Wie dauerhaft ist die Erholung?
Niemand war auf die beispiellose Intensität der Corona-Pandemie vorbereitet. Aber für die
Experten von Edmond de Rothschild ist klar: Die Behörden haben entschlossen auf die Herausforderungen reagiert. Nach einigen Tagen des Zögerns setzten sie Maßnahmen in Gang, die verhinderten,
dass aus der Krise eine Katastrophe wurde. Wir stellen die Einschätzung für die Südseiten der Börse
München vor. Für Trader lautet unser heutiges Handwerkszeug auf den DAX – Bull SB1NYZ und Bear KA9U8B.
Innerhalb nur weniger Wochen konnte nach unserer Ansicht Folgendes abgewendet werden:
- Eine schwere Rezession; dank Steuerpaketen zur Unterstützung bestehender Aktivitäten und in Schwierigkeiten geratener Mitarbeiter sowie durch Konjunkturpläne.
- Eine gesundheitliche Krise, die einen finanziellen Zusammenbruch nach sich zieht; dank beispielloser geldpolitischer Interventionen der Zentralbanken. Fakt ist: In nur drei Monaten stieg die Bilanzsumme der Fed beinahe so stark wie in den sechseinhalb Jahren nach der Finanzkrise von 2008, als es zu vier Episoden quantitativer Lockerung kam, der größten geldpolitischen Maßnahme aller Zeiten.
- Eine ausgedehnte Ölkrise, die Insolvenzen von Staaten und Unternehmen nach sich gezogen hätte; aufgrund einer Preiserholung und einer in letzter Minute getroffenen OPEC+-Vereinbarung.
- Eine neue europäische Krise; dank neuer EZB-Initiativen und eines deutsch-französischen Vorschlags, der später von der Europäischen Kommission noch weiter vorangetrieben wurde, um einen koordinierten europäischen Wiederaufbaufonds zu schaffen. Italien traf die Hauptlast der Krise und war sowohl politisch als auch wirtschaftlich fragil. Es musste schnell gehandelt werden – und Europa tat es. Es ist zwar noch nicht abschließend beschieden, aber die Risiken einer europäischen Krise haben eindeutig abgenommen.
Die Erholung war spektakulär
Größere Risiken sind zwar noch nicht verschwunden, aber die mit ihnen verbundenen Gefahren sind zurückgegangen und die Wiedereröffnungsstrategien verlaufen momentan zufriedenstellend. Daten aus
den Bereichen Verkehr, Hotel- und Restaurantreservierungen deuten darauf hin, dass sich die Menschen wieder deutlich mehr bewegen. Fügt man die überraschenden Arbeitsplatzgewinne im Mai in den
USA hinzu, so entsteht der Eindruck, dass sich die Wirtschaft schneller erholt als erwartet. Die Erholung an den Finanzmärkten war spektakulär. Jetzt ist die große Frage, ob sie von Dauer sein
kann.
Auf uns rollt eine Welle an Fusionen und Übernahmen zu
Die jüngsten Maßnahmen der Zentralbanken waren so effektiv, dass zwar die Marktbewertungen insgesamt gestiegen sind, sie gleichzeitig jedoch von der Wirtschaftslage abgekoppelt blieben. Solange
es nicht zu einem neuen Schock und der Art von Zentralbank-Rückschritten kommt, die den Ausverkauf der Märkte im Jahr 2018 auslösten, könne die Situation andauern. Wir sind überzeugt, dass die
Zentralbanken die Märkte in den kommenden Monaten weiterhin unterstützen werden.
Trotz erwarteter wirtschaftlicher Erholung ist es jedoch schwierig abzuschätzen, wie sich die Effekte eines Aufschwungs auf die Bewertung von Anlageklassen auswirken. Denn im Gegensatz zu früheren Rezessionen, die mit Restrukturierungen einhergingen, dürften die Unternehmen aus der aktuellen Krise mit noch mehr Schulden und niedrigeren Margen hervorgehen. Die Folge: Die Ausgangslage für einen neuerlichen Aufschwung ist verschlechtert. Zudem werde die Krise einige Unternehmen erheblich mehr schwächen als andere. Dadurch haben robustere Wettbewerber gute Aussichten, kostengünstig Marktanteile zu hinzuzugewinnen – auch in Form von Fusionen und Übernahmen.