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    FOREX-Report  507  0 Kommentare Brüssel kommt in Fahrt – Federal Reserve im Vollkaskomodus

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1755 (06:31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1738 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,09. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,54. EUR-CHF oszilliert bei 1,0734.

    Brüssel kommt in Fahrt – Danke!

    Der anstehende EU-Gipfel soll eine Aufholjagd Kontinentaleuropas gegenüber den USA und China in Hochtechnologie-Sektoren einläuten. Damit bewegt sich Brüssel auf den seit langem (2015!) von uns geforderten „IT-Airbus“ zu.

    Laut Reuters geht es bei dem EU-Gipfel darum, Bereiche zu definieren, in denen Kontinentaleuropa eine zu starke Abhängigkeit hat. Es gehe darum, die Autonomie und Widerstandsfähigkeit der EU zu stärken. Das 750 Mrd. EUR schwere Paket gegen die Corona-Krise soll auf europäischer Ebene genutzt werden, um in Zukunftsbereiche (Batterien, Digitalisierung, Wasserstoff) zu investieren.

    Aber entscheidender werden neue industrielle Allianzen im Bereich von Rohstoffen, Mikroprozessoren, Telekommunikations-Netzwerken, CO2-armen Industrien sowie der industriellen IT-Plattformen gefordert. Am Ende wird dieses Programm aber nicht ausreichen. Es ist ein erster und bitter notwendiger Schritt.

    Ein erheblicher Teil der gesamten EU-Finanzen von rund 1.800 Mrd. EUR soll in den nächsten Jahren in Super- und Quantencomputer, Blockchain-Technologie, Künstliche Intelligenz, 5G-Mobilfunknetze und den Schutz gegen Cyberattacken investiert werden. Da sind wir dann umfänglich bei der Gestaltung unserer Souveränität, denn nur, wer seine Daten kontrolliert, ist souverän! Das ist derzeit, ich erinnere an Herrn Snowden, nicht der Fall!

    Die kommende Woche wird in Brüssel positive und die Zukunft prägende Weichenstellungen für die kommenden Generationen bringen. Von Herzen, danke!

    Federal Reserve im uneingeschränkten Vollkaskomodus

    Die Federal Reserve lieferte eine Politik der ruhigen Hand. Die Federal Funds Rate beließ man in der Spanne zwischen 0,00% - 0,25%. Der Anlagesatz liegt weiter unverändert bei 0,10%. An den quantitativen Maßnahmen wurde nichts verändert.

    Entscheidender war die Vorfestlegung der US-Notenbank. Man will lange an der Niedrigzinspolitik festhalten. Man werde die Zinsen so lange nahe Null zu halten, bis die Inflation auf dem Weg sei. In dieser Zeitspanne dürfe das Preisniveau auch oberhalb der Zielprojektion der Federal Reserve (2%) liegen. Fed-Chef Powell sagte, dass die Zinsen hochgradig konjunkturstützend bleiben würden, bis die Erholung der Wirtschaft weit vorangekommen sei. Aus den aktuellen Fed-Projektionen ist ableitbar, dass wir von einer Fortsetzung dieser Politik bis mindestens 2023 ausgehen dürfen.

    Aus der Notenbank verlautete, dass Hilfen für die Wirtschaft seitens der Notenbank, aber auch der Regierung erforderlich seien. Das mag sich implizit auf die strukturellen Schwächen der US-Wirtschaft beziehen, was niemals explizit seitens der „US-Eliten“ thematisiert wird. Diese strukturelle Schwäche, die weder in der Eurozone, China oder Russland vorliegt, ist seit Jahren daran erkennbar, dass es im BIP-Wachstum der USA in der Gesamtbetrachtung keine selbsttragenden Kräfte gab. Das heißt, dass die öffentliche Neuverschuldung in Prozent des BIP in wirtschaftlichen Normallagen dauerhaft oberhalb des BIP-Wachstums liegt. Anders ausgedrückt liefern die USA zwar latent auf 1. Blick attraktive Wachstumsdaten im Vergleich zur Eurozone, nur handelt es sich um durch Staatsschulden induziertes Wachstum, also subventioniertes Wachstum. Um das anschaulich zu machen, werfen wir einen Blick auf die Daten:

    Quellen: IMF Fiscal Monitor 04/20, IMF WEO 04/20

    Das „whatever it takes“ wurde geliefert. Die Federal Reserve betonte, sie sei entschlossen, ihre gesamte Bandbreite an Werkzeugen zu nutzen, um die US-Wirtschaft in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen.

    Die Federal Reserve steht zum uneingeschränkten Vollkaskoansatz. Sie hat alles geliefert, was sich Trump wünschte. Vor der Wahl wird sie keine weiteren Maßnahmen verfügen, um sich nicht Parteilichkeit vorwerfen zu lassen.

    Die Möglichkeit/Wahrscheinlichkeit weiterer Lockerungen im Nachgang sind ausgeprägt, da der oben dargestellte strukturelle Mangel die USA dauerhaft weiter beschäftigen wird. Anderes lässt sich nicht aus der Funktion des normativ Faktischen ableiten. Was heißt das für die Rolle/Bewertung des USD? Machen Sie Vorschläge!

    Datenpotpourri der letzten 24 Stunden:

    Eurozone: Handelsbilanz erholt sich

    Der Aktivsaldo der Handelsbilanz in der saisonal bereinigten Fassung stellte sich per Berichtsmonat Juli auf 20,3 nach zuvor 16,0 Mrd. Euro (revidiert von 17,1 Mrd. Euro).

    USA: Mehr Licht als Schatten, Fed ruhig im Vollkaskomodus

    Die Einzelhandelsumsätze nahmen per August im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose 1,0%) nach zuvor 0,9% (revidiert von 1,2%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,57% nach 2,44% (revidiert von 2,74%).

    US-Lagerbestände legten per Juli im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,1%) nach zuvor -1,1% zu.

    Der NAHB-Housing Market Index stieg unerwartet per Berichtsmonat September von zuvor 78 auf 83 Punkte (Prognose 78) und markierte den höchsten Wert seit Beginn der uns verfügbaren Historie (1985).

    Die Federal Reserve hat erwartungsgemäß weder an den Leitzinsen (Fed Funds Rate 0,00% - 0,25%) noch am Anlagesatz (0,10%) etwas verändert.

    Japan: Bank of Japan mit ruhiger Hand

    Die Bank of Japan hat erwartungsgemäß den Leitzins (-0,10%) auf der Sitzung per September unverändert belassen.

    Australien: Positive Überraschung am Arbeitsmarkt

    Die Arbeitslosenrate sank unerwartet per Berichtsmonat August von zuvor 7,5% auf 6,8% (Prognose 7,7%) und steht damit auf dem niedrigsten Niveau seit April 2020 (Vorkrisenniveau 5,2%).

    Russland: Normalisierung an der Preisfront

    Die Erzeugerpreise nahmen per August im Monatsvergleich um 1,0% nach zuvor 4,3% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 0,8% nach zuvor -2,2%.

    ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1620 – 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

    Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!




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    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
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