibt auch in der Europapolitik eine Herausforderung. Einigkeit herrscht in dem Ziel, die Länder zu unterstützen, die besonders stark durch den Ausbruch betroffen sind. An dem „Wie“ scheiden sich naturgemäß die Geister. Während sich Frankreich und Deutschland für einen 500 Mrd. € schweren Aufbaufonds einsetzen, schlagen Österreich, Schweden, Dänemark und die Niederlande vor, dass das Geld als Kredit an die besonders von der Corona-Krise betroffenen Staaten gezahlt werden sollte.

    Die Hoffnung dahinter ist, dass das Geld eher investiert, denn konsumiert wird, wenn es als Kredit vergeben wird. Recht haben sie. Deutschland und Frankreich sehen hingegen die Chance, Europa auch fiskalisch enger zusammenwachsen zu lassen. Auch das ist korrekt. Ob sie allerdings noch die richtigen Anreize auf Verwendungsseite in den Nehmerländer gesetzt bekommen, bleibt offen. Mit einer rein konsumtiven Verwendung würden nicht funktionierende Strukturen weiter alimentiert werden. Nur mit einer investiven Verwendung profitiert am Ende Europa, sonst werden es Le Pen und Gauland sein.

    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungspaar EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0720 – 1.0980 eröffnet neue Opportunitäten.

    Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

    Ihr Christian Buntrock




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    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
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